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Bei der klassischen Daktyloskopie
(1) werden die
Fingerabdrücke auf
auf die Ausbildung der menschlichen Papillarleisten an den
Fingerkuppen (Fingerbeeren), der Handinnenflächen oder den Fußsohlen untersucht. Die
wichtigsten Kennzeichen dabei sind die Stellen, an denen die Leisten
enden, sie sich verbinden, trennen oder
kräuseln
(2) und in welchem räumlichen Abstand sie sich mit ihren Merkmalen
zueinander befinden. Für die kriminalistische Daktyloskopie werden vom
förmlich erhobenen Fingerabdruck 40 markante Mustermerkmale erfasst,
gespeichert und für die Vergleichsanalyse herangezogen.
Die Erfahrungen aus den Forschungsreihen und aus der praktischen
Anwendung der Daktyloskopie ist die, dass jeder Mensch über ein
individuelles Merkmalsschema verfügt.
Nach
deutschem Recht gilt der Identitätsnachweis als geführt, wenn bei einer
Nichterkennung des Grundmusters 12 Minutien ... bzw. bei Erkennbarkeit
des Grundmusters acht Minutien übereinstimmen
(3),
wie der BGH entschieden haben soll
(4).
Seit 1993 verfügt das Bundeskriminalamt über das Automatisierte
Fingerabdruckidentifizierungssystem - AFIS
(5),
das die Identifizierung nicht nur automatisiert, sondern auch besonders
beschleunigt hat.
Die Daktyloskopie hat sich bis heute als führende biometrische
Identifizierungsmethode behauptet. Gegenüber dem
genetischen Fingerabdruck hat sie den Vorteil, dass auch eineiige
Zwillinge unterschiedliche Papillarmuster aufweisen.
Der Nachteil des Verfahrens besteht darin, dass bei der Sicherung der
Abdruckspuren zwar das optische Abbild gesichert wird, andere, chemische
Eigenschaften dabei aber vernichtet werden. Das soll sich jetzt unter
Einsatz der Massenspektrometrie
(6)
vermeiden lassen, wie Katherine Bourzac in
berichtet
(7).
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R. Graham
Cooks ... setzt nun eine neuartige Technik zur Probenentnahme ein, die
beides kann: Sie bildet Fingerabdrücke räumlich ab, ermittelt aber auch
ihre chemische Zusammensetzung. ... Die so genannte
Desorptions-Sprüh-Ionisierung nutzt ein aufgesprühtes elektrisch
geladenes Lösungsmittel, normalerweise auf Wasserbasis, um die
chemischen Bestandteile eines Fingerabdrucks auf einer harten Oberfläche
zu lösen. "Dabei perlen Zweittröpfchen ab und werden dann in das
Massenspektrometer gesaugt", erklärt Cooks. Beim Scannen der Oberfläche
werden zusätzlich Tausende Datenpunkte über die enthaltenen Moleküle
gesammelt, die sich zu Bildpunkten zusammensetzen lassen. Die
Massenspektrometrie-Methode kann so Bilder der charakteristischen
Merkmale eines Fingerabdrucks sammeln, die gleichzeitig eine Karte der
chemischen Zusammensetzung darstellen.
Es gibt doch immer wieder Anlass zum Staunen.
05.09.2008: Britische Kriminaltechniker haben auf einer Geschosshülse 10
Jahre alte Fingerspuren dadurch sichtbar gemacht, dass sie die
Korrosionswirkungen des inzwischen nicht mehr vorhandenen Abdrucks
verstärkt haben. Das Ergebnis könne zwar nicht zur sicheren
Identifizierung genutzt werden, wohl aber neue Ermittlungsansätze
eröffnen
(8).
16.09.2008: Überschüssiges Salz sondert der Körper über den Schweiß ab.
Je
salzhaltiger der Schweiß, desto deutlichere Abdrücke hinterlässt der
Finger - zumindest auf Metall. Salzigerer Hautschweiß korrodiert
Metalloberflächen besonders gut, weshalb sich der Effekt in erster Linie
dort bemerkbar macht
(9).
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(1)
BKA,
Kleine Historie der Daktyloskopie,
LKA
Thüringen, Geschichtliche Entwicklung der Daktyloskopie,
Daktyloskopie,
Schriftenreihe des Bundeskriminalamts:
Steffi
Tietze, Klaus Witthuhn,
Papillarleistenstruktur der menschlichen Handinnenfläche und Bestimmung
des spurenverursachenden Papillarbereichs bei Handflächenspuren,
Luchterhand 2001
(2)
Fingerabdruck: Minutien;
Katrin Buchwalsky, Der Fingerabdruck, WDR
18.02.2003
(3)
Angelika Jockers, Hat der Fingerabdruck ausgedient?
Telepolis 05.10.2001
(4)
nicht überprüfte Quelle:
BGH, Urteil
vom 11.06.1952 - 3 Str. 229/52
(5)
Automatisiertes Fingerabdruckidentifizierungssystem - AFIS. Das BKA
verfügt über 3,2 Millionen Fingerabdruckblätter, die vom AFIS als
Vergleichsproben eingesetzt werden:
BKA,
Fakten und Zahlen zu AFIS.
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(6)
Massenspektrometrie;
bislang wird auch bei ihr Ursprungsmaterial vernichtet und steht nicht
mehr für andere Untersuchungen zur Verfügung.
(7)
Katherine Bourzac, Das doppelte Beweismittel am Tatort,
Technology Review 29.08.2008
(8)
Cornelia Dick-Pfaff, J. Bond macht Fingerabdruck nach
zehn Jahren sichtbar, Wissenschaft aktuell 05.09.2008
(9)
Cornelia Dick-Pfaff, Je salziger der Schweiß, desto
deutlicher der Fingerabdruck, Wissenschaft aktuell 16.09.2008
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