18.000 Deutsche wurden im vergangenen Jahr
Opfer eines solchen Kartenbetrugs, das sind 0,02 Prozent der 90
Millionen deutschen EC-Karten. Manipuliert wurden dafür laut dem
Geldkarten-Dienstleister Euro Kartensysteme nur 809 Geldautomaten, 155
Kartenschlösser und drei EC-Terminals. Der Schaden beläuft sich auf rund
40 Millionen Euro pro Jahr.
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Nach der
Meldung über die Schäden durch das Phishing
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sind verschiedene Polizisten zu dem Schluss gekommen, dass die mit 17 Millionen
hochgerechneten Schäden durch das Phishing in 2010 nicht stimmen
können. Wenn sie ihre eigenen Schadensfälle zusammen rechnen, kommen sie
auf so hohe Summen, dass gerade in ihrer Region eine Hochburg des Phishings
sein müsste.
Dagegen sprechen hingegen die Fallzahlen, die eher eine gleichmäßige
Verteilung erwarten lassen.
Das BKA spricht
auch von rund 17.000 Skimming-Angriffen im
Jahr
2009. Was wirklich gezählt wurde, ist auf dem ersten Blick nicht ganz klar. Die EKS
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zählt die
Geldautomaten, die einem Skimming-Angriff ausgesetzt waren - unabhängig
davon, wie häufig das im Kalenderjahr geschieht. Geldautomaten an
attraktiven Standorten können durchaus mehrmals im Jahr angegriffen werden.
Wenn man die etwas ältere Meldung von Spiegel online hinzu nimmt (
links), dann dürfte es sich um die Zahl der geschädigten Einzelpersonen
handeln. Auch die anderen Zahlen sind stimmig. Danach wurden 2009
angegriffen:
809
Geldautomaten
155
Zugangskontrollen
3
POS-Terminals Pro Ausspäh-Einsatz erlangen die Skimmer nach meinem
Eindruck etwa 10 Dumps
(4).
Das Problem ist meistens das Ausspähen der PIN. Mit Tastaturaufsätzen
werden deutlich mehr als mit Kameraeinsätzen erkannt. Die EKS-Zahlen lassen
einen Durchschnitt von 18 Dumps erwarten. Das passt, wenn man bedenkt,
dass attraktive Geldautomaten mehrmals im Jahr angegriffen werden.
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Auch der Schadensbetrag ist stimmig: 40.000.000 € im Jahr 2009. Das sind
rund 2.350 € pro Dump. Durch den mehrmaligen Einsatz des Dumps am
Wochenende lassen sich nicht nur mehrere Tages- sondern auch zwei
Wochen-Limits wegcashen.
Der Anteil,
der von der deutschen Finanzwirtschaft getragen werden muss, ist unklar.
Im Rahmen des europäischen Schadensausgleichs haften die
ausländischen Geldautomaten-Betreiber, wenn sie nur die Magnetstreifen-Daten prüfen,
nicht aber den EMV-Chip, wenn die ausgespähte Karte über einen solchen
verfügt. So die Theorie.
Über
die Effizienz des europäischen Schadensausgleiches weiß man nichts.
Es dürfte nicht ganz einfach sein, aus Italien, Rumänien oder Bulgarien
Schadensersatz zu realisieren. Cashing in Übersee oder Afrika ist vom
Ausgleich
nicht umfasst. Die dort verursachten Schäden trägt der
finanzwirtschaftliche Verbund in Deutschland sowieso selber.
Selbst wenn der Schadensausgleich funktioniert, muss der Schaden
wieder refinanziert werden durch Gebühren oder andere Einnahmen.
Beim
Phishing spricht das BKA von einer Steigerung von 71 % und es rechnet
für 2010 mit einem Gesamtschaden von 17.000.000 €
(5).
Das bedeutet, dass schon 2009 ein Schaden durch Phishing in Höhe von
etwa 10.000.000 € bekannt wurde.
Das sind
dann 50.000.000 € Schäden durch Skimming und Phishing, die die deutsche
Finanzwirtschaft 2009 tragen musste.
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2009 existierten noch 1.939 Kreditinstitute in Deutschland mit 1.107,6
Mrd. € täglich fälligen Einlagen
(6).
Sie betrieben insgesamt 59.394 Geldautomaten. Jeder verursacht rund
6.000 € Betriebskosten im Jahr
(7).
