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Dezember 2010
15.12.2010 WikiLeaks
     
zurück zum Verweis zur nächsten Überschrift sie wollen doch nur spielen vierte, fünfte, viele Gewalten

 

10-12-20 
Gawker Media betreibt mehrere Blogs mit technologischen Schwerpunkten und wurde von "Gnosis" gehackt. Dabei wurden 1,25 Millionen Nutzerdaten gestohlen (1). Das sind rund 80 % des Gesamtbestandes in der Datenbank des Unternehmens. Dabei handelt es sich jedoch nur um die nur schwach verschlüsselten Rohdaten, die nicht ihrerseits manipuliert und verändert (2), von den Hackern aber zur freien Verfügung veröffentlicht wurden. Die befragten Experten befürchten vor Allem Identitätsdiebstähle zum Nachteil solcher Anwender, die immer wieder dasselbe Kennwort verwenden.

Sie wiegeln ab und meinen, solche Störfälle ließen sich nicht vermeiden. Wobei sich der Gawker-Gründer, Nick Denton, selber ziemlich dumm verhalten hat. Er hatte sich über die WikiLeaks-Unterstützer unflätig geäußert, sie seien "Skript-Kiddies", aber für sich ein einfaches Kennwort benutzt und das immer wieder. Die Angreifer konnten es dechiffrieren und erlangten damit Administratorenrechte (2a). Doch, das hätte sich vermeiden lassen!
 

10-12-21 
Brökers adelt in WikiLeaks zur fünften Gewalt (3). Schon die übersteigerte Bezeichnung der "Presse" als vierte Gewalt ist lächerlich genug, weil sie nie Bestandteil der staatlichen Gewalt war, die Gegenstand der Gewaltenteilung in Parlament, Justiz und Verwaltung ist.

Setzen wir daneben die öffentliche Kontrolle, deren Teil die Presse ist! Sie ist ein privilegiertes Gewaltkorrektiv und darin nicht besser und schlechter als WikiLeaks, Blogs und Forenteilnehmer, allenfalls tendenziell professioneller.

Aber nicht nur das: Brökers kritisiert die Zusammenarbeit von WikiLeaks mit ausgewählten Zeitungen bei der Erstveröffentlichung der diplomatischen Depeschen und sieht darin WikiLeaks Verlust der Unschuld. Als wenn es einen Verhaltenscode für die Öffentlichkeit gäbe, wie sie sich politisch und pressefreundlich korrekt gegen staatliche Gewalten zu verhalten hätte. Das ist schon etwas lächerlich.

16.12.2010: Jetzt gibt es auch noch einen Appell (3a).
 

zurück zum Verweis DDoS. Keine Meinungsäußerung Streichelt WikiLeaks!

 

10-12-22 
Rötzer nimmt in den Faden auf und versteigt sich zu der Behauptung, es gäbe einen guten DDoS, der wie eine Demonstration oder wie eine Sitzblockade zu betrachten sei, und im Gegensatz dazu einen bösen, weil kriminellen DDoS (4).

Über das Defacement, also die Verunstaltung fremder und als feindlich angesehener Webseiten, würde ich ja noch mit mir reden lassen, nicht aber beim spruchband-, gesang- und parolenlosen Abschießen anderer Webveranstaltungen. Das ist keine Demo, sondern Vandalismus, weil mit der Aktion keine Meinungsbekundung transportiert wird. Sie kann für sich nicht in Anspruch nehmen, eine Form der Meinungsfreiheit und des Protestes zu sein, weil sie einfach nur still und zerstörerisch ist.

16.12.2010: Bei der ist dazu jetzt ein Interview mit "Anonymous" erschienen (4a).
 

10-12-23 
Abgeklärt äußert sich Evgeny Morozov, den Becker in als Experten für Internet und Globalpolitik bezeichnet (5). Alles sei vorhersehbar gewesen, die rüden Reaktionen der USA, die Beharrlichkeit von WikiLeaks selber und die zerstörerischen Reaktionen der Unterstützer.

Die Nachrichtendienste und das Verteidigungsministerium hassen aus naheliegenden Gründen WikiLeaks und alles, wofür es steht. Aber andererseits braucht das Außenministerium eben diese Leute, um die chinesische oder iranischen Internetzensur zu bekämpfen. Insofern finde ich die aggressiven Statements aus Regierungskreisen gegen Assange ziemlich ungeschickt.

Was wäre das für eine Show ohne den Senf der Analysten?
 

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(1) 1,25 Mio. Zugangsdaten von Gizmodo, Lifehacker und Co. gestohlen, tecchannel 13.12.2010

(2) Nutzerdaten nach Einbruch in Gawker-Server veröffentlicht, Heise online 13.12.2010

(2a) Gawker-Einbruch: Beliebtestes Passwort ist 123456, heise online 15.12.2010

(3) Mathias Bröckers, Die fünfte Gewalt, Telepolis 13.12.2010

(3a) Appell gegen die Kriminalisierung von Wikileaks, Telepolis 16.12.2010
 

 
(4) Florian Rötzer, Sollten alle DDoS-Aktionen als Computersabotage bestraft werden? Telepolis 15.12.2010

(4a) Jan-Keno Janssen, "Anonymous verändert sich gerade dramatisch", c't 16.12.2010

(5) Matthias Becker, "Der Backlash gegen WikiLeaks war zu erwarten!" Telepolis 13.12.2010
 

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© Dieter Kochheim, 11.03.2018