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Über die
hilfsbereiten Gauner und die von ihnen vertriebene Ransomware wurde
bereits berichtet
(1).
Ein mächtiges Whitepaper von
McAfee widmet sich jetzt der Erkennung gefälschter
Sicherheitsprodukte
(2).
Es enthält eine beachtliche Sammlung von Beispielen, die die aktuellen
Methoden des Angriffs mit
Malware und die vom
Social Engineering
geprägten Aufmachungen von Programmmeldungen und Webseiten zeigen.
Wie bei McAfee's Publikationen üblich: Empfehlenswert.
Zuletzt
wurde hier über McAfee's
Analysen zum Cyberwar berichtet und im Januar erschien es noch so,
dass die befürchtete Welle von gezielten Angriffen auf staatliche
Einrichtungen und wirtschaftliche Unternehmen ausgeblieben ist. Das hat
sich geändert, was nicht nur das Beispiel
China zeigt.
Die Daten
von mindestens drei Ölfirmen über Ölvorkommen waren das Ziel eines seit
2008 dauernden Angriffs
(3).
Der Angreifer arbeite mit maßgefertigten Spionageprogrammen, das von
Antiviren-Programmen nicht entdeckt würde. Man habe es noch nie mit so
einem hartnäckigen Angriff zu tun gehabt, wird ein Ermittler
zitiert. Eine von mehreren Spuren sollen nach China weisen. Ach?
Die
gezielten Angriffe auf Unternehmen gehen weiter, heißt es bei
(4).
Berichtet wird über ein US-Unternehmen, das mit dem
Verteidigungsministerium zusammen arbeitet.
Vermutlich taiwanische Angreifer hatten vergangene Woche ein
täuschend echtes Dokument dorthin verschickt, das eine seit mehreren
Wochen bekannte Lücke ... im Reader ausnutzte, um auf einem Windows-PC
eine Backdoor zu installieren.
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Lizenzen
zum Dreckverschleudern sind handelbar und Geld wert
(5).
Die Verteilung von Emissionsrechten reguliert die Deutsche
Emissionshandelsstelle -
DEHST.
Sie war jetzt das Ziel von Phishern, die eine Nachricht von ihr
fälschten und lizensierte dreckschleudernde Unternehmen aus
Sicherheitsgründen zur neuen Registrierung aufforderten
(6).
Kaum geschehen wurden die vorhandenen Emissionsrechte weltweit zum
Verkauf angeboten und verkauft. Der Schaden beläuft sich auf mehrere Millionen Euro.
Seit mehr
als einem Jahr werden solche
Angriffe
in aller Deutlichkeit vorhergesagt. Reagiert und gelernt haben die
betroffenen Einrichtungen bislang offenbar wenig. Es herrscht immer noch
der dumpfe Irrglaube, man könne durch den Einsatz der Informations- und
Kommunikationstechnik Kosten einsparen, ohne Aufwendungen für die
Schulung und Sensibilisierung der Mitarbeiter und für die Absicherung
der IT-Systeme aufbringen zu müssen.
Allein schon die Tatsache, dass millionenschwere Vermögensverfügungen
ohne Vier-Augen-Prinzip möglich gewesen sein dürften, würde eine
Leichtfertigkeit der IT- und Unternehmensverantwortlichen offenbaren,
die sich einer Aufforderung zu Straftaten bedenklich nähert.
Aus Schaden wird man bekanntlich klug. Das lässt hoffen.
Auch der
Identitätsdiebstahl mit ungezielten Angriffen gegen Privatleute geht
weiter
(7).
Betroffen sind zum Beispiel die Spieler von Online-Spielen, deren
Avatare gekapert oder Spielgeld-Konten geplündert werden. Auch damit
lässt sich Geld verdienen.
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Unternehmens- und andere Organisationsleitungen müssen delegieren und
benennen Verantwortliche für den Werkschutz, den Katastrophenschutz und
den Datenschutz. Der Titel allein macht es aber nicht. Jede Aufgabe
schafft zeitlichen Aufwand, verursacht Sachmittel und verlangt nach
Maßnahmen, die durchgesetzt und finanziert werden müssen. Daran fehlt es
häufig.
Führungsverantwortung hat immer zwei Richtungen. Der Vorgesetzte muss
seinem Mitarbeiter alle Informationen und Hilfsmittel geben, damit
dieser seine Aufgaben optimal wahrnehmen kann. Umgekehrt muss der
Mitarbeiter seinem Vorgesetzten alle Informationen geben, die den Erfolg
seiner Aufgaben in Frage stellen oder Risiken in Bezug auf andere Teile
der Organisation schaffen. Das fordert wiederum den Vorgesetzten, der
sich damit auseinandersetzen muss.
Delegation bedeutet für die Vorgesetzten häufig, sich nicht mehr
kümmern zu müssen. Das ist falsch. Wenn sich der Vorgesetzte von der
Verantwortung im laufenden Geschäft befreien will, dann muss er die
Verantwortung strukturieren. Er muss eine organisatorische Zwischenebene
schaffen, die ihn von der Beobachtung des laufenden Geschäfts befreit
und zuverlässig informiert, wenn Probleme sichtbar werden.
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Dasselbe gilt für die Überwachung der allgemeinen Geschäftsabläufe.
Sobald die Organisation mehr als (geschätzte) fünf Mitarbeiter umfasst,
kann der Vorgesetzte nicht mehr alle Einzelheiten des Tagesgeschäftes im
Auge behalten. Er braucht dann Mitarbeiter in der hierarchischen
Zwischenschicht.
Das sind keine "mittleren Manager" mit Adelstitel, sondern besser
bezahlte Leute mit zusätzlichen Aufgaben, die insoweit von der
Sachbearbeitung freigestellt sein müssen.
Das wird gerne vergessen.
Je
qualifizierter die übertragene Aufgabe ist, desto qualifizierter muss
der "Zwischenschichtler" sein, desto besser muss er bezahlt werden und
desto mehr muss er vom Tagesgeschäft entlastet werden.
Auch das wird gerne vergessen.
Dies ist
ein Plädoyer für die Aufwertung der Organisationssicherheit. Sie ist
Chefsache und gehört in die Hände von qualifizierten und
sensibilisierten Fachleuten delegiert, die einen Blick für die Welt
hinter dem Tellerrand haben und das Tagesgeschäft kennen.
Nicht alle Katastrophen und Angriffe lassen sich vorhersehen und
vermeiden. Aus der Ferne betrachtet hätten sich vermutlich die oben beschriebenen
Schäden verhindern lassen mit qualifizierten und hinreichend
freigestellten Fachleuten, die wegen ihrer Mahnungen ernst genommen
werden.
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(1)
In diesem Zusammenhang wird auch von Scareware gesprochen:
Schädliche Werbebanner auf Handelsblatt.de und Zeit.de, Heise online
03.02.2010
(2)
Abhishek Karnik, Avelino C. Rico, Jr.,
Amith Prakash, Shinsuke Honjo,
Erkennung gefälschter Sicherheitsprodukte, McAfee 04.01.2010 
(3)
Cyber-Kriminelle sollen US-Ölfirmen ausspioniert haben, Heise online
26.01.2010
(4)
Gezielte Angriffe auf Unternehmen gehen weiter, Heise online
19.01.2010
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(5)
Emissionsrechtehandel
(6)
Hacker legen Emissionsrechtehandel lahm, Heise online 03.02.2010
(7)
Blizzard warnt vor Account-Diebstählen in World of Warcraft, Heise online 03.02.2010
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