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26.06.2007 |
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Andreas Eschbach |
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Eschbach wird seit gut zwölf Jahren verlegt und schreibt viel. Er muss Ideen noch und nöcher auf Halde gehabt haben, um dieses schreiberische Feuerwerk abfeuern zu können. Seine Werke haben aus meiner Sicht noch ein "Aber". Sein
Meisterwerk fehlt noch:
Knapp, explosiv und spannend. Die Anlagen dazu sind alle da. Noch ist er
aber nicht auf den Punkt gekommen, liefert seitenmächtige Werke und wir
Leser warten ... |
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der andere Eschbach | ||||
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Andreas Eschbach, Eine unberührte Welt (2008)
"Das Buch der Zukunft" ist ein Sachbuch, in dem Eschbach seine Sicht
auf die Lebensgewohnheiten und Gefahren der Zukunft darlegt. Dabei
spricht er viele Szenarien und Technologien an, die aus der SF-Literatur
bekannt sind, macht das aber auf eine zurückhaltende und überhaupt nicht
übertriebene Art. Der Leser wird von ihm geradezu sanft geführt und
merkt kaum, dass er mitgerissen wird. |
Auch damit erweist sich Eschbach als guter Autor. Seine
Kurzgeschichten heben sich angenehm von seinen gelegentlich zu
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Jesus Video | ||||
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Nicht nur in diesem Roman schafft es Eschbach immer wieder, der Handlung eine überraschende Wendung zu geben. Aus diesem Buch ist mir besonders eine Szene in Erinnerung geblieben, in der die Protagonisten in einer ausweglosen Situation zu sein scheinen. Einer ihrer Gegner vergegenwärtigt aber nicht, dass in Israel eine allgemeine Wehrpflicht besteht und Frauen im Nahkampf ausgebildet sein können, und provoziert die Romanfigur Judith mit einer sexuellen Annäherung, worauf sie "rot" sieht: |
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"... Ohne jeden weiteren
Gedanken an seine schußbereite Waffe, an die Situation, in der sie sich
befanden oder an die Gefahren, die ihr oder den anderen drohen mochten,
brach sich eine inbrünstige Wut ohne jede Hemmung Bahn, und die wütende
Energie folgte dabei Pfaden, die während der Jiu-Jitsu-Kurse ihrer
Militärzeit wieder und wieder eintrainiert und schließlich zu Reflexen
geworden waren: |
Sie packte den Arm des Mannes und schleuderte ihn mit einem gellenden Kampfschrei in einer gewaltigen, schwungvollen Bewegung über ihre Schulter, als wöge er nichts. ..." (Seite 360 der Taschenbuchausgabe von Bastei Lübbe, 1998) |
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Eine Billion Dollar | ||||
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Eschbach macht eine andere Annahme: Was passiert, wenn ein Vorfahre vor 500 Jahren einen erklecklichen, aber keineswegs riesigen Geldbetrag konservativ angelegt und mit der Vermögensverwaltung ein traditionelles Anwaltsbüro betraut hat, das das Vermögen durch Wirtschaftskrisen und Kriege hindurch in kleinen Schritten, aber stetig mehrt? Es wächst auf den wesentlichen Teil des Weltvermögens an, lässt die Weltwirtschaft ventilieren und ruft alle möglichen Neider und Gegner auf den Plan. Die handelnde Figur erkennt aber auch, dass ihr unverhofft erlangtes Vermögen überall und jeden betrifft (und ausbeutet). |
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Seine
eigene Titelgeschichte dazu zeigt, dass er nicht nur mehrere Hundert
Seiten lange Romane zu schreiben weiß, sondern auch Kurzgeschichten, die
ebenfalls die von ihm gewohnten Überraschungen enthalten. |
Das Genre "Kurzgeschichte" hat leider an Bedeutung verloren und war
vor allem in den 60-er und 70-er Jahren des letzten Jahrhunderts ein
maßgeblich gestaltender Bestandteil der Science Fiktion-Literatur und
das nicht zuletzt in Deutschland, wo sich
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Nobelpreis | ||||
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In diesem Buch fasziniert mich die Hauptperson: |
Ein
Industriespion, der dem modernen elektronischen Schnickschnack absagt
und lieber auf die klassische, handgreifliche Art nach Geheimnissen
forscht und dennoch keineswegs altmodisch ist. Er kennt die Methoden des
elektronischen Einbruchs und nutzt sie auch, wenn er es für richtig hält.
