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Standorte von "guten" Crawlern (G), "bösen"
Crawlern (B) und Spamming-Servern (S)
(2)
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Spamming
Crawler sind suchmaschinenähnliche Programme, die das Internet nach
E-Mail-Adressen durchforsten (auch Harvesting genannt), um sie für
Spam-Aktionen zu missbrauchen. In einer Studie, die bei einer Fachtagung
in Kalifornien vorgestellt wurde, wurden die Standorte von Suchmaschinen
(Good Crawlers), Spamming Crawlers (Bad Crawlers) und von Servern für
Spamming-E-Mails dargestellt
(1).
Die Forscher wiesen damit die Existenz von Spamming Crawlern nach,
stellten aber auch fest, dass sich ihre physikalischen Standorte auf
kleinere Regionen konzentrieren (
siehe die rotbraunen Markierungen), so dass sie leicht vom Netz
ausgeschlossen werden könnten
(3).
Genau das könnte sich als Irrtum herausstellen. Das zeigt ein Blick
auf die zweite Studie, über die
berichtet
(4).
Sie hat den Ursprung von Spams untersucht und festgestellt,
dass
nahezu 95.000 der von Spammern verwendeten Maschinen bei Endbenutzern
standen. Diese gaben die Botschaften weiter – nicht die sonst üblichen
E-Mail-Server. Ein Drittel der Rechner stand in den USA, ein Viertel in
Taiwan
(5).
Das spricht dafür, dass der Versand überwiegend durch
Botnetze
erfolgt. Sie sind äußerst wandlungsfähig und könnten jederzeit auch als
Spamming Crawlers eingesetzt werden, wenn die bisher tätigen blockiert
würden. Dafür spricht auch, dass die Adressen der eingesetzten
Spam-Schleudern sehr schnell gewechselt werden, damit sie nicht in
Blacklists aufgenommen werden.
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Untersucht
wurden auch die Umgebungen, aus denen die Crawler die E-Mail-Adressen
saugen. Sie bevorzugen solche Adressen, die Gästebüchern oder
Kommentaren hinzugefügt sind, also interaktiven Inhalten im Internet.
Selten hingegen waren solche Adressen betroffen, die bei der Anmeldung
zu Diensten eingegeben wurden.
Das ist erklärlich, weil die interaktiven Angebote zumeist von Leuten
stammen, die tatsächlich auch kommunizieren wollen. Zugangsgeregelte
Angebote werden hingegen bevorzugt auch von Personen der Zeitgeschichte
genutzt - wie etwa von Donald Duck aus Quakenbrück.
Die
Untersuchungen helfen, die Methoden der Spammer zu verstehen und
versachlichen die Diskussion. Dennoch glaube ich, dass das Harvesting
mit Crawlern eine Nebenerscheinung werden wird.
Sie liefern anhand ihrer Auswahlmechanismen aktive und damit
attraktive E-Mail-Adressen. Sie machen auch gezielte Werbung möglich,
wenn sie mit ihren Quellen verbunden werden, die auf die Interessen und
Neigungen der Inhaber schließen lassen.
Ich erwarte jedoch, dass es vermehrt zu Hacking-Aktionen kommen wird,
bei denen die Kontaktdaten ganzer Kundendateien abgezogen werden. Mit
solchen Daten - angereichert um Bankverbindungen und personenbezogenen
Details - lässt sich noch viel mehr Missbrauch treiben.
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