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So
überschreibt
die Meldung
(1)
darüber, dass den zwölf Redakteuren der
Netzeitung
(2)
betriebsbedingt gekündigt worden sei und die Internetzeitung soll
künftig nur noch als
automatisiertes Nachrichtenportal fortgeführt werden. Die
Nachrufe folgen auf dem Fuß
(3).
Die
Netzeitung ist eine nur im Internet vertretene Zeitung ohne ein zweites
Standbein in den Printmedien. Sie bedient ein allgemein gehaltenes
Informationsinteresse ohne Spezialisierung. Damit konkurriert sie mit
jeder Menge Nachrichtendiensten und sie hat auch nie den richtigen
Durchbruch geschafft, sich als besonderer Informationsdienst zu
positionieren.
Den Markt
für Boulevard-Meldungen besetzen die Internetangebote der klassischen
Tages- und Wochenzeitungen. Sie können nicht nur auf einen soliden Stamm
von Redakteuren und anderen Mitarbeitern zurückgreifen, sondern haben noch
einen weiteren Vorteil: Ihre Werbeeinnahmen dürften überwiegend aus dem
Printgeschäft stammen und das lässt eine Querfinanzierung zwischen
Print- und Netzausgabe zu. Sie nutzen ihren Webauftritt außerdem zur
Eigenwerbung, so dass die Netzausgabe im Wesentlichen zum Anfüttern der
Papierkäufer dient.
Es ist
schade, dass das Projekt stirbt. Seine Perspektive, ein automatisiertes
Nachrichtenportal zu werden, ist alles andere als zielführend. Nicht
nur, dass sich auf diesem Markt etablierte Platzhirsche tummeln. Die
Netzeitung hat nichts entwickelt, um sich als Hecht in diesem
Karpfenteich hervorzutun.
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Vor ein
paar Jahren konkurrierten die Netzeitung und die Angebote des
Heise-Verlages um Anerkennung und den Grimme-Preis miteinander.
online ist in
diesem Zusammenhang vorgehalten worden, dass sich ein Projekt, das dem
Nutzer nichts kostet, auf Dauer nicht halten kann. Die Netzeitung wurde
2003 für den Grimme-Preis nominiert, ohne ihn zu bekommen.
erhielt ihn bereits 2002
(4)
und besteht - wie
online - bis
heute, ohne ein ständiges Standbein als Printmedium zu haben.
Der große
Unterschied zwischen ihnen besteht nicht nur darin, dass
auf seine
Print-Flaggschiffe
und
zurückgreifen
kann, sondern auch darin, dass sie sich spezialisiert haben. Das
schließt die ganz große Allgemeinheit als Kunden aus, schafft aber
ständige Besucher, die sich vom Themenfeld angesprochen fühlen.
Den breiten Stamm von Zulieferern, auf den zum Beispiel zugreifen
kann, hat die Netzeitung nicht und auch nie bekommen können. Ihr Konzept
muss falsch gewesen sein.
Ich glaube,
ein auf das Internet begrenztes Boulevard-Konzept kann nicht oder noch
lange nicht funktionieren. Man muss sich spezialisieren, Schwerpunkte
setzen und akzeptieren, dass daran nicht alle (deutschsprachigen)
Internetnutzer interessiert sind, und hoffen, dass es doch sehr viele
sein werden. Das ist das Erfolgskonzept von
, wie mir
scheint.
Und der
Cyberfahnder? Der ist zu speziell ausgerichtet. Zielgruppenorientiert
ist er, ansonsten jedoch zu ungeplant und unvorhersehbar. Er kann
Achtungserfolge wegen einzelner Beiträge bekommen und ein "Hut ab" wegen
seiner Linigkeit und Konstanz, aber wenig mehr.
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