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Oktober 2009
04.10.2009 Science Fiktion
     
zurück zum Verweis zur nächsten Überschrift Stephen Baxter, Die letzte Flut
 

 

 

 
Das jüngste Buch richtet sich an das zahlungskräftige Mainstream-Publikum und ist ordentlich gebunden (1). Stephen Baxter bewegt sich in die nahe Zukunft und beschreibt die Zeit zwischen 2016 und 2052 unter einer literarischen Annahme: Der Meeresspiegel - genährt durch im Erdmantel eingelagertes Wasser - beginnt unaufhaltsam zu steigen und überschwemmt zu guter Letzt auch die Spitze des Mount Everest. Die wenigen überlebenden Menschen müssen sich darauf einstellen, auf einer nur aus Wasserfläche bestehenden Welt zu überleben.

Das ist die einzige Idee, die dem Buch zugrunde liegt. Spektakulär, aber viel zu wenig für 750 Druckseiten. Dagegen hilft auch kein spektakuläres Video.

Baxter betrachtet einige wenige Charaktere, die er in seinem Buch durch die Flut begleitet. Baxter kann schreiben und erfüllt die Protagonisten mit Leben. Ich halte ihn weiterhin für einen der wichtigsten zeitgenössischen Autoren der Science Fiktion-Literatur (2) und habe ihm nicht ohne Grund eine umfangreiche Werkübersicht mit vielen Querverweisen gewidmet.

Dem neuen Buch fehlt das Visionäre, das man aus Baxters Werken gewohnt ist. Es lässt nur 3 wesentliche Spuren zurück, die er in künftigen Werken wieder aufnehmen kann:

Wie entwickeln sich gesellschaftlich und biologisch die Wassermenschen weiter?
Was bewirkt die Arche 1, die die Erde mit vielfältigem genetischen Material verlassen hat?
Was zum Teufel ist die Arche 2?

Entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten macht Baxter keinen Ausblick in die weitere Zukunft und unterlässt alle Andeutungen.
 

 
Mein Fazit: Gut geschrieben im Detail, aber langweilig. Wenn nicht Baxter auf dem Buchrücken stände, könnte man meinen, jemand Anderes habe das Buch im Stil von Baxter geschrieben.

Zwei andere Autoren haben sich in den letzten Jahren mit großen Katastrophen-Szenarien auseinander gesetzt und mir mehr Vergnügen bereitet.

Das ist zum Einen Frank Schätzing mit Der Schwarm. Das Buch hat zwar auch seine Längen, schafft es aber, die Spannungsbögen bis zum Ende zu ziehen und die Erkenntnisse des Lesers stückchenweise anzureichern.

Der andere Autor, der mir dazu einfällt, ist Andreas Eschbach mit Ausgebrannt, wobei Eschbach erst mit fortschreitendem Text richtig in Fahrt kommt.

Beide Autoren zeigen, wie man mit katastrophalen Umgebungen umgeht und dabei Spannung aufbaut. Diese habe ich bei Baxter nur im ersten Teil gespürt, als es um das Schicksal in Spanien entführter Personen ging.

Herbert W. Franke hätte den Plot in seinen frühen Zeiten auf eine Kurzgeschichte reduziert und sich wahrscheinlich auf den Untergang des Mount Everest beschränkt.

Ich bin überzeugt: Der nächste Roman von Baxter wird wieder besser!
 


Anstieg des Meeresspiegels um 1.000 Meter
(Quelle: (1) )
 
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(1) Stephen Baxter, Die letzte Flut, Heyne 2009;
Bestellung bei

(2) Portraits: Stephen Baxter

(3) Stephen Baxter
 

 

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© Dieter Kochheim, 11.03.2018