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August 2009 |
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volle Kanüle | Netz zuhause |
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Fast die Hälfte der Webseiten, die mit Schädlingen verseucht sind, behandeln pornographische Inhalte. Schon "normale" Malware-Seiten sollen 23 verschiedene Schädlinge enthalten. Die Spitzenreiter penetrieren den unachtsamen Besucher mit einem Gift-Cocktail, der sich schon nicht mehr begreifen lässt. Nach der Symantec-Studie (2), von der berichtet, greifen die infizierten Seiten den Browser des Nutzers bevorzugt direkt an. Es bedarf also keines Klicks, um sie zu starten. Zwei Umstände beruhigen etwas: Die schlimmsten Seiten sind englischsprachig und haben so seltsame Namen, dass sie im deutschen Sprachraum wenig Attraktivität versprechen. Die meisten Schadroutinen sind so alt, dass ein gut aktualisiertes System keine Infiltration befürchten muss. Richtig gefährlich werden nicht diese Omnibus-Webseiten, die mit der Brechstange arbeiten und deren Angriffe wahrscheinlich spätestens nach der Infiltration kläglich scheitern. Angst machen mir die innovativen Angreifer, die sich auf eingrenzbare Gruppen oder Einzelpersonen konzentrieren, indem sie deren besonderen Gewohnheiten ausspähen und missbrauchen. Schau'n mer 'mal. |
Das hat begonnen vor rund 20 Jahren mit den Telefonanlagen, sich vor knapp 10 Jahren mit den Flatrates fortgesetzt, die Familien und Kleingruppen nutzten, und weitet sich jetzt ganz besonders auf Fernseh-Filme und Chart-Musik aus. In Bezug auf die Telekommunikation und das Internet hat sich dafür der Begriff der Konvergenz eingebürgert. Eigentlich ist er falsch, weil er "gleichartige Entwicklungen" beschreibt und mir ursprünglich aus der Evolutionslehre bekannt ist. Auf das technische Zeitalter übertragen, beschreibt die Konvergenz die Nutzung derselben physikalischen Infrastrukturen (Telefonnetze) für verschiedene Dienste zum Transport von Sprache und Daten. Die Vernetzungs-Diskussionen, die jetzt im Gange sind, betreffen nur neue Dienste, die dem Endkunden gegen Geld zur Verfügung gestellt werden können. Das ist schön und gut und ich freue mich auch darüber. Was mir fehlt, ist ein Konzept, das mich nach dem (bürgerlichen und britischen) Leitbild "My Home is My Castle" vor Schnüfflern, selbstgerechten Kontrolleuren und Angreifern schützt, wenn ich vernetzte Inhalte nutze. Das interessiert die Anbieter, die Geld machen wollen, erst dann, wenn ihr Profit in Frage steht.
Ich
schimpfe häufig über Datenschutzpenetranten, Verfolgungsideologen und
andere hämsche Auguren
(4).
Auch gegen gefühlsüberschwängliche Perspektivisten setze ich hingegen
ein gesundes Misstrauen, wenn es um die anderen Seiten der Innovation
geht
(5).
Das ist auch hier so. |
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Anmerkungen | |||
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(4)
"Hämschatten" ist ein Begriff, der meiner hannoverschen Herkunft
geschuldet ist. "Zwielicht" und das englische "Twilight" treffen ihn
sehr gut. Auf Personen bezogen hat er eine Nähe zu den "Halbseidenen".
Hämschatten ist jedoch eine Situation oder eine Umgebung, die ungeahnte
Gefahren birgt. Das ist auch bei dem Halbseidenen so, der das Gefühl
einer Gefahr vermittelt, die neu ist und mit der ich erst lernen muss
umzugehen.
(5)
Im Englischen: Far Site. Sie kann ausgesprochen bösartig sein. |
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Cyberfahnder | |||
© Dieter Kochheim, 11.03.2018 |