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casial.net bezeichnet sich als eine
Gruppe aktiver Spieler, die seit 2003 Online-Casinos testet und
bewertet. Sie verzichten auf ein Impressum und die einfachen
Analyse-Werkzeuge führen zu nichtssagenden Massenanbietern wie GoDaddy
als Domainverwalter und ThePlanet als Hoster. Man will also eher im
Anonymen bleiben.
Den Leuten geht es aber darum, Geld einzusetzen und Spielgewinne zu
realisieren. Ihr Interesse ist dasselbe, das auch für die Underground
Economy leitend ist: Geld schnell verschieben und realisieren. Deshalb ist die Rubrik
Kasse besonders interessant, weil hier verschiedene kommerzielle
Bezahlsysteme beschrieben und bewertet werden.
Überweisungen
dauern zu lange. Die Zocker empfehlen statt dessen Web-Wallets von
MoneyBookers oder Neteller.
Das britische Unternehmen
MoneyBookers
bietet
verschiedene Transaktionsformen an, neben dem
normalen Giroverkehr auch den
Geldtransfer per Computer und Kreditkarte auf Guthabenbasis sowie
das
eWallet. Es setzt ein Guthaben voraus und bietet eine verzögerungsfreie
Verrechnung mit dem Konto eines anderen Kunden bei MoneyBookers an. Das ist so
ähnlich wie früher bei
eGold und anderen Verrechnungssystemen auf Edelmetallbasis.
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Neteller
ist ebenfalls ein Verrechnungssystem auf Guthabenbasis. Die Auszahlung
erfolgt auch mit Kreditkarten auf Guthabenbasis und ist richtig teuer: 7,50
€ pauschal für die Auszahlung und für jede Überweisung 1,9 % des Betrages.
WebMoney
beschreiben die Zocker zurückhaltend und liebevoll. Zurückhaltend insoweit,
weil zu den Transaktionen keine richtigen Details genannt werden.
Andererseits ist das Verrechnungssystem russisch konsequent: Eine Anweisung
kann nicht rückgängig gemacht, aber mit einem Kennwort geschützt werden. Das
erfährt der Partner erst dann, wenn er seine Leistung erbracht hat. Bei 4,5
Millionen Nutzern weltweit läppern sich auch die Gebühren in Höhe von 0,8 %
pro Verfügung. In Hackerkreisen wird der Dienst als zu teuer empfunden.
Normale
Keditkarten sind die einfachste
Methode zur Zahlung. Gewinne lassen sich mit ihnen nur schlecht
realisieren. Dazu muss man dann wieder auf eines der anderen Systeme
zurück greifen oder auf eine Kreditkarte auf Guthabenbasis.
Ganz schick ist die Sofortüberweisung.
Diesem Veranstalter übergibt man einfach die Zugangsdaten zu seinem
Onlinekonto samt PIN und TAN und er wickelt damit eine für den Partner
sichere Überweisung ab. Ein noch besserer Hilfsdienst für das Phishing
ist kaum denkbar.
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Die Bezahlsysteme auf dem grauen Markt kämpfen vor Allem mit fünf
Problemen:
Transaktionssicherheit: Schnelle Verrechnung und Verfügbarkeit von
Valuten. Führend sind dabei die geschlossenen Verrechnungssysteme, die
klassische Kontokorrentkonten für angemeldete Kunden anbieten, und
Treuhandsysteme wie
PaysafeCard
und
ukash,
die digitale Bezugsscheine herausgeben.
Valutierung: Transaktionen zum Verrechnungssystem und Realisierung des
Zugangs. Die Speisung bei den nicht mehr relevanten
Edelmetall-Verrechnungssysteme ging einfach per Western Union oder ganz
normalen Zahlungssystemen. Nur die Auszahlung war kompliziert, weil sie
über nationale Edelmetall-Händler erfolgte, die nicht nur rar waren,
sondern auch ihren eigenen Schnitt machen wollten. Dank der jetzt
üblichen Kreditkarte auf Guthabenbasis ist das kein Problem mehr. Die
Herausgeber verdienen sich dumm und dusselig an den Gebühren, aber die
Täter ziehen die Beute aus dem Geldautomaten um die Ecke.
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Stabilität: Bei Casinos und proprietären Währungen in Online-Spielen
oder virtuellen Welten gibt es keine Bestandssicherheit für Einlagen.
