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Hierbei ist durchaus die immer stärker dem hyperdramatischen
Reality-TV nachempfundene Choreographie zu kritisieren, mit der
heutzutage Strafverfolger vorgehen. Ob die Presse sich bei der
Hausdurchsuchung beim Post-Chef Zumwinkel bereits gierig
aneinanderdrängt, ob Verdächtige mit Ohren- und Augenschutz
unter Kameraaugen in den wartenden Hubschrauber einsteigen, um
zum Bundesgerichtshof geflogen zu werden ... die Inszenierung
der Strafverfolgung ist längst über bloße Information
hinausgewachsen und trägt so innerhalb der Verdachtsgesellschaft
wirksam dazu bei, jemanden schon ab Verdachtsbeginn als
unschuldig oder schuldig darzustellen.
(1)
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kritisiert die Öffentlichkeitsarbeit der Staatsanwaltschaften
als hyperdramatische Choreographie oder kurz: als medienträchtige
Vorverurteilung
(1).
Über die Einzelheiten der in Bezug genommenen Beispiele weiß ich
nichts. Einzelfälle aus den Printmedien, also nicht aus dem Reality-TV,
sind mir mir hingegen geläufig. Sie begleiten die sorgfältige
Ermittlungsarbeit und Aufarbeitungen in Strafverfahren auch gelegentlich
mit ungeprüften, unüberlegten und populistisch anmutenden Vorwürfen,
deren Substanz jedenfalls eher skurril anmutet. Wochen- und tagesaktuell
berichtende Journalisten sollten sich deshalb der Bruchfestigkeit ihres
Glashauses vergewissern, aus dem heraus sie agieren.
Das gilt womöglich auch für die Bezugsfälle. Ich kann mir gut
vorstellen, dass die Impulse für die Berichterstattung nicht von den
Behörden als solche initiiert wurden, sondern von Insidern mit
profilorientierten oder monetären Interessen. Undichte Stellen sind in
der Praxis gelegentlich feststellbar, ärgerlich und motivierend, soweit
es um ihre Schließung geht.
Mein Interesse an der Strafverfolgung in der Öffentlichkeit reduziert
sich jedenfalls auf die Fälle, wo es um die Fahndung nach Flüchtigen
oder noch unbekannten Tätern geht, von denen Abbildungen oder
Beschreibungen vorhanden sind. Das gilt für meine Kollegen ebenso, ohne
dass ich für jeden bürgen kann.
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Wahrscheinlich haben staatlich beauftragte oder privat engagierte
Internetfachleute einen konzentrierten Cyberwar-Angriff gegen die
tibetische Exil-Regierung des Dalai Lama geführt, indem sie ein Botnetz
einrichteten, das darauf spezialisiert ist, die Kommunikationsverbinden
abzuhören
(2).
Das von
ihnen als Ghostnet bezeichnete Netzwerk würde von fast ausschließlich in
China stationierten Rechnern kontrolliert und habe in den vergangenen
zwei Jahren 1295 Rechner in 103 Ländern befallen. Pro Woche kämen etwa
ein dutzend Rechner hinzu. Dabei gehe das Bot-Netz nicht wahllos vor,
sondern versuche gezielt, Rechner von Regierungen und Botschaften aus
dem asiatischen Raum zu infiltrieren.
Die
Spionage-Software könne nicht nur den Mail-Verkehr und Dokumente der
befallenen Rechner überwachen, sondern den kompletten PC fernsteuern und
angeschlossene Kameras und Mikrofone zur Raumüberwachung einschalten.
Wer hat's vorher gesagt?
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