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Ein Kollege schrieb mir unlängst:
Es
wird gerüchteweise kolportiert, dass ein Senatsmitglied des BVerfG
jüngst Opfer eines Handydiebstahls geworden sei und erbost bei der betreffenden StA
einen IMEI-Suchlauf nach § 100g StPO anstatt einer Verfahrenseinstellung
gefordert habe.
Vielleicht auch nur boshaftes Gerede...
Diese
Kolportage ist
sehr lustig.
Am 01.09.2008 hat das Bundesverfassungsgericht die Aussetzung des
Gesetzesvollzuges im Zusammenhang mit der Vorratsdatenhaltung
(1)
verlängert
(2).
Das führt dazu, dass
der
Zugangsprovider vorerst Verkehrsdaten auf der Grundlage eines Beschlusses oder
einer Eilentscheidung bei
Gefahr
im Verzug gemäß
§ 100g
StPO nur dann an die Strafverfolgungsbehörden übermitteln darf, wenn sie
für ein Ermittlungsverfahren bestimmt sind, das wegen
besonders
schwerer Straftaten aus dem
Straftatenkatalog des
§ 100a Abs.
2 StPO geführt wird
(3).
Die Verkehrsdaten, die für Ermittlungszwecke im übrigen erfordert
werden, also müssen vom Provider zwar gespeichert werden, dürfen aber bis
zur abschließenden Entscheidung des BVerfG über die anhängige
Verfassungsbeschwerde nicht herausgegeben werden (Freeze-Verfahren).
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Der "normale" Diebstahl (
§ 242 StGB), dessen mutmaßliches Opfer der hohe Richterkollege
geworden ist, wird vom
§ 100g
StPO überhaupt nicht erfasst. Die Tat gehört zur mittleren
Kriminalität und ist deshalb natürlich nicht im Tatbestandskatalog des
§ 100a Abs.
2 StPO enthalten. Der Tatgegenstand
ist zwar ein Endgerät, die Tat wurde aber nicht
mit einem
Endgerät begangen.
Aus der Familie der Diebstahlsdelikte gehören auch die besonders
schweren Fälle (
§ 243 StGB) zur besonders schweren Kriminalität und der Diebstahl
mit Waffen (
§ 244 Abs. 1 Nr. 1 StGB) sowie der Wohnungseinbruchsdiebstahl (
§ 244 Abs. 1 Nr. 3 StGB) ohnehin. Sie rechtfertigen zwar nach dem
Gesetzeswortlaut eine Verkehrsdatenerhebung ( § 100g
Abs. 1 StPO), nicht aber seit dem Moratorium, das das BVerfG
angeordnet hat.
Wegen eines piefigen Handy-Diebstahls käme eine Verkehrsdatenerhebung
niemals in Betracht.
Aus
Anlass des Nikolaustages:
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Das ist die einzige Kammer, die mit fünf
Laienrichtern besetzt ist.
(4)
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Dieser Vorsitzende praktiziert das
10-15-Verfahren: Alle 10 Minuten einen Revisionsgrund, alle 15
Minuten einen absoluten.
(5)
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Ein D. sind zwei K.
(6)
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(1)
BVerfG, Beschluss vom 11.03.2008 - 1 BvR 256/08 -
(2)
BVerfG, Beschluss vom 01.09.2008 - 1 BvR 256/08
(3)
Verlängerung der Aussetzung des Vollzuges
(4)
Nach früherem Recht waren die erstinstanzlichen Strafkammern des
Landgerichts immer mit drei Berufsrichtern und zwei
Schöffen
besetzt.
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(5)
Rechtsanwendungs- und Verfahrensfehler führen dann nicht zur Aufhebung
des Urteils, wenn der Urteilsspruch nicht auf ihnen beruhen kann (
§ 337 Abs. 1 StPO), der Fehler also für die Sachentscheidung
bedeutungslos ist. Nur die (überschaubaren) absoluten Revisionsgründe
führen immer zur Aufhebung des Urteils (
§ 338 StPO).
(6)
Definition einer Zeiteinheit: In einer langwierigen Hauptverhandlung kam
der Verteidiger D. häufig 30 Minuten zu spät, der Verteidiger K. aber
nur 15 Minuten. Die Angeklagten wurden von mehreren Verteidigern
vertreten, so dass keine nachhaltigen Verzögerungen eintraten.
Auch gleich
ist eine präzise Zeiteinheit mit zwölf Minuten Dauer. Ein
Kollege versicherte mir aber, dass das nur für Männer gelte. Bei seiner
Frau bedeute gleich
genau 12 1/2 Minuten Verspätung. Es lebe der kategorische Imperativ!
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