Von ihnen wurden 1,62 % von Skimmern angegriffen. Im Umlauf waren 125.801.300 Zahlungskarten, davon
wurden 0,014 % von Skimmern angegriffen.
Mit Zahlungskarten wurde Bargeld an Geldautomaten im Inland in Höhe
von 156.785 Mio. € abgehoben, im Ausland weitere 8.377 Mio. €. Davon
beträgt der Cashing-Schaden 0,48 %.
Wenn man davon ausgeht, dass für Bargeldabhebungen im Ausland
mindestens 1 % Gebühren entstehen, dann sind 2009 etwa 84 Mio. € als
Gebührenanteil ins Ausland geflossen. Wenn damit der Cashing-Schaden
ausgeglichen werden müsste, dann wäre dort fast die halbe Marge weg. Das täte
richtig weh.
Das
spricht dafür, dass die hiesige Finanzwirtschaft die Cybercrime-Schäden
nahezu allein verkraften muss. Ihr Anteil am Gesamtaufkommen des bargeldlosen Zahlungsverkehr
ist jedoch noch so gering, dass die äußerliche Ruhe der Branche erklärbar wird.
Zumal die
Kompensation, so scheint es, nicht aus Rückstellungen, sondern aus dem
laufenden Geschäft finanziert wird. Die Bank lebt bekanntlich von der
Marge, also aus dem Zinsunterschied, den sie für ihre Kredite erhält und
dem Zins, den sie für Einlagen zahlt. Hinzu kommen nach meinem Eindruck
verstärkt Gebühren für alles und steigend.
Die Kunden
merken zunehmend, wie die Marge gedehnt wird. Sparbücher und andere Geldanlagen bringen
nichts mehr, weil die Zinsen unter der Inflationsrate bleiben. Wertpapiere, die vor 5 Jahren gekauft
wurden, haben ein Drittel an
Wert verloren und bewegen sich schneckig und langfristig zurück zum
Einkaufswert.
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Man könnte meinen: Wer sein Geld der Finanzwirtschaft anvertraut, der
erteilt die Erlaubnis zur Geldvernichtung. Bei der Gelegenheit: Auf
welcher Basis funktionieren die Riester-Rente und andere Formen der
Altersversorgung?
Böse formuliert: Die Finanzwirtschaft steckt die Schäden
weg und klagt nicht, weil sie keine Alternative hat. Sie hat so viel
Personal abgebaut, dass sie auf Geldautomaten, Onlinebanking und
innovative, provisionsgesteuerte Kundenwerbung nicht mehr verzichten
kann. Sichere Geschäftsprozesse misst sie zunächst nur daran, welche
Kosten sie verursachen und welche Schäden im laufenden Geschäftsjahr
dagegen stehen. Frei nach dem Motto: Das macht doch nichts, das merkt
doch keiner!
Die Schäden durch die Cybercrime dürften jedoch die
wirtschaftlichen Schmerzgrenzen längst
durchbrochen haben.
Meine Bank, die seit Urzeiten mein
Gehalt bekommt, verlangt jetzt jährlich 25 € dafür, dass sie mir eine
Kreditkarte gibt; um die Kosten für die Sicherheit im Zahlungsverkehr zu
decken, wie es heißt. Es sind aber nicht die Kredit-, sondern vor allem
die Debitkarten, die beim Skimming missbraucht werden. Warum? Weil sie
an den Geldautomaten viel häufiger eingesetzt und allein deshalb
häufiger ausgespäht werden.
102 Mio. Debitkarten stehen etwas mehr als 24 Mio. Kreditkarten
gegenüber
(7).
Wenn alle Kreditkarten 20 € jährlich Gebühren einbringen, dann sind das
branchenweit
Einnahmen von 480 Mio. €. Abzüglich Cybercrime-Schaden verbleiben 430
Mio. €. Wo verbleibt der Rest?
Zurück zu meiner Bank: Die Masterkarte hat jetzt einen EMV-Chip und
eine Laufzeit von 4 Jahren. Der Chip kostet keine 100 €. Der Rest der
Einnahme wird offenbar auf das Konto "Scheiße gelaufen" gebucht.
Dafür spräche, dass die Banken jedenfalls die Debitkarte nicht mehr abschaffen
können. Nicht allein deshalb, weil sie aus dem Handel nicht mehr
wegzudenken ist, sondern auch, weil die Banken dann wieder
Schalterdienste und Nachttresore betreiben müssten.