Die Bezahlsysteme haben es einfacher, weil sie sich auf die
Transaktionen und ihre Marge konzentrieren. Sie tragen kein Risiko wegen
der Transaktionssicherheit. Nur die Vorwürfe der Geldwäsche und der
Unterstützung krimineller Aktivitäten können sie ernsthaft in
Schwierigkeiten bringen. Deshalb wählen sie die geeigneten Standorte im
Offshore.
Verkehrssicherheit: Treuhandfunktionen bieten PayPal und zum Beispiel
WebMoney
und
PaysafeCard,
weil sich ihre Transaktionen mit einem Kennwort schützen lassen. Nur wer
es kennt, kann auch den Erlös erlösen. Daraus folgt das fünfte Problem:
Verfolgbarkeit: Die grauen Systeme pflegen Anonymität und ihre Kunden
schätzen das. Wenn sie bemakelte (zB unversteuerte) Gewinne und
kriminelle Beute sichern wollen, dann sind wucherische Gebühren und die
Gefahr des Totalverlustes (unangenehm, aber) akzeptabel.
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Zunächst war es der Bezahldienst Western Union, der für alle möglichen
kriminellen Beutesicherungen missbraucht wurde. Seine Gebühren bei 7,5 %
des Umsatzes machten nichts aus, weil es um Beute ging.
In den letzten Jahren entstanden immer mehr kreative Transfersysteme
mit Schnittstellen zum normalen Zahlungsverkehr. Die Kreditkarte auf
Guthabenbasis ist das beste Beispiel dafür: Master als globales
Verrechnungssystem auf Institutsebene hat sich darauf eingelassen und
überhaupt nicht gemerkt, welchen Sprengstoff das Geschäftsmodell birgt.
Über kurz oder lang kann Master denselben Imageverlust erleiden wie
Western Union.
Vouchers von
PaysafeCard
und
ukash
haben dieselbe Qualität. Sie sind Wertpapiere, die ihre
Sicherheitsmerkmale nicht körperlich tragen, sondern durch digitale
Codes sichern. Sie sind global verfüg- und unkontrollierbar. Das verspricht
kurzfristig gute Gewinne und langfristig schwere Regulierung.
Was mich
ärgert, ist die gespielte oder blasierte Unbekümmertheit von
"Modellanbietern", die Dank ihrer dagobertschen Pupillenverformungen in
Dollarform jede kritische Risikobewertung unterlassen. In ihren
Kalkulationen finden wir exponentielle Kurven, die perspektivisch den
Einsatz von Risikokapital rechtfertigen. Echtes Risikomanagement, das
auch die Fragen nach der sozialen Verträglichkeit (und dem damit
verbundenen Sprengstoff) und der Missbrauchsgefahr bewerten, werden wir
dort nicht finden.
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Sie verstecken sich bevorzugt in Großbritannien, Irland (Gibraltar),
Russland und anderen osteuropäischen Staaten oder der Türkei.
Einfache
Lösungen für die Transaktionssicherheit, Valutierung und
Treuhandmechanismen sind für den Leistungsaustausch im Internet nötig
und von der Finanzwirtschaft zu spät entwickelt worden. Zu lange hat sie
nur Sprechblasen zum Micropayment abgesondert, ohne sie ernsthaft
umzusetzen. In die Bresche sind PayPal und mit mäßigem Erfolg
ClickandBuy
gesprungen. Dagegen ist nichts zu sagen.
Vouchers und andere unregulierte Bezahlsysteme beweisen, dass ein
Markt für anonyme und globale Verrechnungs- und Auszahlungssysteme
besteht, die auch ein gefundenes Fressen für die Beutesicherung und
Geldwäsche der Cybercrime sind. Das beweisen nicht zuletzt die
innovativen Angebote, die bevorzugt in Carder-Kreisen angeboten werden
und Transfers zwischen den verschiedenen Bezahlsystemen ermöglichen:
Konvergenz auf dem Schwarzmarkt.
Sie können auch mit unattraktiven Gebühren bestehen, weil sie nur die
Beute schmälern, nicht aber gefährden. Um sie zu erlangen müssen die
Täter nur noch zum nächsten Geldautomaten einer normalen Bank gehen.
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