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10-09-01
Durch einem
Fehler im Cisco-Betriebssystem wurde am 27.08.2010 rund 1 % des
Internets lahmgelegt. Das RIPE testete in Zusammenarbeit mit der Duke
University das Routing mit erheblich erweiterten BGP-Daten, worauf die
unter IOS XR laufenden Router fehlerhafte Daten vermittelten und ihre
Gegenstellen die Verbindungen kappten.
Durch die Störung, die nur eine halbe Stunde dauerte, waren ...
Netzwerke in über 60 Ländern nicht erreichbar. Zirka 3.500 der rund
330.000 sogenannten Routing-Präfixe sollen betroffen gewesen sein.
(1)
Im
Arbeitspapier Netzkommunikation
habe ich von Kaskadeneffekten gesprochen
(2),
die im Cyberwar dazu genutzt werden könnten, gegnerische Infrastrukturen
durch Fehlschaltungen und Überlastungen zu stören. Die Beispiele dafür
stützte ich vor allem auf katastrophale Netzausfälle im Bereich der
Stromversorgung. Das neue Beispiel zeigt die Berechtigung der Analogie.
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10-09-02
Über die
Posttraumtische Belastungsstörung - PTB - habe ich im Februar 2009
berichtet. Daran erinnere ich mich besonders deshalb, weil in einer
Meldung bei Wissenschaft aktuell das Cortisol als Stresshormon benannt
wird
(3),
was bislang offenbar als unsicher galt. Damit gewinnt die
biochemische Erklärung, die ich seinerzeit als Mindermeinung
referiert habe, einen neuen Auftrieb.
Für die
Justizpraxis schließe ich daraus, dass es Sinn macht, die Haare von
Opfern, die längere Zeit unter Gewalt gelitten haben sollen, auf
Cortisolablagerungen zu untersuchen. Haare bilden eine Zeitleiste, weil
sie nachwachsen - im Durchschnitt etwa einen Zentimeter pro Monat. Das
Wachstum der Haare ist kein präziser Mechanismus, der von körperlichen
und äußeren Faktoren beeinflusst wird (Fieber, Hunger). Aus den Streckenabschnitten von
Haaren wird man deshalb nicht zeitgenau den Anfang und das Ende einer
Stresssituation ableiten können, wohl aber, dass der Betroffene in einem
abgrenzbaren Zeitraum unter Stress
gelitten hat. Was den Stress ausgelöst hat, ist eine andere Frage. Die
Glaubhaftigkeit einer Aussage kann jedenfalls daran gemessen werden.
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Im Jahr 2025 verschwinden Flatrates, der Datenverkehr im Web stockt
und Cyber-Kriminalität bedroht die Welt. |
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10-09-03
Damit
leitet
einen kurzen Bericht über eine Studie von Cisco und dem Monitor Group
Business Network ein
(4).
Bereits die erste Aussage, dass anstelle von Flatrates gestaffelte
Zugangstarife eingeführt werden, lässt Zweifel an der Neutralität der
Studie aufkommen. Cisco ist einer der wichtigsten Lieferanten für
Netzkomponenten und damit für Internet-Router. Die Firma ist deshalb
auch daran interessiert, die Forderungen ihrer großen Kunden nach der Priorisierung bestimmter Netzinhalte zu befriedigen und das heißt,
Kostenstaffeln einzuführen und bestimmte Inhalte zu bevorzugen
(5).
Vier Szenarien soll die Studie näher betrachten, für die leider keine
Quelle angegeben wird:
Unter dem Begriff "flüssige Grenzen" (Fluid Frontiers) wird eine
ständige Ausweitung des dann allgegenwärtigen Internets beschrieben.
Dann wird alles gut, weil jeder schnell an die Informationen kommt, die
er braucht.
Beim
"unsicheren Wachstum" (Insecure Growth) entwickeln sich Angst vor der
Abhängigkeit gegenüber der Technik und vor der weiter um sich greifenden
Internet-Kriminalität. Infolge dessen ziehen sich Verwaltungen und
Unternehmen aus dem Internet wieder zurück.
Eine
Welt ohne Wachstum ("nach den Versprechungen", Short of Promise) führt
schließlich zu staatlichen Abgrenzungen (Protektionismus) und zur Stagnation des Internets.
Auch
ganz schlimm wird es, wenn das Internet "aus allen Nähten platzt" (Bursting
at the seams):
Wartezeiten werden zur Normalität und das globale Netz ein Opfer des
eigenen Erfolgs. Cisco sieht zudem eine Gefahr von Animositäten gegen
die Technologiedominanz der USA. Es kommt zu einer Lähmung der
internationalen Standardisierungsbemühungen.
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Diese
Aussagen überzeugen mich nicht. Schon heute gibt es für viele Branchen
keine Möglichkeit mehr, sich aus dem Internet ganz zurück zu ziehen. Das
gilt besonders für den bargeldlosen Zahlungsverkehr und weite Teile des
Versandhandels
(6). Das ist auch der Grund dafür, dass ich keine Chance für
Protektionismus und Abgrenzungen sehe.
Die Cybercrime ist schon heute ernst zu nehmen. Das laute Klagen
nützt nichts, wenn ihm keine Taten folgen. Ein gutes Beispiel dafür sind
DoS-Angriffe, die die Bandbreite strapazieren
(7).
Sie an den Netzknoten zu blockieren, wäre für alle ein Segen.
Eine Überlastung des Internets kann ich mir gut vorstellen
(8) und
sie stellt eine echte Gefahr für die Netzneutralität dar. Dabei
beschränkt sich die aktuelle Diskussion zu stark auf kommerzielle
Dienste, die eine Bevorzugung erreichen wollen.
Die Verfügbarkeit und Schnelligkeit des Internets hängt hingegen
nicht nur von der Leistungsfähigkeit der Infrastruktur ab, sondern vor
allem auch von dem Bandbreitenbedarf der Dienste und der Leistung ihrer
Server. Voluminöse Videos, Grafiken und Musik verlangen nach erheblich
mehr Bandbreite als eine schlichte Seite wie diese. Danach würden sich
die Frage stellen, in welcher Form wir "Informationen" brauchen und wie
zum Beispiel Peer-to-Peer-Netze diszipliniert werden können
(9).
Zu fragen ist auch, ob die Netzinfrastruktur optimal aufgestellt ist.
Datenlast durch ständig wiederholten Datenverkehr lässt sich auch durch
vernünftig platzierte Zwischenspeicher vermeiden
(10).
Sie machen eine kommerzielle Nutzung großvolumiger Inhalte aber
schwieriger.
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