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Den Schaden, der durch Geldwäsche
in der Bundesrepublik entsteht, wollte Ziercke nicht beziffern, man
bewege sich aber im mehrstelligen Milliardenbereich. Selbst im Handel
mit CO2- Emissionszertifikaten seien 2009 über 60 Anzeigen
eingegangen, dabei sei Umsatzsteuer von 300 Millionen Euro hinterzogen
worden.
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50 Mio. €
Schaden durch Skimming und Phishing und noch einen Schlag drauf für die
Kontoeröffnungsbetruge durch busweise eingeführte Osteuropäer, mit
falschen Personalpapieren eröffnete Konten und die seit SEPA drohenden
Stoßbetruge durch Einzugsermächtigungen ins und aus dem Ausland.
Die äußere Ruhe der Finanzwirtschaft angesichts der Cyber- und anderer
Kriminalität wirkt beängstigend. Das besonders deshalb, weil nicht nur
Wehklagen zu erwarten wäre, sondern aktive Bemühungen zu ihrer Abwehr im
Interesse der eigenen Kunden.
Das könnten die tieferen Gründe für die Stille sein: Das Fehlen von
Konzepten, die Scheu davor, eigenes Versagen zugeben zu müssen, und
schließlich die Furcht, für sichere Authentifizierungen von Kunden und
Transaktionen sichere Techniken einführen und in sicherer Umgebung
betreiben zu müssen.
Hinzu kommt ein psychologisches Aspekt: Den ersten beißen die Hunde. Das
Unternehmen, das als erstes zugibt, bei der Sicherheit geschlampt zu
haben, verlässt den Chor des Schweigens, macht sich angreifbar und läuft
Gefahr, von Markt und Börse abgestraft zu werden.
Die Kunden
bemerken zunächst nur ein gut funktionierendes Zahlungssystem, das ist
es in der Tat, und erst nach und nach, dass sie die Kosten für die
stille Schadenskompensation aufbringen und zwar ohne dass ernsthafte
Anstrengungen zur Vermeidung der Schäden erkennbar werden. Dadurch
entsteht ein explosives Pulverfass, das zu ignorieren ich noch schlimmer
finde, als die praktizierte Untätigkeit.
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BKA und
BaFin haben unlängst die Trends aufgezeigt, in die sich die Kriminalität
als Massenerscheinung entwickelt
(10).
Das sind vor allem:
Skimming
Identitätsdiebstahl in den Formen
Phishing beim Onlinebanking,
Kartenmissbrauch im Einzelhandel
(11),
Warenbestellungen über Paketagenten
betrügerische Webshops
Noch sind Skimming und Phishing führend. Die Schäden durch das
Phishing werden im laufenden Jahr um rund 70 % steigen, sagt das BKA.
Es macht
keinen Sinn, gelegentlich die Stimme zu erheben und die Zustände zu
beklagen, ohne Konzepte für die Bekämpfung der Cybercrime zu entwickeln
und umzusetzen. Das ist nicht nur die Aufgabe der Strafverfolgung,
sondern besonders auch der Finanzwirtschaft, die bislang erkennbar nur
die Kosten auf ihre Kunden verteilt.
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(1)
Felix Knoke, Überfall im Geldautomaten, Spiegel
online 10.03.2010
(2)
beachtliche Allianz, 07.09.2010
(3)
EKS:
Euro-Kartensicherheit
(4)
Dump: vollständiger Satz der Kartendaten, hier Magnetstreifendaten und
PIN.
(5)
(2)
(6)
Zahlen:
Deutsche Bundesbank, Zahlungsverkehrs- und
Wertpapierabwicklungsstatistiken in Deutschland 2007 bis 2009, Stand: August 2010
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(7)
Sascha Girth, Outsourcing 2.0 -
Anforderungen und Lösungen, PRO¡SERVICE 19.03.2010
(8)
Deutsche Bundesbank, ebenda.
(9)
Steffen Hebestreit, Die neuen Tricks der Geldwäscher,
Frankfurter Rundschau 01.09.2010
(10)
Geldwäsche in der Underground Economy, 05.09.2010
(11)
Entweder mit Totalfälschungen oder mit echten Zahlungskarten, deren
Magnetstreifen mit fremden Kontodaten überschrieben wurden.
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