Ansonsten pflegt er die klassischen Detektivtechniken, die in ihrer
modernen Gestalt als
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Ausgebrannt | ||||
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Er behauptet von seiner Geschichte selber, dass sie leider zu 99
Prozent nicht auf Fiktionen aufbaue (siehe
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Seine
Annahmen: Die bekannten Ölreserven sind schneller verbraucht als
allgemein angenommen und es gäbe noch jede Menge unbekannter Vorkommen,
weil die herrschende Meinung in der Wissenschaft die Mechanismen
missverstehe, wie Rohöl entsteht. Die Erklärung zu dieser
wissenschaftliche Annahme erinnert ein wenig an
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Jugendbücher | ||||
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Eine Einschränkung gilt es zu machen, die dem Arena-Verlag anzulasten ist: Das Buch "Das Marsprojekt" von 2001 ist identisch mit Band 1 des gleichnamigen, ab 2005 erschienenen Zyklus'. |
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Das ferne Leuchten Die blauen Türme Die gläsernen Höhlen |
Eschbachs Ideen könnte man sicherlich komprimieren und die vier, aus denen dann nur zwei geworden sind, noch offenen Fortsetzungen lassen Zweifel daran aufkommen, dass er die Faszination aufrecht erhalten kann. Noch bin ich kaufwillig. |
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Die schlafenden Hüter (2008)
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Viele Rätsel löst schließlich der abschließende Band, Die schlafenden Hüter. Wir erfahren viel aus der fiktiven Vergangenheit von Mars und Erde und über die wahren Aggressoren. Das letzte große Geheimnis, wie die beiden großen blauen Türme, bei denen es sich um ein Sternentor handelt, genutzt werden können, bleibt offen. Die Abenteuer, die sie bergen, versprechen Fortsetzungen. Fazit Die Serie ist zu lang geraten und hätte auch unter dem Gesichtspunkt, dass es sich um Jugendbücher handelt, etwas weniger Vorlauf und insgesamt mehr Konzentration verdient. Mit Ausnahme des vierten Bandes, der mir nicht gefallen hat, bleibt ein spannendes Gesamtwerk, das sich auch als Erwachsener und erfahrener SF-Leser gut und mit Spaß weglesen lässt, weil Eschbach seinen Figuren inzwischen viel Wärme, Gefühle und Handlungsfreiräume gibt. |
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Das Mädchen erzählt (hier zitiert nach der Ausgabe bei Bastei Lübbe,
2006, Seite 106 f.): |
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Ich lachte spöttisch auf, mit einem Lachen wie eine Kettensäge. »... Meine Güte, wenn du wüsstest, wie du mich anwiderst, du... du Monstrum!« Die Stille war wie eine Explosion. Erschrocken presste ich die Hand vor den Mund. Ich hatte mir die Zunge abgebissen, wenn ich damit diese Worte hätte ungesagt machen können. Auf einmal war alle Wut verflogen wie nie gewesen. Ich saß nur da und starrte ihn entsetzt an. Armand war bei meinem Ausbruch zurückgeprallt, als hätte ich ihn
geohrfeigt. Alles Blut war aus seinem Gesicht gewichen. Er saß da,
starrte mich aus unnatürlich weiten Augen an, regungslos, wie gelähmt -
bis auf ein kaum merkliches Zittern, das an seinem Kinn entlang kroch.
