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Mir ist
noch keine strafrechtliche Materie untergekommen, die so facettenreich
und kompliziert ist wie das Skimming im Bereich der
Vorbereitungshandlungen und besonders beim Ausspähen von Kartendaten und
PIN im Vorfeld des Cashings. Um diese Themen in den Griff zu bekommen,
habe ich vor zwei Wochen das
Beteiligungsmodell beim arbeitsteiligen Skimming entwickelt, um die
verschiedenen Motive der Täter den bestehenden Lösungswegen zuzuordnen.
Ergänzt wird es jetzt durch vier Grafiken, die die wichtigsten Tatphasen
wegen der einschlägigen Strafgesetze betrachten. Das mag auf dem ersten Blick ebenso abstrakt wirken wie die textliche
Erörterung, eröffnet aber visuell ausgerichteten Leuten wie mir einen
besseren Einstieg. Die Grafiken und ihre Erklärungen befinden sich
unten.
Das
Beteiligungsmodell und die Grafiken sind in das
Arbeitspapier Skimming #2.1
eingegangen,
das jetzt auf 50 Seiten angewachsen ist. Dazu beigetragen haben auch
eine gründliche Überarbeitung und Neufassung der Übersichtsseiten am
Anfang des Arbeitspapiers mit einer vollständigen internen Verlinkung
des Inhaltsverzeichnisses, das jetzt - wie in den anderen
Arbeitspapieren - mit der User-Grafik ( )
von jedem Seitenkopf aufgerufen werden kann.
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Arbeitspapier Skimming #2.1
Beginn des Versuchs
Cashing
Umgang mit Skimminggeräten im Vorbereitungsstadium
Einsatz von Skimminggeräten
Verabredung zu einem Verbrechen
 Eine
weitere wichtige Änderung in dem Arbeitspapier in der
Version 2.11 ist, dass
ich den Versuchsbeginn des Fälschens von Zahlungskarten beim Ausspähen
der Kartendaten, also dem Skimming im engeren Sinne, als
Auslegungsmöglichkeit vorstelle, den übrigen Erörterungen aber nicht mehr zugrunde
lege. Mit anderen Worten: Das Verbrechen des Fälschens und des Gebrauchs
von Zahlungskarten mit Garantiefunktion beginnt frühestens mit dem
Fälschen selber und wegen des Cashings mit dem Sich-Verschaffen der
falschen Zahlungskarten.
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Beginn des Versuchs |
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Die bisher von mir vertretene Auslegungsmöglichkeit - Versuchsbeginn
beim Ausspähen selber - vertrete ich als Auslegungsvariante, aber eben nur als eine solche. Das Arbeitspapier im übrigen
ist an der strengen Auslegung des Versuchsbeginns ausgerichtet, die eine
zwischenschrittfreie, unmittelbare Verwirklichung des
Tatbestandsmerkmals "Fälschen" verlangt.
Warum mache ich das?
Das
Arbeitspapier Skimming ist
längst kein Positionspapier mehr, sondern zu einer
echten Handlungsanleitung für die Polizei und die Justiz geworden. Ich
bin realistisch genug, um zu wissen, wo ich dünnes Eis
betrete. Die Frage nach dem Versuchsbeginn ist eine solche.
Es macht jedoch keinen Sinn, anderen Praktikern einen Lösungsweg
vorzugeben, den man nur mit gesichertem Hintergrund- und Detailwissen
erfolgreich vertreten kann. Dass es ihn gibt, muss gesagt werden. Im Übrigen
sollte in einem Leitfaden, zu dem das Arbeitspapier geworden ist, nur die sichere Seite der Rechtsanwendung betreten werden.
Auch hier gibt es noch genug ungeklärte Fragen.
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Andererseits gibt
es viele Einzelfragen im Zusammenhang mit dem Skimming, bei denen ich
vorgeprescht bin und die nach und nach zur gesicherten Rechtsprechung
werden:
die
Garantiefunktion steckt im Genehmigungscode "0" bei der Autorisierung
und der damit verbundenen Zahlungsgarantie der kartenausstellenden Bank,
das
erfolgreiche Cashing bedeutet, dass eine Zahlungskarte mit
Garantiefunktion gefälscht wurde,
das
Cashing ist der Gebrauch einer falschen
Zahlungskarte mit Garantiefunktion in Tateinheit mit einem Computerbetrug
(1),
der
Umgang mit Kartenlesegeräten (Skimmer) unterliegen der Strafbarkeit
gemäß § 149 StGB.
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Cashing |
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Das finale Ziel des Skimmings,
das Cashing, ist am einfachsten darzustellen.
Bereits mit der Fälschung von
Zahlungskarten mit Garantiefunktion wird das Verbrechen des
§ 152b Abs. 1 StGB
vollendet.
