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Januar 2011
22.01.2011 Security
     
zurück zum Verweis zur nächsten Überschrift kein Cyberkrieg zu erwarten neue Toolkits

 
Von den beiden echten Katastrophenszenarien für den Cyberspace, welche die OECD-Studie anführt, hat eines wenig mit Cybersicherheit zu tun. Es ist die Sonnenaktivität, die ein kaum kalkulierbares Risiko bedeutet. Durch eine extrem starke Sonneneruption könnten nicht nur Satelliten ausfallen. Auf der Erde sind Schäden beispielsweise an Mobilfunksendern und Vermittlungsstellen denkbar. Falls auf diese Art eine größere Zahl an wichtigen Netzwerkknoten physisch ausfällt, wäre Ersatz nicht ohne weiteres verfügbar. (2)
 

11-01-30 
berichtet über eine Sicherheitsstudie der OECD (1), wonach "ein echter Cyberkrieg" eher unwahrscheinlich sei, weil seine Folgen den Angreifer gleichermaßen treffen würde (2). Dieser Einschätzung liegen nach der Meldung zwei Annahmen zugrunde, die hinterfragt werden müssen.

Als einen "echten Cyberkrieg" versteht die Studie zunächst einen auf das Internet und andere Kommunikationsnetze beschränkten Konflikt, was in der Meldung später etwas relativiert wird. "Krieg" in seiner strengen Bedeutung beschränkt sich in der Tat auf einen Kampf zwischen Staaten und damit Militärmächten. Im Cyberwar, wie ich ihn verstehe, können aber auch andere Machtgruppen mit terroristischen, wirtschaftlichen und politischen Zielen auftreten.

Die Cybercrime, wie wir sie heute kennen, beschränkt sich im wesentlichen auf Verarbeitungsvorgänge im Netz. Bereits diese haben erhebliche reale Auswirkungen, wie sich am Homebanking oder bei Hacks zeigt, mit denen Sammlungen von Kundendaten erbeutet werden (3). Mit Stuxnet wird die Manipulationstiefe erheblich erweitert, so dass ich diese Malware als Ausdruck des kalten Cyberwars sehe (4).

Der heiße Cyberwar wird sich nicht auf Angriffe im Netz beschränken, sondern in seine Strategie auch physische Gewalt einbeziehen, um punktuelle Ziele zu vernichten oder Infrastrukturen lahm zu legen. Insoweit sehe ich weniger das Domain Name System, das in der Meldung hervorgehoben wird, weil die Root-Infrastruktur weltweit redundant vorgehalten wird. Erheblich gefährdeter erscheinen mir die Router und Kabel selber (5).

Einen neuen und beachtlichen Aspekt zeigt die Studie auf, indem sie auf Sonnenaktivitäten hinweist, die zum Ausfall von Satelliten und Funknetzen führen können. Das ist sicherlich richtig.
  

11-01-31 
 Symantec hat eine neue Welle von Malware-Baukästen entdeckt (6) und ihr Aufkommen grafisch anschaulich dargestellt (7). Die Grafik zeigt 16 Angebote aus 2009 und 7 aus 2010, die allerdings immer teurer werden (8).

 Jüngst scheint sich besonders der Trojaner-Baukasten Carberp hervorzutun (9).
 

Zeus gegen graue Bezahldienste

11-01-32 
 Zeus (10) richtet sich jetzt nicht nur gegen Homebanking-Prozesse, sondern auch ganz gezielt gegen das Payment bei Money Bookers und Web Money (11), meldet unter Bezugnahme auf Net-Security.org (12).
 

IT-Trends

11-01-33 
 McKinsey sieht 10 Trends im IT Management, die zum Umdenken Anlass geben sollen (13).

Dabei geht es vor allem um die beratende und unentgeltliche Zusammenarbeit von Fachleuten (Cocreation), wie sie aus der Open Source-Bewegung bekannt ist, die systematische Sammlung und Nutzung des Wissens der Mitarbeiter und ihre Einbindung in kommunikative Netzstrukturen. Sie bieten Chancen zur Kosteneinsparung, zur effektiven Nutzung vorhandener Ressourcen und eröffnen neue Probleme wegen der Daten- und Organisationssicherheit.

Richtig neu ist das nicht. Seit Jahren werden Modelle zum Wissensmanagement (14) und dem Data Mining (15) entwickelt und erprobt, Open Source ist seit vielen Jahren im Gespräch (16) und erfolgreich (17) und der gewerbliche Ansturm auf soziale Netze ist Mode und Trend zugleich. So werden die Entwicklungen jedenfalls management-fachlich geadelt.
 

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(1) Peter Sommer, Ian Brown, Reducing Systemic Cybersecurity Risk, OECD/IFP Project on “Future Global Shocks” 14.01.2011

(2) pte, OECD: "Ein echter Cyberkrieg ist unwahrscheinlich", tecchannel 18.01.2011;
Zitat: Seite 2.

(3) Anstelle einzelner Beispiele siehe: Eine kurze Geschichte der Cybercrime, 03.11.2010.

(4) Bestätigungen des Entwicklungsmodells von der Cybercrime, 21.11.2010

(5) Arbeitspapier Netzkommunikation, S. 27.

 

 
(6) Die Evolution der Angriffsbaukästen im Web, tecchannel 20.01.2011;
Attack Toolkits and Malicious Websites.

(7) Symantec Attack Kit Evolution Timeline

(8) Siehe auch schon: François Paget, Cybercrime and Hacktivism, McAfee Labs 15.03.2010 , S. 46.

(9) Online-Banking-Trojaner entwickelt sich rasant weiter, Heise online 20.01.2011

(10) Das Jahr der gezielten Angriffe, 20.11.2010

(11) graue Bezahlsysteme, 08.12.2010

(12) Zeus entwickelt sich weiter und geht nun auf Online Payment Provider los, tecchannel 21.01.2011

(13) Christiane Pütter, Wie IT das Leben von morgen bestimmt, tecchannel 21.01.2011

(14) Informations- und Wissensmanagement, 21.03.2008

(15) Data Mining: Auswertung von Daten, 21.03.2008

(16) globale Sicherheitsbedrohungen, 27.07.2008

(17) kommerzielles Internet und organisierte Cybercrime, 03.11.2010
 
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© Dieter Kochheim, 11.03.2018