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September 2008
26.09.2008 Kommunikation
zurück zum Verweis zur nächsten Überschrift lügen leicht gemacht
 

 
Wer E-Mails schreibt, lügt häufiger als der Briefschreiber, jedenfalls im Durchschnitt und nach Maßgabe einer amerikanischen Studie (1).

E-Mails sind auch darüber hinaus ein gefährliches Medium.

Sie erwecken den Anschein, als wenn man eigentlich miteinander spricht. Dementsprechend erwartet der Versender von E-Mails häufig auch eine sofortige Reaktion. Umgekehrt sieht sich der Empfänger meistens verpflichtet, sehr schnell und unbedacht auf eine E-Mail zu reagieren. Das ist besonders bei der geschäftlichen und bei der Kommunikation fatal, die nachhaltig Gefühle berührt.

Eine gesprochene Beleidigung oder auch nur scharfe Bemerkung mag den Kommunikationspartner treffen und betreffen. Sie ist aber nicht beliebig abspielbar. Das ist bei einer E-Mail anders. Sie ist wie ein Brief, den der Empfänger immer wieder lesen und auch vielfältig verteilen kann.

Freyermuth hat sich schon vor einigen Jahren mit den modernen Kommunikationsmedien beschäftigt und seine grundsätzlichen Aussagen sind weiterhin richtig.

Er verlangt nach einem bewussten Umgang mit den Kommunikationsmedien, was ich voll und ganz unterstütze.

Das Dilemma begann beim Telefax. Noch heute werden Vorblätter verwendet, die "Wichtig! Wichtig!" und "Eilig!" suggerieren, obwohl es sich einfach nur um die kostengünstigste und schnellste Form der Übermittlung von schriftlichen Nachrichten handelt. Was maßt sich der Absender eigentlich an? Die Wichtigkeit entscheidet der Empfänger!
 

 
Handy: Wenn ich das Mobiltelefon nutze, dann möchte ich dem Empfänger wirklich sprechen und habe einen zeitlich dringenden und drängenden Bedarf. Möchte ich ihm nur einen Treffpunkt oder -zeitpunkt mitteilen, dann sende ich eine SMS, die er dann lesen kann, wenn er Zeit dafür hat.

Dasselbe gilt für die Kommunikationsmedien im Internet. E-Mails und ihre Anhänge sind schnell und billig. Das heißt nicht, dass der Empfänger unmittelbar darauf reagieren muss. Auch er muss prüfen und überlegen.

Der alte Knigge wird oft belächelt als Benimmlehrer. Wenn man ihn einmal ernsthaft betrachtet, hat er nur den traditionellen Schrott beiseite gefegt und Regeln aufgestellt, wie die Kommunikations- und Handlungspartner am Schonensten miteinander umgehen können. Er hat die Frage nach dem Sinn von Regeln gestellt und deshalb zum Beispiel verlangt, dass der Herr zuerst die Kneipe betritt, um bei einer mulmigen Atmosphäre gleich wieder den Rückzug antreten zu können, dass der Herr beim Treppaufgang hinter der Dame geht, wenn sie straucheln sollte (treppab umgekehrt), und man Eier nicht mit einem Silberlöffel isst, weil die dann schwarz werden. Diese Regeln sind genau so vernünftig wie die Zehn Gebote und viele andere Glaubensgebote, zum Beispiel aus dem Alten Testament: Der damaligen Zeit angepasst und seinerzeit sozial verträglich (sagt der ausgewiesene Heide).
 

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(1) Doris Marszk, E-Mails machen Lügen salonfähig, Wissenschaft aktuell 26.09.2008
 

 

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© Dieter Kochheim, 11.03.2018