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10-12-20
Gawker
Media betreibt mehrere Blogs mit technologischen Schwerpunkten und wurde
von "Gnosis"
gehackt. Dabei wurden 1,25 Millionen Nutzerdaten gestohlen
(1).
Das sind rund 80 % des Gesamtbestandes in der Datenbank des
Unternehmens. Dabei handelt es sich jedoch nur um die nur schwach
verschlüsselten Rohdaten, die nicht ihrerseits manipuliert und verändert
(2),
von den Hackern aber zur freien Verfügung veröffentlicht wurden. Die
befragten Experten befürchten vor Allem Identitätsdiebstähle zum
Nachteil solcher Anwender, die immer wieder dasselbe Kennwort verwenden.
Sie wiegeln ab und meinen, solche Störfälle ließen sich nicht
vermeiden. Wobei sich der Gawker-Gründer, Nick Denton, selber ziemlich dumm
verhalten hat. Er hatte sich über die WikiLeaks-Unterstützer unflätig
geäußert, sie seien "Skript-Kiddies", aber für sich ein einfaches Kennwort benutzt und
das immer wieder. Die Angreifer konnten es dechiffrieren und erlangten
damit Administratorenrechte
(2a). Doch, das hätte sich vermeiden lassen!
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10-12-21
Brökers
adelt in
WikiLeaks zur fünften Gewalt
(3).
Schon die übersteigerte Bezeichnung der "Presse" als vierte Gewalt ist
lächerlich genug, weil sie nie Bestandteil der staatlichen Gewalt war,
die Gegenstand der Gewaltenteilung in Parlament, Justiz und Verwaltung
ist.
Setzen wir daneben die öffentliche Kontrolle, deren Teil die Presse
ist! Sie ist ein privilegiertes Gewaltkorrektiv und darin nicht besser
und schlechter als WikiLeaks, Blogs und Forenteilnehmer, allenfalls
tendenziell professioneller.
Aber nicht nur das: Brökers kritisiert die Zusammenarbeit von
WikiLeaks mit ausgewählten Zeitungen bei der Erstveröffentlichung der
diplomatischen Depeschen und sieht darin WikiLeaks Verlust der Unschuld.
Als wenn es einen Verhaltenscode für die Öffentlichkeit gäbe, wie sie
sich politisch und pressefreundlich korrekt gegen staatliche Gewalten zu verhalten
hätte. Das ist schon
etwas lächerlich.
16.12.2010: Jetzt gibt es auch noch einen Appell
(3a).
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10-12-22
Rötzer
nimmt in
den Faden auf
und versteigt sich zu der Behauptung, es gäbe einen guten DDoS, der wie eine
Demonstration oder wie eine Sitzblockade zu betrachten sei, und im
Gegensatz dazu einen bösen, weil kriminellen DDoS
(4).
Über das Defacement, also die Verunstaltung fremder und als feindlich
angesehener Webseiten, würde ich ja noch mit mir reden lassen, nicht
aber beim spruchband-, gesang- und parolenlosen Abschießen anderer
Webveranstaltungen. Das ist keine Demo, sondern Vandalismus, weil mit
der Aktion keine Meinungsbekundung transportiert wird. Sie kann für sich
nicht in Anspruch nehmen, eine Form der Meinungsfreiheit und des
Protestes zu sein, weil sie einfach nur still und zerstörerisch ist.
16.12.2010: Bei der
ist dazu jetzt
ein Interview mit "Anonymous" erschienen
(4a).
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10-12-23
Abgeklärt
äußert sich Evgeny Morozov, den Becker in
als Experten für
Internet und Globalpolitik bezeichnet
(5).
Alles sei vorhersehbar gewesen, die rüden Reaktionen der USA, die
Beharrlichkeit von WikiLeaks selber und die zerstörerischen Reaktionen
der Unterstützer.
Die Nachrichtendienste und das Verteidigungsministerium hassen aus
naheliegenden Gründen WikiLeaks und alles, wofür es steht. Aber
andererseits braucht das Außenministerium eben diese Leute, um die
chinesische oder iranischen Internetzensur zu bekämpfen. Insofern finde
ich die aggressiven Statements aus Regierungskreisen gegen Assange
ziemlich ungeschickt.
Was wäre das für eine Show ohne den Senf der Analysten?
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(1)
1,25 Mio. Zugangsdaten von Gizmodo, Lifehacker und Co. gestohlen,
tecchannel 13.12.2010
(2)
Nutzerdaten nach Einbruch in Gawker-Server veröffentlicht, Heise
online 13.12.2010
(2a)
Gawker-Einbruch: Beliebtestes Passwort ist 123456, heise online
15.12.2010
(3)
Mathias Bröckers, Die fünfte Gewalt, Telepolis
13.12.2010
(3a)
Appell gegen die Kriminalisierung von Wikileaks, Telepolis
16.12.2010
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(4)
Florian Rötzer, Sollten alle DDoS-Aktionen als
Computersabotage bestraft werden? Telepolis 15.12.2010
(4a)
Jan-Keno Janssen, "Anonymous verändert sich gerade
dramatisch", c't 16.12.2010
(5)
Matthias Becker, "Der Backlash gegen WikiLeaks war zu
erwarten!" Telepolis 13.12.2010
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