
Straftaten im
Vorbereitungsstadium |
Mit
Beschluss vom 18.05.2009 hat das Bundesverfassungsgericht mehrere
Verfassungsbeschwerden gegen die im August 2007 eingeführter
"Hackerparagraphen" abgewiesen
(1).
Seine Vorschriften, besonders der
§ 202c StGB, enthalten Gefährdungstatbestände
(2),
die zu keiner nennenswerten Strafverfolgung, wohl aber immer wieder mit
politischen Ambitionen kritisiert wurden
(3).
Bemerkenswert ist die Tiefe, mit der das BVerfG in die strafrechtliche
Auslegung des
§
202c StGB eingestiegen ist und sich mit der Problematik der Dual use-Software
auseinandersetzt. Hierbei handelt es sich solche Programme, die sowohl
legal angewendet als auch zu Straftaten missbraucht werden können.
Das
Gericht stellt zunächst klar, dass nur das Programm der Strafbarkeit
unterliegt, das
mit der
Absicht entwickelt oder modifiziert (wurde), es zur Begehung
der genannten Straftaten einzusetzen (Rn. 62). Es grenzt sodann die
Begriffe des "Zwecks", wie er in der Strafnorm verwendet wird,
und der "Eignung" voneinander ab (Rn. 63). Dadurch kommt es zu
dem Ergebnis, dass die Programme mit mehreren Anwendungsmöglichkeiten
bereits dem Wortlaut nach nicht vom
§
202c StGB umfasst sind.
|
Es
folgt eine Auseinandersetzung mit Gesetzessystematik, in deren
Zusammenhang das BVerfG darauf verweist, dass der Gesetzgeber zum
Beispiel in den
§§ 149,
275 StGB die "Eignung" von Gegenständen ausreichen lässt,
sie zur Fälschung von Geld, Zahlungskarten oder Ausweisen zu verwenden.
Eine dermaßen weit vorverlagerte Strafbarkeit hat der Gesetzgeber im
Zusammenhang mit dem Ausspähen und Abfangen von Daten(
§§ 202a,
202b StGB) gerade nicht vorgesehen.
Bei der Auslegung im Einzelfall komme es darauf an, welche Absichten
der Entwickler des Programms verfolge (Rn. 67) und wie sie sich
äußerlich manifestiert haben (Rn. 68).
Eine
solche Manifestation mag in der Gestalt des Programms selbst liegen - im
Sinne einer Verwendungsabsicht, die sich nunmehr der Sache selbst
interpretativ ablesen lässt (...) - oder auch in einer eindeutig auf
illegale Verwendungen abzielenden Vertriebspolitik und Werbung des
Herstellers (...); dies im Einzelnen zu klären ist Aufgabe der hierfür
zuständigen Fachgerichte. (Rn. 68).
Die
Entscheidung des BVerfG bringt etwas Ruhe in die hitzig geführte,
öffentliche Diskussion. Sie reißt aber nur einen Ausschnitt jener
Vorschriften an, die sich mit dem Umgang (herstellen, bearbeiten usw.)
von Hardware, Programmen und Daten im Vorfeld strafbarer Handlungen
befassen. Einen Überblick auf die anderen strafbaren
Vorbereitungshandlungen gibt die
Großansicht
des Schaubildes mit ihren
Erläuterungen.
|