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März 2009
29.03.2009 Öffentlichkeitsarbeit
29.03.2009 Cyberwar
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Hierbei ist durchaus die immer stärker dem hyperdramatischen Reality-TV nachempfundene Choreographie zu kritisieren, mit der heutzutage Strafverfolger vorgehen. Ob die Presse sich bei der Hausdurchsuchung beim Post-Chef Zumwinkel bereits gierig aneinanderdrängt, ob Verdächtige mit Ohren- und Augenschutz unter Kameraaugen in den wartenden Hubschrauber einsteigen, um zum Bundesgerichtshof geflogen zu werden ... die Inszenierung der Strafverfolgung ist längst über bloße Information hinausgewachsen und trägt so innerhalb der Verdachtsgesellschaft wirksam dazu bei, jemanden schon ab Verdachtsbeginn als unschuldig oder schuldig darzustellen. (1)
 
 

 
kritisiert die Öffentlichkeitsarbeit der Staatsanwaltschaften als hyperdramatische Choreographie oder kurz: als medienträchtige Vorverurteilung (1).

Über die Einzelheiten der in Bezug genommenen Beispiele weiß ich nichts. Einzelfälle aus den Printmedien, also nicht aus dem Reality-TV, sind mir mir hingegen geläufig. Sie begleiten die sorgfältige Ermittlungsarbeit und Aufarbeitungen in Strafverfahren auch gelegentlich mit ungeprüften, unüberlegten und populistisch anmutenden Vorwürfen, deren Substanz jedenfalls eher skurril anmutet. Wochen- und tagesaktuell berichtende Journalisten sollten sich deshalb der Bruchfestigkeit ihres Glashauses vergewissern, aus dem heraus sie agieren.

Das gilt womöglich auch für die Bezugsfälle. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Impulse für die Berichterstattung nicht von den Behörden als solche initiiert wurden, sondern von Insidern mit profilorientierten oder monetären Interessen. Undichte Stellen sind in der Praxis gelegentlich feststellbar, ärgerlich und motivierend, soweit es um ihre Schließung geht.

Mein Interesse an der Strafverfolgung in der Öffentlichkeit reduziert sich jedenfalls auf die Fälle, wo es um die Fahndung nach Flüchtigen oder noch unbekannten Tätern geht, von denen Abbildungen oder Beschreibungen vorhanden sind. Das gilt für meine Kollegen ebenso, ohne dass ich für jeden bürgen kann.
 

 
Wahrscheinlich haben staatlich beauftragte oder privat engagierte Internetfachleute einen konzentrierten Cyberwar-Angriff gegen die tibetische Exil-Regierung des Dalai Lama geführt, indem sie ein Botnetz einrichteten, das darauf spezialisiert ist, die Kommunikationsverbinden abzuhören (2).

Das von ihnen als Ghostnet bezeichnete Netzwerk würde von fast ausschließlich in China stationierten Rechnern kontrolliert und habe in den vergangenen zwei Jahren 1295 Rechner in 103 Ländern befallen. Pro Woche kämen etwa ein dutzend Rechner hinzu. Dabei gehe das Bot-Netz nicht wahllos vor, sondern versuche gezielt, Rechner von Regierungen und Botschaften aus dem asiatischen Raum zu infiltrieren.

Die Spionage-Software könne nicht nur den Mail-Verkehr und Dokumente der befallenen Rechner überwachen, sondern den kompletten PC fernsteuern und angeschlossene Kameras und Mikrofone zur Raumüberwachung einschalten.

Wer hat's vorher gesagt?
 

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(1) Twister, Jörg Tauss: Was von der Verschwörung übrig blieb, Telepolis 28.03.2009
 

 
(2) Chinesische Spionage-Software infiltriert Rechner tibetanischer Exil-Regierung, Heise online 29.03.2009
 

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© Dieter Kochheim, 11.03.2018