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Sie haben
uns einmal gesagt, dass es Sie stören würde, wenn es Raubkopien Ihrer
Bücher gäbe. Digitale Kopien Ihrer Texte im Internet seien aber in
Ordnung. Hat sich diese Sichtweise im Anblick der E-Book-Entwicklung
geändert?
William Gibson
Nein.
Alles ist Werbung. Manche Leute sagen: Es ist die Steuer des Ruhms. Dein
Buch wird nicht kopiert, wenn du nicht schon bekannt bist. Raubkopiert
zu werden ist eine Art Qualitätssiegel. Es beweist, dass das Produkt
einen Wert auf dem Markt hat, kopierenswert ist. Ich habe nie bemerkt,
dass Buchverkäufe geschmälert wurden. Es handelt sich um
unterschiedliche Bedürfnisse und Märkte.
(1)
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Gibsons frühen Werke waren turbulent und zeugten von
quirligen Lebensumständen der handelnden Personen. Die Hauptperson in der
"Mustererkennung"
(2)
nahm sich dagegen sehr zurück und war nachdenklich, ruhig, und preschte
dann auch wieder vor. Gibson erzählte damit eine gradlinige, gefühl- und
spannungsvolle Geschichte. In seinem jüngsten Roman, "Quellcode"
(3)
(4),
betrachtet er sensibel und genau verschiedene Schicksale. Die
Handlungsfäden seiner Protagonisten führt er schließlich zu einer
kleinen Explosion zusammen.
Was Gibson auszeichnet, ist sein komprimierter Stil. Da greift nicht
jemand in seine Manteltasche sondern in die Tasche seines gestern bei
soundso gestohlenen Mantels. Er beschränkt sich also häufig nicht auf
eine Aussage, sondern füllt seine Sätze - meistens mit ganz wenigen
Worten - mit Zusatzinformationen an. Das dynamisiert und beschleunigt
seine Erzählung und reißt den Leser mit.
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(1)
Stefan
Brecht, Markus Friedrich, Leben im Cyberspace.
William
Gibson, der Erfinder des "Cyberspace", im Gespräch, c't 15/2008,
S. 204, 205
(2) Mustererkennung, dtv 2006
Bestellung bei  
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(3)
Original: Spook
Country, Putnam Publishing Group 2007
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deutsche Ausgabe: Quellcode, Klett-Cotta 2008
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(4)
Zur amerikanischen Ausgabe:
Ben
Schwan, Spooks, wohin man blickt, Technology Review 31.08.2007.
Marcus Hammerschmitt, Geisterstunde, politisch,
Telepolis 25.11.2007
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