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Ausschnitt aus dem witzigen Cover (1)
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Stumberger
berichtet in
über eine
Untersuchung der Hochschule Darmstadt, die einen Rückgang der
journalistischen Güte feststellt
(3).
Der Grund dafür läge in den seit der Finanzkrise schlechter gewordenen
Rahmenbedingungen
(4).
Eine eigene
Definition des Gegenstandes unternimmt die Studie nicht.
Ein von ihr aufgegriffenes Zitat umschreibt, was gemeint ist:
„Qualitätsjournalismus
ist für mich ein empiriegesättigter
Journalismus, ein erfahrungsgesättigter. Er muss
recherchieren, sprachlich seine Ergebnisse gut präsentieren.
Er sollte den Rezipienten beim Wirklichkeitsverständnis
helfen“.
(5)
Gefordert
werden unbenannte Qualitätsmaßstäbe, die sich in inhaltlicher Tiefe,
einer gesicherten Informationsbasis und jedenfalls nicht in Popularität
und Populismus ausdrücken. Stumberger greift eine andere Stelle der
Studie auf:
... die Kernaufgabe von Journalisten bestehe darin, Öffentlichkeit
für alle gesellschaftlichen Probleme und Tatbestände herzustellen, und
zwar in einer verständlichen Weise.
Stumberger weist darauf hin, dass die Verlage verstärkt dazu
übergegangen seien, freie und schlechter bezahlte Mitarbeiter zu
beschäftigen (siehe
links). Wer für seine Beiträge zu wenig Geld bekomme, habe auch keine
Möglichkeit zur tiefen und gesicherten Recherche
Weitere Probleme sieht er beim Nachwuchs. Er entstamme zumeist aus der
angepassten, unkritischen Mittelschicht. Zudem würden die Absolventen
von Journalismus-Schulen nur das Schreiben als solches lernen und dabei
sei die
Rolle des anwaltschaftlichen Journalismus verloren gegangen.
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Die
Arbeitsbedingungen und Einkommen sind zweifellos Indikatoren, die
die professionelle Qualität behindern. Umgekehrt bedeuten mehr Zeit und mehr
Geld nicht zwangsläufig, dass die Qualität steigt.
Dazu müssen weitere Faktoren hinzukommen, vor Allem Allgemeinbildung,
Sachkenntnis, Neugier, soziale Kompetenz und detektivischer Spürsinn.
Insoweit sind sich gute Journalisten und gute Ermittler sehr ähnlich.
Der Mangel daran zeigt sich mir immer wieder
in der Berichterstattung
über Strafverfahren, wobei ganz häufig einseitige und
interessenausgerichtete Statements von Verteidigern ungeprüft und
unhinterfragt übernommen werden und auch einfache verfahrensrechtliche
Situationen unbekannt sind.
Eines der häufigsten Beispiele dafür ist die Rede davon, dass die
Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl erlassen habe. Den kann sie jedoch
nur beantragen, anordnen muss ihn ein Richter.
Ob diese
Erfahrungen übertragbar sind, weiß ich nicht, vermute es aber.
Auch ich habe keine einfache Lösung parat.
Der
Autorenreport von 1972 empfahl - kurz gesagt - die
gewerkschaftliche Organisation und die Schaffung sozialer
Sicherungssysteme für Autoren
(6).
Auch das waren sinnvolle Forderungen in Bezug auf die Rahmenbedingungen,
nicht aber zur Förderung der Qualität.
Sie kann eigentlich nur durch Selbstdefinitionen der
Autorenvereinigungen und durch Anerkennung Dritter gefördert werden, die
zum Beispiel Preise stiften und vergeben.
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