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Bundeskriminalamt in Wiesbaden (Bild: Bundeskriminalamt) |
In der Pressekonferenz am 27.09.2008 informierte
(1)
das
Bundeskriminalamt über das Lagebild betreffend die
Organisierte Kriminalität und über die aktuellen Entwicklungen.
Im
vergangenen Jahr wurden bundesweit 602 OK-Verfahren geführt und 10.356
Tatverdächtige ermittelt. Mit diesem Satz werden die Informationen
zur Pressekonferenz eingeleitet. Das BKA führt weiter aus, dass die
Fallzahlen weiterhin gesunken sind, was jedoch nicht an der kriminellen
Realität, sondern an den wechselnden Ermittlungsschwerpunkten der
Polizeien gelegen habe, die sich in den letzten Jahren verstärkt den
islamischen Gewalttätern gewidmet haben.
Nach Ausführungen über die italienische Mafia, zur Rauschgift- und
Wirtschaftskriminalität sowie zum Abrechnungsbetrug im Gesundheitswesen
und zur Arzneimittelkriminalität geht das BKA auch auf die
Zahlungskartenkriminalität ein, mit der wir uns noch
näher befassen.
Die weiteren Schwerpunkte sind die Falschgeldkriminalität, die
Kinderpornographie und die Sperrung von Internet-Webseiten (
Access-Blocking [Info-Folie "Access-Blocking", 99 KB), das in
Deutschland nicht durchgeführt wird, glaubt man der Folie.
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Aus der einleitenden Bewertung des BKA:
Innerhalb
der OK-Verfahren ist eine Tendenz zu qualitativen Steigerungen
feststellbar. Legale Wirtschaftszweige werden durch die Investition
illegaler Gewinne unterwandert, z.B. durch den Kauf von Speditionen, die
für den Transport von Rauschgift genutzt werden.
Darüber
hinaus verwenden OK-Gruppierungen zunehmend modernste technische Mittel
zur Umgehung polizeilicher Überwachungsmaßnahmen. Neue Anonymisierungs-
und Verschlüsselungstechniken werden für Kommunikation und
Datenspeicherung genutzt.
Die
Beweisführung wird dadurch schwieriger, was sich auch in der seit 2000
kontinuierlich gestiegenen Verfahrensdauer niederschlägt.
Die
bestimmenden Deliktsbereiche sind Rauschgifthandel und -schmuggel
(37,0%), Eigentumskriminalität (16,6%) – z.B. Diebstahl von
Navigationsgeräten: die Fallzahlen haben sich seit 2004 mit 53.788
Fällen im Jahr 2007 verfünffacht – und Wirtschaftskriminalität (15,4%).
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Fallzahlen Zahlungskartenkriminalität (BKA) |
Bereits 2007 ist die Zahlungskartenkriminalität um 49 % angestiegen und
hat sich
auch im ersten Halbjahr 2008 weiter verschärft (Grafik links).
Das BKA differenziert zwischen Manipulationen von Geldautomaten
(2)
und Angriffe gegen Geldautomaten. Mit den
Manipulationen dürften die Methoden des
Ausspähens von Daten gemeint sein, die die
Grundlage des
Skimmings als
arbeitsteilige Form des
Missbrauchs von Zahlungskarten mit
Garantiefunktion bilden. Bei den
Angriffen, die deutlich höhere Zahlen haben
(2), dürfte es ich hingegen um den
abschließenden Arbeitsschritt des Skimmings handeln, dem
Einsatz gefälschter Zahlungskarten.
Damit betrachtet das BKA nur zwei Erscheinungsformen aus dem
arbeitsteiligen Vorgehen beim Skimming, die in der Öffentlichkeit
erfolgen (
Grafik). Die Kerntat, das Fälschen von Zahlungskarten mit
Garantiefunktion, bleibt dabei ebenso unsichtbar wie die steuernden
Maßnahmen der Hintermänner, die
Koordinatoren und die
Information Groups als Akteure der
modularen Cybercrime
(3)
und wahrscheinlich der
modularen Kriminalität insgesamt
(4).
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Das BKA
hat in diesem Jahr bereits 13 Ermittlungsverfahren gegen 62
Tatverdächtige (insbesondere rumänische Staatsangehörige) geführt und
die handelnden Organisationen zerschlagen. Im Rahmen der
Ermittlungsverfahren wurden bundesweit 38 Tatorte festgestellt.
Insgesamt 36 Tatverdächtige wurden festgenommen, von denen sich noch 31
Personen in Untersuchungshaft befinden.
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Ausspähung von Kartendaten (BKA)
|
Nicht immer findet das BKA treffende Formulierungen, obwohl es über
genug Mitarbeiter verfügt, die es besser wissen. So ist das
POS-Skimming
(5)
nicht das Skimming schlechthin, sondern eine seiner Varianten und das
auch nur wegen des Arbeitsschritts des Ausspähens von Daten. Bei der
Cybercrime haben sich in jüngeren Zeit immer wieder die
Erscheinungsformen gewandelt, je nach dem, wie sich die Methoden ihrer
Abwehr verfeinert haben. Das zeigen besonders deutlich das
Skimming und vor Allem das
Phishing
(6).
Mit seinen Vorschlägen zur Abwehr wirkt das BKA etwas hilflos. Sie
ließen sich ergänzen, besonders um folgende Maßnahmen:
Verbesserung der Qualität der Überwachungskameras im Bankfoyer
andere Platzierung, um Gesichtsansichten zu ermöglichen
Bewegungsmelder, die die Überwachungskameras auf eine schnellere
Bildfolge schalten
Störsender gegen die Nutzung von Handys (
Jammer)
Einsatz von Störquellen gegen aufgesetzte Lesegeräte
Kontrollen mit qualifiziertem Personal
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Zunehmende Aktivitäten von kriminellen Gruppierungen sind auch bei der
Manipulation von Point of Sales (POS)-Terminals, dem so genannten
Skimming, zu beobachten.
Zukünftige Lösungen könnten in der
flächendeckenden Umstellung von Zahlungskarten, Geldautomaten und
POS-Terminals auf Chiptechnologie,
dem
Abbau von Türöffnern als Zutrittskontrollsystem für Bankfoyers und
der
Ausweitung der Installation von Überwachungskameras im Bereich von
Geldautomaten liegen.
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POS-Skimming (BKA)
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Die Entwicklungen werden sich fortsetzen und sich auf andere Bereiche
des Identitätsdiebstahls ausbreiten
(7).
Ihre Vorläufer sind die längst gängigen Missbräuche von Konten bei
eBay zum Absatz von Hehlerware und zum Stoßbetrug, bei dem nicht
vorhandene Waren zum Gebot stehen. Darüber sind auch Missbräuche von
Kundenkonten für Warenbestellungen und Dienstleistungen bekannt. Es muss
ja nicht gleich
virtueller Mord sein.
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Mit immer mehr Raffinesse spähen Computerkriminelle sensible Daten
von Bürgern aus. Wie die deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet hat das
Bundeskriminalamt (BKA) festgestellt, dass es die Täter im Internet
vermehrt auf vollständige digitale Indentitäten abgesehen haben, zu
denen sie immer neue Möglichkeiten des Missbrauchs suchen.
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