verdeckte Ermittlungen - Postbeschlagnahme |
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Postbeschlagnahme |
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Eingriffsmaßnahme
Voraussetzungen
Anordnungsbefugnis
Nutzungsbeschränkungen
Mitteilungen
Berichte
Besonderheiten
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Die
Postbeschlagnahme (
§§ 99,
100 StPO) ist eine verdeckte Ermittlungsmaßnahme, deren
Anordnung besonderen Zulässigkeitsvoraussetzungen und Förmlichkeiten
bei der Durchführung unterliegt.
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Eingriffsmaßnahme |
Übertragungsweg |
Die
Postbeschlagnahme gemäß
§ 99
StPO richtet sich gegen Postsendungen und Telegramme, die sich im
Gewahrsam von Personen oder Unternehmen befinden, die geschäftsmäßig
Post- oder Telekommunikationsdienste erbringen oder daran mitwirken. Sie
betrifft sowohl die an den Beschuldigten gerichteten als auch die von
ihm ausgehenden Sendungen.
Der Schutz für Postsendungen und Telegramme betrifft den Zeitraum,
während dem der Bote Gewahrsam über die Sendung hat oder die
Übermittlung bewirkt (
Schutz des Übertragungsweges). Bei der Briefpost reicht er vom
Einwurf in den klassischen "gelben" Postbriefkasten bis zum
Hausbriefkasten.
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Zuletzt geriet die Postbeschlagnahme wegen einer Anordnung des
Ermittlungsrichters beim BGH in den Blick der Öffentlichkeit (
rechtswidrige Briefkontrolle).
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Voraussetzungen |
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Die
§§ 99,
100 StPO verlangen nach keinen besonderen
Zulässigkeitsvoraussetzungen.
An die Verhältnismäßigkeit der Maßnahme sind besondere Anforderungen
zu stellen, weil sie sich (auch) gegen Unbeteiligte richtet.
Das gilt umso mehr, weil das Briefgeheimnis von
Art.
10 Abs. 1 GG besonders geschützt wird. Deshalb dürften die Grundsätze zur
Anwendung kommen, die das Bundesverfassungsgericht wegen der
Verkehrsdaten (Verbindungsdaten) entwickelt hat, die in Mobiltelefonen
gespeichert sind (1).
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(1)
BVerfG, Urteil vom 02.03.2006 - 2 BvR 2099/04
Beim
Zugriff auf die bei dem Betroffenen gespeicherten Verbindungsdaten ist
auf deren erhöhte Schutzwürdigkeit Rücksicht zu nehmen. Die
Verhältnismäßigkeitsprüfung muss dem Umstand Rechnung tragen, dass es
sich um Daten handelt, die außerhalb der Sphäre des Betroffenen unter
dem besonderen Schutz des Fernmeldegeheimnisses stehen und denen im
Herrschaftsbereich des Betroffenen ein ergänzender Schutz durch das
Recht auf informationelle Selbstbestimmung zuteil wird.
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Anordnungsbefugnis. Förmlichkeiten |
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Nach
§
100 Abs. 1 StPO unterliegt die Anordnung der Maßnahme dem
Richtervorbehalt.
Bei
Gefahr im Verzug ist auch die Staatsanwaltschaft zur Anordnung
berechtigt. Ihre Anordnung muss von dem Gericht binnen drei Werktage
bestätigt werden (
§ 100 Abs. 2 StPO).
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Die Öffnung der Postsendungen obliegt dem Gericht (
§ 100 Abs. 3 S. 1 StPO). Die Befugnis darf aber auf die
Staatsanwaltschaft übertragen werden (
§ 100 Abs. 3 S. 2 StPO).
Postsendungen, die nicht angehalten und
beschlagnahmt werden, sind unverzüglich an den vorgesehenen Empfänger
weiterzuleiten (
§ 100 Abs. 5 StPO). Das gilt auch für "unverfängliche" Teile der
Sendungen, die für die Untersuchung nicht von Bedeutung sind. Sie sind
dem Empfänger abschriftlich mitzuteilen (
§ 100 Abs. 6 StPO).
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Nutzungsbeschränkungen |
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Die
Regelungen zur Postbeschlagnahme sehen keine Nutzungsbeschränkungen vor.
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Mitteilungen |
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Der
Absender und der Adressat der geöffneten oder beschlagnahmten
Postsendung sind gemäß
§ 101 Abs. 4
S. 1 Nr. 2. StPO von der
Postbeschlagnahme zu unterrichten. Die Benachrichtigung darf
unterbleiben, wenn die Personen von der Maßnahme nur unerheblich
betroffen wurden und anzunehmen ist, dass sie kein Interesse an einer
Benachrichtigung haben (
§ 101 Abs. 4 S. 4 StPO).
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Berichte |
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Das Gesetz
sieht keine besonderen Berichtspflichten vor.
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Besonderheiten |
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Keine
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Cyberfahnder |
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© Dieter
Kochheim,
11.03.2018 |