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Ein Blick
auf meine Lieblingsautoren: Franke
(1),
Jeschke
(2)
und Boris Strugatzki
(3)
sind schon richtig alt und haben schon lange nichts mehr geschrieben,
Lem ist gestorben
(4)
und Gibson liefert immer nur in großen Abständen ab
(5).
Baxter hat sich an der großen Welt- und Personenstudie probiert und es
versemmelt
(6).
Schätzing hat einen großen und vor allem seitenstarken Roman hingelegt
und mich mit seinen kleinen und großen Spannungsbögen - jedenfalls -
hingehalten
(7).
Er kann auch kurze Geschichten schreiben. Warum tut er es nicht mehr?
(8)
So bleibt Eschbach. Eschbach kann's immer noch.
Sein
jüngstes Werk ist wieder ein Jugendroman. Nein, kein Ei-Tei-Tei-Kinderbuch,
sondern ein spannender Roman mit klaren und gut konturierten Figuren,
passend und sauber beschriebenen Protagonisten - natürlich: Kinder und
Jugendliche - und einer modernen, leicht fiktiven Handlungsumgebung.
Etwas zu lang mit 461 Seiten und einem "to be continued" am Ende. Aber: gut!
Die Rede
ist von Black*Out
(9).
Den Handlungsstrang zieht Eschbach aus dem Konflikt zwischen Leuten,
deren Gehirne miteinander vernetzt und die dadurch als Kollektiv
tatsächlich fast allmächtig sind, und denen, den die Helden angehören:
Individuen, auch vernetzt, aber nur sporadisch, die sich in die Natur
vor Verfolgung zurück ziehen und die sich mit einem Gegenschlag wehren.
Am Ende dieses ersten Teils bleiben unsere Helden Sieger eines Kampfes
mit offenem Ende wegen der künftigen Scharmützel, die unweigerlich
folgen werden. Man fühlt sich ein wenig in die Terminator-Zukunft
versetzt, wo Aufrechte einen sicher verlorenen Widerstand leisten.
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Das Buch
liest sich spannend. Basta.
Besonders begeistert haben mich zwei Cyberwar-Szenarien, die Eschbach
einsetzt und die ich mich nicht getraut hätte, zu beschreiben.
Wie macht
man als Angestellte einer Bank einen Fehler rückgängig, den man begangen
hat und der unweigerlich zu Ruin und Armut führen wird? Ihr Sohn, ein
dadurch zu Weltruhm gelangender Hacker, weiß die Lösung: Alle Menschen
werden Milliardäre. Mit seiner Malware füllt er jedes Bankkonto weltweit
um riesige Guthaben auf, so dass die Finanzwirtschaft erst einmal alles
stoppt. Das Chaos ist so groß, dass es nur eine Lösung gibt: Alle Banken
spielen das Backup vom Vortag ein. Damit ist auch der Bedienungsfehler
seiner Mutter aus der Welt.
Die Annahme ist wahrscheinlich zu banal, dass ausschließlich
Tagessicherungen gefertigt werden. Es gibt verschiedene Techniken, die
in erheblich kürzeren Intervallen arbeiten. Als sicher kann man aber
annehmen, dass die Tagessicherungen das Rückgrat der Backup-Strategie
aller Rechenzentren sind. Und wenn alle Partner unter Chaos-Daten
leiden, dann wird man sich auf den Startpunkt einigen, den alle eint:
das Tages-Backup. Bravo!
Wie legt
man Kommunikationsnetze lahm? Indem man zunächst die Stromnetze
kollabieren lässt, worauf die Kommunikationsnetze ohne Strom sind und
ihrerseits zusammenbrechen. Das ergibt einen Black*Out für mehrere
Stunden, den man für andere zerstörerische Aktionen und zur Flucht
nutzen kann.
Das könnte nicht nur von mir sein. Das ist genau das, was ich mit dem
Kaskadeneffekt
(10) vorsichtig angesprochen habe.
Wie das gehen könnte, lesen Sie bei Eschbach.
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