Es war klar, ich hatte ihn tödlich getroffen. Ich sah ihn an wie ein
Kaninchen die Schlange, und in meinem Gehirn kreiste dröhnend nur der
eine Gedanke: Jetzt bringt er mich um! |
Doch dann, urplötzlich, mit einem Knall, der mich zusammenzucken ließ wie ein elektrischer Schlag, zerbarsten die beiden Spiegel unter den Gepäckablagen. Ich zog den Kopf ein, als tausend Splitter klirrend und raschelnd auf mich herabregneten, während Armand sich schwer aus seinem Sitz hochstemmte, auf die Abteiltür zutaumelte, sie mit ungelenken Bewegungen aufriss und auf dem Gang verschwand, unverständliche Wortfetzen vor sich hin keuchend. Ich saß da wie betäubt, griff nach einer Scherbe, legte sie wieder hin, wusste nicht, was ich tun sollte. ... Mit der Zeit kam ich wieder zu mir. Ich stand auf und trat auf den Gang hinaus. Unter meinen Schuhen knirschten Glasscherben. Wohin mochte Armand gegangen sein? ... |
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Grenzgang | ||||
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Eschbach geht einen
anderen Weg. Bei ihm werden die militärischen Versuchspersonen - wie
beim
Ist das noch ein Jugendroman oder schon ein "normaler"? Ich weiß es
nicht. Der Lesespaß blieb irgendwie auf der Kippe. |
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Science Fiktion | ||||
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Die Auflösung am Ende des Buches ist ein wenig märchenhaft und gruselig, nicht aber versponnen. Mir ist eine Szene besonders in Erinnerung: |
Stellen Sie sich vor, nur ihr Kopf würde leben und sie seien an dem Ort, an dem Sie gerade sind, gefesselt. Sie haben keinen Körper mehr, nur eine Lebenserhaltungsmaschine. Und sie blicken, weil Sie Ihren Kopf auch nicht bewegen können, ständig auf dieselbe Fensterfassade - Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte, Jahrtausende. Unter seinem eigenen Gewicht beginnt das Glas der Fenster im Laufe der langen Zeit allmählich nach unten zu fließen, wird oben dünner und dünner und unten dicker und dicker. Bis es oben aus seinem Rahmen gerät und unten ein immer dickerer Wulst entsteht. Je länger das dauert, desto mehr Wind verspüren Sie. Er zerbricht auch das eine oder andere Fenster - und Sie können sich das alles nur über sich ergehen lassen und nichts daran ändern. Noch einmal: Die Auflösung am Ende des Buches ist gut. |
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Nicht, dass das Buch schlecht wäre. Es ist lesbar und liest sich runter. Ein echtes Highlight ist es hingegen nicht. Ich glaube, mit diesem Buch hat sich Eschbach auf die falsche Fährte begeben und wollte womöglich zu viel philosophische Tiefe liefern, blieb dabei aber doch an der Oberfläche und hinterließ jedenfalls bei mir kein "Aha". | |||
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Beides, irgendwie. Turbulent, aber doch nur Mittelklasse. |
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Experiment: Exponentialdrift | ||||
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Darin begleitet er schriftstellerisch einen Menschen, der von sich glaubt, ein Außerirdischer zu sein, und reflektiert die Zeitgeschichte von September 2001 bis Juli 2002 anhand der aktuellen Ereignisse. Lesenswert. |
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Fazit | ||||
Eschbachs Stärke ist die leichte und vor allem die Jugendliteratur. Er verspricht immer wieder den ganz großen Wurf, den er bislang noch nicht geliefert hat. Nehmen Sie sich die Zeit, Herr Eschbach, so wie Wolfgang Jeschke es
zuletzt gemacht hat. Dann schaffen Sie das Werk, das wirklich begeistert.
Davon bin ich überzeugt. |
Beide Fähigkeiten wünsche ich mir für das Buch, das noch aussteht. |
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Cyberfahnder | ||||
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© Dieter Kochheim, 11.03.2018 |