|
|
Michio Kaku
ist Naturwissenschaftler und forscht im Zusammenhang mit der
Stringtheorie
(2),
um die großen Theorien der Physik zu vereinheitlichen. Aus seinem Essay
bei über die
Physik des Unmöglichen stammt das einleitende Einstein-Zitat
(3).
Kaku unterscheidet phantastische Ideen danach, ob ihre Verwirklichung
einfach nur ingenieurhandwerkliches Geschick und Ausdauer verlangen oder
nach dem aktuellen naturwissenschaftlichen Kenntnisstand unmöglich
erscheinen. Selbst die unmöglichen Ideen teilt er in drei Stufen: In
die, die innerhalb weniger (I) oder erst in Tausenden von Jahren (II)
realisiert werden können, und in die, die tatsächlich unmöglich sind
(III), weil sie den Naturgesetzen widersprechen.
Seine Überlegungen leitet er mit den Fehleinschätzungen großer
Theoretiker ein, die das Fliegen oder andere Ingenieursleistungen zu
ihrer Zeit als völlig unmöglich angesehen haben und im Rückblick
ziemlich daneben gelegen haben.
Kakus Essay
ist gut zu lesen und macht Spaß. Er schlägt Brücken zwischen den
"ernsthaften" Naturwissenschaften und der Science Fiktion, wie sie auch
dem Cyberfahnder
nicht
fremd
sind. Er ist zudem ein wohlwollender Verfechter des Multiversums,
mit dem er die Paradoxa im Zusammenhang mit Zeitreisen in die
Vergangenheit für lösbar hält.
Kaku nimmt
den Mund recht voll, wenn er behauptet:
Ich
arbeite an der sogenannten Stringtheorie, der führenden und bisher
einzigen Kandidatin für eine solche "Weltformel".
Die dennoch
aktive Konkurrentin ist die Theorie über die Schleifenquantengravitation
(4).
Während die Stringtheoretiker wabernde Schlaufen und Bänder zu verstehen
versuchen, quanteln die Schleifengravitatoren die Schwerkraft, um die
Dilemmata der
Relativitätstheorie mit den Singularitäten am Urknall und in
Schwarzen Löchern zu durchdringen und die Einsteinsche Theorie zu
erweitern. Sie wärmen mit guten Argumenten die Diskussion über
Vorgänger- und Babyuniversen neu auf
(5).
|
Einer der
wichtigsten Vertreter der neuen Theorie ist Martin Bojowald, dem
zunächst einen
Artikel
(6)
und dann ein Interview
(7)
gewidmet hat.
Selbstverständlich
ist auch Bojowalds jüngst erschienenes Buch äußerst lesenswert
(8).
Er führt zunächst in die klassischen Theorien ein und zeigt - für
Quantentheoretiker sehr ungewöhnlich - eine ungeteilte Hochachtung für
die Relativitätstheorie.
Ihre Singularitäten sind das Problem und Bojowald löst sie, indem er
mit Hilfe der Gravitationsquantenschleifen unser Universum behutsam in
ein Metauniversum einbettet, in der das eine aus dem anderen entsteht
(9).
Das
Multiversum betrachtet Bojowald hingegen eher als einen Schrottplatz für
Theorien, die ihre Grenzen überschreiten. Ihre Widersprüche werden in
ein Paralleluniversum gekippt und retten damit die Erklärung der Hier-
und Jetztwelt. Bojowald ist jedoch nicht so böswillig, wie ich es hier
formuliert habe.
25.07.2009: Danach verliert sich sich Bojowald im Vagen. Die
Schleifenquantengravitation scheint relativistische Singularitäten
ausschließen zu können, indem sie den Raum quantelt, und postuliert
nicht nur Vorläufer- und Nebenuniversen, sondern auch Echos, die von
ihrer Präsenz zeugen können. Griffig werden seine Ausführungen tief
philosophischen Exkursionen hingegen nicht.
Was bleibt, ist seine Erweiterung der Allgemeinen Relativitätstheorie:
Die Singularität eines Schwarzen Loches führt nicht etwa zu einem Punkt
mit konzentrierter Masse, sondern bereits nach der Einsteinschen Theorie
zu einem dimensionslosen Punkt in der Zeit, in dem sich die Raumzeit
vereinigt.
Das habe ich noch nicht verarbeitet.
|
|
|
(1)
Albert Einstein laut
(3).
(2)
Stringtheorie;
siehe auch
Verbindungen zwischen dem Kleinen und dem Großen
(3)
Michio Kaku, Die Physik des Unmöglichen, Technology
Review 10.07.2009
(4)
Harald Zaun, Die Ewigkeit vor dem Urknall,
Telepolis 09.04.2004;
Schleifenquantengravitation
(5)
siehe auch
Parallelwelten.
Stephen Hawking hat 1993 im Zusammenhang mit Schwarzen Löchern über die
Entstehung von
Baby-Universen spekuliert und 2004 - vielleicht vorschnell -
widerrufen.
|
(6)
Harald Zaun, Der Zeitpfeil vor dem Urknall,
Telepolis 27.06.2009
(7)
Harald Zaun, Die Allgemeine Relativitätstheorie versagt
an der Singularität! Interview mit dem deutschen Astrophysiker Martin
Bojowald, Telepolis 29.06.2009
(8)
Martin Bojowald, Zurück vor den Urknall. Die ganze Geschichte des
Universums, S. Fischer 2009
Bestellung bei  
(9)
siehe auch
vor dem Beginn der Raumzeit
|