|
BGH,
Beschluss vom 23.09.2008 - 1 StR 484/08:
Aus dem
Recht und der Pflicht des Vorsitzenden zur Sachleitung des Verfahrens
folgt die Befugnis, den Verfahrensbeteiligten eine Frist zur Stellung
von Beweisanträgen zu setzen. § 246 Abs. 1 StPO steht dem nicht entgegen.
(1)
BGH,
Beschluss vom 09.05.2007 - 1 StR 32/07, Rn 15:
Die Voraussetzungen im Übrigen sind:
Die
verlangte Beweiserhebung kann nichts Sachdienliches zugunsten des
Antragstellers erbringen; darüber hinaus muss sie geeignet sein, den
Abschluss des Verfahrens wesentlich hinauszuzögern. In subjektiver
Hinsicht muss sich der Antragsteller der Nutzlosigkeit der
Beweiserhebung bewusst sein und mit dem Antrag ausschließlich die
Verzögerung des Verfahrensabschlusses bezwecken.
(2)
|
Das Gericht ist zur umfassenden Sachaufklärung verpflichtet ( §
244 Abs. 2 StPO).
§
244 Abs. 3 StPO benennt die Gründe, die von ihm dazu
herangezogen werden dürfen, um einen Beweisantrag abzulehnen:
 |
Unzulässigkeit; z.B. Befragung eines
Beteiligten unter dem Einsatz berauschender Mittel oder eines
Lügendetektors.
|
 |
Offenkundigkeit; eine Tatsache bedarf
keines Beweises: Wasser ist nass.
|
 |
ohne
Bedeutung; die Lackfarbe eines
unfallbeteiligten Autos hat keine Auswirkung auf die Frage nach
der Unfallflucht des Angeklagten.
|
 |
bereits
erwiesen; keine doppelte Beweiserhebung,
wenn eine Tatsache zweifelsfrei ist.
|
 |
Ungeeignetheit; ein Mitpatient ist kein
Fachmann für die Frage nach der Schuldfähigkeit des Angeklagten.
|
 |
Unerreichbarkeit; z.B. unbekannter und
nicht ermittelbare Aufenthalt, gesperrte Schriftstücke (
§ 96 StPO).
|
 |
Prozessverschleppung; der Antrag dient
verfahrensfremden Zwecken und soll die Hauptverhandlung
verzögern.
|
 |
Behandlung
als wahr; zugunsten des Angeklagten wird
eine Behauptung ohne Beweiserhebung als wahr unterstellt.
|
|
Zu den Frage, unter welchen Voraussetzungen ein Beweisantrag wegen
Prozessverschleppung abgelehnt werden kann, hat der BGH mehrfach
geäußert,
dass das Gericht Fristen für die Vorbringen setzen darf und diese
Anordnung zu protokollieren ist. Werden Beweisanträge erst später
gestellt, so muss der Antragsteller die Gründe dafür plausibel machen.
Gelingt ihm das nicht, so kann das Gericht auf eine Prozessverschleppung
schließen, wenn es nicht bei unsicherer Beweislage zur Sachaufklärung verpflichtet ist.
Die Verspätung alleine reicht hingegen nicht. Hinzu kommen muss, dass
das Beweisthema
nichts
Sachdienliches zugunsten des Antragstellers erbringen kann und dass
die Beweiserhebung den Verfahrensabschluss wesentlich verzögern würde.
Ob es sich tatsächlich um eine
wesentliche Verzögerung handeln muss, stellen beide
zitierten Entscheidungen in Frage, ohne eine abschließende Entscheidung
zu treffen.
|