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Wo noch Redakteure an der Arbeit sind, versuchen sie nun, nicht
mehr primär für menschliche Leser zu schreiben, sondern für die
Maschine. Texte werden so geschrieben, dass Google sie findet,
mit schlichten Schlüsselworten im Titel und einfachen
zugehörigen Umgebungs-Begriffen im Text. Google versteht
beispielsweise keine Wortspiele oder andere elegante Formen des
Formulierens. Was bisher einen guten Text ausgezeichnet hat,
wird im Google-Universum zum Manko. Platte Texte findet Google
gut. Hier wird der Mangel gerade zum System erhoben.
(3)
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Klassisch
ist das Problem, wie man humanbiologische Abbauprodukte zu Gold oder
besser zu Geld macht. Das schwedische Unternehmen MindArk
verspricht mit seiner Tochter Mindbank und den von ihr verwalteten
Project Entropia Dollars - PED -
eine einfache Lösung
(1).
Es handelt sich quasi um eine Wechselstube, in der reales zu virtuellem
Geld und - noch wichtiger - umgekehrt gewechselt werden kann.
Das
Besondere an der von MindArk entwickelten Version ist allerdings der
Umstand, dass Spieler hier sowohl mit echten als auch mit virtuellen
Gütern handeln können. Die virtuelle Währung ..., die dabei verdient
wird, kann dann jederzeit auch in reales Geld umgewechselt werden. Zur
Umrechnung wird der aktuelle Dollarkurs herangezogen, an den die PEDs
fest im Verhältnis zehn zu eins gekoppelt sind. Außer den Ausgaben im
Spiel fallen für den Nutzer aber keinerlei Kosten an.
Schon seit ein paar Jahren soll das Unternehmen jährlich 420 Mio. $
in diesem Geschäft umsetzen. Seine Aktivitäten will es jetzt auf andere
Bankgeschäfte und vor allem auf das Kreditgeschäft ausdehnen.
Das ist konsequent, verständlich und eröffnet neue Perspektiven für
die kriminelle Beutesicherung.
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Die
Journalisten der schwedischen Internetzeitung Nyheter24 werden nach der
Häufigkeit bezahlt, mit der die Leser ihre Artikel anklicken
(2).
Das Leserinteresse wird jedoch nicht vom Inhalt eines Artikels
gesteuert, sondern von den Reizen, mit denen er beworben wird. Das kann
der Name des Journalisten sein, mehr aber die Grafiken und die
Reizworte, mit denen er angekündigt wird.
Zudem sagt das Klick-System nichts darüber aus, ob der Leser auch nur
mehr als einen oberflächlichen Blick auf den Artikel geworfen hat. Es
führt in letzter Konsequenz zum instinktorientierten Balz-Journalismus,
dem es nur darum geht, die wirksamsten Themen und Aufreißer zu finden.
Das ist nur gut für die Werbeinteressen des Angebots und die
Werbeindustrie, die es bezahlt. Mit Journalismus hat das nichts mehr zu
tun.
19.04.2009: Peter Glaser schreibt über Klingelschilder und Papierschnaps
und wütet über die Unsitte, für Google und nicht mehr für die Leser zu
schreiben [siehe
Kasten links,
(3)].
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