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Interessant ist, dass die Mail-Konten zum Teil bereits
Passwort-Änderungs-Mails etwa von Paypal enthielten, die aus den letzten
Tagen stammen. Außerdem wurden in der Inbox offenbar gezielt Mails
geöffnet, die sensible Daten enthalten könnten, also etwa
Passwort-Änderungs-Bestätigungen und Nachrichten von Banken. Das lässt
den Schluss zu, dass diese Mail-Konten bereits systematisch durchforstet
werden. Es ist zu bezweifeln, dass das in allen Fällen nur aus reiner
Neugier geschieht. (3)
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Am
01.10.2009 wurde eine
Liste mit den Daten von 10.028 E-Mail-Konten <bekannt>, die
mit A und B beginnen
(1).
Sie betreffen Kontozugangsdaten zu E-Mail-Konten bei Hotmail, Google Mail, Yahoo
und AOL
(2).
Über die Motive der Phisher, die diese Daten ausgespäht und
protokolliert haben, herrscht Unkenntnis. Es wird befürchtet, dass sie
sich mit ihnen Zugang zu den persönlichen Daten der Ausgespähten
verschafft haben, um sie schadensträchtig zu missbrauchen.
Die Befürchtungen sind nicht unberechtigt. Dazu passt jedoch nicht,
dass die ausgespähten Daten unversteckt veröffentlicht wurden. Wenn sie
schon missbraucht oder verkauft werden sollten, so macht es wenig Sinn,
die Öffentlichkeit durch eine Veröffentlichung zu warnen.
Die Schadensbegrenzung der Hostprovider erfolgt nur zögerlich. Noch
am 09.10.2009 stellte
fest, dass viele der ausgespähten Konten zugänglich und die Postfächer
bereits systematisch nach solchen Nachrichten durchsucht worden seien,
die Zugangsdaten zu anderen Internetdiensten versprechen (siehe Kasten
links). Ich denke, dass hier Trittbrettfahrer am Werk waren.
Unklarheit
besteht auch wegen Methode, mit der die Daten ausgespäht wurden.
In Betracht kommen besonders zwei Angriffspunkte, entweder bei den
Hostprovidern selber oder durch den Einsatz von Malware auf den PCs der
betroffenen Kontoinhabern.
Dabei fällt anhand der veröffentlichten Liste auf, dass besonders
Leute mit spanischer Sprachherkunft betroffen scheinen
(4).
Die schiere Menge und die alphabetische Sortierung spricht dafür, dass
die Daten aus einer Datenbank kopiert wurden, also direkt bei einem
Hostprovider.
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Das Mengenargument ist dann nicht zwingend, wenn eine selbsttätige
Malware zum Einsatz kam, die die Datenbestände und -eingaben der
Anwender aktiv überwachte und die ausgespähten Daten an die
Malwarebetreiber übermittelte.
Gegen diese Annahme wenden sich die betroffenen Hostprovider, die
überwiegend behaupten, es müsse sich um eine Ausspähung handeln, bei der
die Anwender durch unachtsame Eingabe von Daten mitgewirkt hätten. Damit
können sie jedenfalls eine Teilschuld von sich abwenden
(5).
Dafür sprechen
Einträge
wie "Not telling" (Sag ich nicht), die tatsächlich danach klingen, als
hätte da jemand Phish gerochen.
(6)
Ungeachtet
aller Spekulationen über die Methoden und Motive der Täter zeigt der
Vorfall die Anfälligkeit der Massendienste im Internet. Sie arbeiten mit
sensiblen Daten, auch wenn sie nur einen geringen Anteil ausmachen.
Verschlüsselungen und andere Sicherheitsvorkehrungen werden in aller
Regel nicht eingesetzt.
Insoweit sind die Diensteanbieter wegen sinnvoller Konzepte ebenso
gefragt wie die Anwender, die ihre Bequemlichkeit vor die Sicherheit
stellen.
Die Prognosen, die eine Zunahme der Angriffe auf Anwenderdaten
vorhergesehen haben, werden jedenfalls auch durch diesen Vorfall
bestätigt.
11., 13.10.2009: Heftiger Anstieg von Phishing-Mails
(7)
und Malware gegen mobile Geräte
(8).
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