Der abschließende Akt beim
Skimming ist das Cashing, wobei die gefälschten Zahlungskarten an
Geldautomaten eingesetzt werden. Es handelt sich dabei um den Gebrauch
falscher Zahlungskarten mit Garantiefunktion in Tateinheit mit
Computerbetrug.
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Die Qualifikation des
gewerbsmäßigen Handelns wird grundsätzlich vorauszusetzen sein, so dass
sich der Strafrahmen auf Freiheitsstrafe von 2 bis 15 Jahre erhöht
§ 152b Abs. 2 StGB). |
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Umgang mit Skimminggeräten im Vorbereitungsstadium |
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m Zusammenhang mit dem Skimming
sind bereits im Vorbereitungsstadium verschiedene Handlungen strafbar
(Gefährdungsdelikte)
Das gilt besonders für die zum
Ausspähen angepassten Kartenlesegeräte (Skimmer), die als „Programme
oder ähnliche Vorrichtungen“ von
§ 149 Abs. 1 StGB genannt werden.
Die Geräte, die zum Ausspähen der
PIN bestimmt sind, werden von dieser Vorschrift nicht erfasst, weil sie
nicht zur Fälschung von Zahlungskarten dienen, sondern zu dem
abschließenden Computerbetrug beim Cashing. Insoweit richtet sich die
Strafbarkeit nach
§ 263a Abs. 3 StGB, die
sich jedoch auf die Programme beschränkt, die zum Computerbetrug
bestimmt sind. Das ist allein die Steuerung, die das Aufzeichnen und
Speichern der PIN-Eingabe bewirkt.
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Die Geräte zum Ausspähen der PIN als solche unterliegen deshalb nicht
der Strafbarkeit bei der Vorbereitung des Computerbetruges.
Eine weitere Einschränkung ergibt sich beim Einsatz handelsüblicher
Mobiltelefone mit Kamerafunktion und digitaler Kameras, die ohne
Änderung der werksseitigen Steuerung verbaut werden. Sie sind Dual Use-Produkte
und sind deshalb strafneutral.
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Einsatz von Skimminggeräten |
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Mit dem
Einsatz der Skimminggeräte ändert sich wegen der Kartenlesegeräte und
der in den Attrappen verbauten Programmen nichts.
Sobald jedoch jedoch erfolgreich
zwei PIN ausgespäht wurden, greift auch die Computersabotage gemäß
§ 303b StGB. Auch sie
kennt eine strafrechtliche Haftung im Vorbereitungsstadium, wobei
§ 303b Abs. 5 StGB auf
den „Hackerparagraphen“
§ 202c StGB verweist.
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Danach ist es auch strafbar, sich Passwörter zu verschaffen, die zu
schädlichen Dateneingaben verwendet werden sollen. Die Tathandlung ist
nicht der Umgang mit den Ausspähgeräten, sondern der mit ihrem Einsatz
verbundene Erfolg.
Bei strenger Auslegung müssen mindestens zwei PIN ausgespäht werden, bis
die Strafbarkeit eintritt (Gesetzeswortlaut in Mehrzahl).
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Verabredung zu einem Verbrechen |
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Die Strafbarkeit der Verabredung
zu einem Verbrechen (
§ 30 Abs. 2 StGB) verlangt nach einer Betrachtung des
Täterwillens. Wenn mindestens zwei Täter das Skimming mit allen drei
Tatphasen ausführen wollen, dann planen sie damit die Verbrechen des
Fälschens und des Gebrauchs von Zahlungskarten mit Garantiefunktion.
Die vorgestellten Varianten
orientieren sich an dem oben ausgeführten Beteiligungsmodell.
Planen die Täter, sich auf das
Ausspähen zu beschränken, um die Daten dann an ihnen bekannte oder auch
unbekannte Mittäter weiter zu geben, die das Cashing ausführen, müssen
sie sich als Mittäter des abschließenden Verbrechens behandeln lassen.
Auch sie machen sich bereits im Vorstadium nach
§ 30 StGB strafbar.
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Anders sieht es jedoch bei den Tätern aus, die sich von vornherein auf
das Ausspähen beschränken und die erlangten Daten an spezialisierte
Casher verkaufen wollen. Die Skimmer sind zwar am Ende auch als Gehilfen
des Gebrauchs von Zahlungskarten und des Computerbetruges strafbar.
Gehilfen können sich jedoch nicht an einer Verbechensabrede beteiligen.
In diesen Fällen sind die Täter
nicht wegen
§ 30 Abs. 2 StGB
strafbar.
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Anmerkungen |
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(1)
BGH, Beschluss vom 23.06.2010 - 2 StR 243/10, Rn 3.
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© Dieter Kochheim,
11.03.2018 |