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Der
Brasilianer Fernando Motolese produziert und veröffentlicht
parodistische Videos, die den offiziellen Werbebotschaften großer
Unternehmen verblüffend ähnlich sehen
(1).
Unter Hinweis auf eine bei YouTube stark frequentierte und nicht gerade
freundliche Produkt-Darstellung fragt er auch 'mal gerne beim Hersteller
nach einer Bezahlung für jeden YouTube-Download an. Er müsse von
irgendetwas leben und habe noch ein paar Parodien in der Hinterhand, die
richtig gemein sind, noch mehr Besucher anlocken und das Ansehen des
Unternehmens so richtig in den Boden rammen könnten.
Man nennt das Erpressung und die ist nicht nur in Deutschland
strafbar.
Andererseits: Videokunst ist Kunst und die Kunst ist als besondere
Form der Meinungsfreiheit besonders frei. In den USA mehr noch als in
Deutschland.
Das betroffene Unternehmen hat vier Möglichkeiten:
Es startet eine Gegenoffensive - "alles gar nicht wahr" - und macht sich
abgrundtief lächerlich.
Es klagt den Mistkerl in den Ruin. Das könnte funktionieren, könnte aber
vorübergehend schmerzhafte Imageeinbußen verursachen, die vom Aktien(un)markt
abgestraft werden.
Es geht darauf ein. Man dealt. Dabei kommt es darauf an, dass die
eigenen Anwälte den Mistkerl derart die Schlinge um den Hals legen, dass
er ganz kleinlaut wird.
Man setzt einen Terminator auf den Mistkerl an.
Wenn wir
schon bei Parodien, Satiren und anderen überzeichneten Kunstformen sind:
Welche der vier Handlungsmöglichkeiten favorisieren Sie?
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Ein
proaktives Krisenmanagement würde wohl alle vier Optionen ausprobieren.
Kurzfristig geht es um die positive Außendarstellung. Die wird nicht
deshalb besser, weil man gegen unhaltbare Vorwürfe wettert. Viel besser
ist es, mit gleicher Waffe zurück zu schlagen. Mit Ironie, Sarkasmus und
Übertreibung. In Motoleses Parodie brennt das Innere eines Autos. In der
gegnerischen Antwort explodiert es, wobei eine Puppe mit Moloteses
Merkmalen durch die Luft fliegt.
Man analysiert ganz genau die rechtlichen Grenzüberschreitungen der
Parodie und klagt gegen diese Extrempunkte. Am besten klagt man aber
nicht gegen Motolese, sondern gegen Stellvertreter wie YouTube oder
andere. Die ihrerseits rufen Motolese zur Ordnung
.
Gleichzeitig ist eine Agentur damit beschäftigt, alle Schwachstellen im
privaten, finanziellen und professionellen Umfeld des Motolese zu
erkunden. Dabei geht es zunächst nur darum, Angriffspunkte zu erkennen,
die bei den Verhandlungen genutzt werden können.
Wenn Motolese aber seine Hausaufgaben gemacht hat und keine
Angriffspunkte bietet, dann bleibt noch der Terminator. Er ist moralisch
und unter rechtsstaatlichen Gesichtspunkten völlig undiskutabel. Wenn es
jedoch um wirklich große Geschäfte geht ...
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