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Juli 2009
12.07.2009 Spionage
     
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Technologische Großprojekte für die flächendeckende Überwachung der Kommunikation gibt es ebenso in der literarischen Vorstellung (siehe Dan Brown, Diabolus) wie in der wirklichen Welt der Geheimdienste ( Echelon).

Sie sind für demokratische Gemeinwesen so unwürdig wie exterritoriale Gefängnisse ( Max Böhnel, Schluss mit Guantanamo, Telepolis 17.02.2006), die Verschleppung ( Peter Nowak, Mehrere EU-Länder haben CIA-Verschleppungen akzeptiert und verschleiert, Telepolis 15.02.2007) und Misshandlung von Gefangenen ( Thorsten Stegemann, Menschenrechtsverletzungen mit Vorbildcharakter, Telepolis 27.05.2005) und keiner ernsthaften Auseinandersetzung wert: No Go! (9)
 


 
Laut plant das französische Militär mit Herisson (1) ein Abhörnetzwerk, um Informationen von strategischem Interesse aus den zahlreichen Kommunikationskanälen herauszufiltern (2). Es soll wie eine Suchmaschine die Hostspeicher im Internet auf wichtige Informationen durchforsten und - wie es scheint - die laufenden Datenverkehre überwachen. Nathalie Roller nennt es deshalb auch Frenchelon.

Echelon (3) war und ist wahrscheinlich noch immer (4) ein Spionagenetz, das unter der Leitung der USA von verschiedenen englischsprachigen Nationen zum Abhören des Funk- und Nachrichtenverkehrs betrieben wird. Seine erste breite Erwähnung fand es 2000 in dem von Christiane Schulzki-Haddouti herausgegebenen Sammelband (5).

In der Internet-geprägten Welt geraten andere Übertragungskanäle in den Blick der Spione. Der Funk dürfte für sie noch immer von Interesse sein, vor allem im Zusammenhang mit dem Schiff-, Luft- und Weltraumverkehr. Daneben tritt der netzgeführte Datenverkehr.

Er fußt, jedenfalls in den Industrienationen, fast vollständig auf Kabelnetzen, die die Basis für die Telekommunikation und gleichzeitig den Datenverkehr bilden [Konvergenz (6)]. Trotz Redundanz in den Netzen und dem Betrieb verschiedener Übergänge ( Gateway) sind es besonders diese Knotenpunkte, an denen sich der Datenverkehr konzentriert und für die sich die Überwacher besonders interessieren (7).
 

 
Das gilt besonders für die interkontinentalen Knoten, die vorwiegend von den US-amerikanischen Tiers-1 betrieben werden, aber auch für den Frankfurter Internetknoten, der sich zu einem der wichtigsten Verbindungspunkten für den Mittleren Osten und nach Osteuropa entwickelt hat (8).

Im Zusammenhang mit der Onlinedurchsuchung habe ich 2007 meine Meinung zu solchen flächendeckenden Überwachungsprojekten geäußert und rücke auch nicht davon ab [ Kasten links, (9)].

Das ändert nichts daran, dass Nachrichtendienstler und Militärstrategen immer wieder Vorstöße unternehmen werden, solche Technologien zu fordern (10), um die allseits bekannten Gefahren abzuwehren (11).

Man kann nur hoffen, dass das öffentlich geschieht und unter dem Druck der Öffentlichkeit zaghafte Vorstöße bleiben.
 

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(1) Habile Extraction du Renseignement d'Intérêt Stratégique à partir de Sources Ouvertes Numérisées

(2) Nathalie Roller, Ein französisches Echelon? Telepolis 09.07.2009

(3) Echelon

(4) Florian Rötzer, Bleibt das Echelon-Lauschsystem Deutschland erhalten? Telepolis 22.03.2004

(5) Christiane Schulzki-Haddouti (Hrg.), Vom Ende der Anonymität. Die Globalisierung der Überwachung, Heise 2000
vvergriffen bei

(6) Netzkonvergenz,
internationale Netzarchitektur,
TK-Netze

(7) z.B. Bericht: Verfassungsschutz will Internet-Knoten abhören, Heise online 12.04.2008
 

 
(8)  Datenverkehr hat sich 2007 verdreifacht. Frankfurt soll zum größten Internetknoten der Welt werden, tecchannel 18.04.2008

(9) Echelon, Diabolus

(10) Big Lauscher

(11) US-Überwachungsprogramm half kaum bei der Terrorabwehr, Heise online 11.07.2009
 

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© Dieter Kochheim, 11.03.2018