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November 2008
01.11.2008 Organisierte Kriminalität
zurück zum Verweis zur nächsten Überschrift BKA: Lagebild OK


Bundeskriminalamt in Wiesbaden (Bild: Bundeskriminalamt)

 
In der Pressekonferenz am 27.09.2008 informierte (1) das Bundeskriminalamt über das Lagebild betreffend die Organisierte Kriminalität und über die aktuellen Entwicklungen.

Im vergangenen Jahr wurden bundesweit 602 OK-Verfahren geführt und 10.356 Tatverdächtige ermittelt. Mit diesem Satz werden die Informationen zur Pressekonferenz eingeleitet. Das BKA führt weiter aus, dass die Fallzahlen weiterhin gesunken sind, was jedoch nicht an der kriminellen Realität, sondern an den wechselnden Ermittlungsschwerpunkten der Polizeien gelegen habe, die sich in den letzten Jahren verstärkt den islamischen Gewalttätern gewidmet haben.

Nach Ausführungen über die italienische Mafia, zur Rauschgift- und Wirtschaftskriminalität sowie zum Abrechnungsbetrug im Gesundheitswesen und zur Arzneimittelkriminalität geht das BKA auch auf die Zahlungskartenkriminalität ein, mit der wir uns noch näher befassen.

Die weiteren Schwerpunkte sind die Falschgeldkriminalität, die Kinderpornographie und die Sperrung von Internet-Webseiten ( Access-Blocking [Info-Folie "Access-Blocking", 99 KB), das in Deutschland nicht durchgeführt wird, glaubt man der Folie.
 

  
Aus der einleitenden Bewertung des BKA:

 Innerhalb der OK-Verfahren ist eine Tendenz zu qualitativen Steigerungen feststellbar. Legale Wirtschaftszweige werden durch die Investition illegaler Gewinne unterwandert, z.B. durch den Kauf von Speditionen, die für den Transport von Rauschgift genutzt werden.

Darüber hinaus verwenden OK-Gruppierungen zunehmend modernste technische Mittel zur Umgehung polizeilicher Überwachungsmaßnahmen. Neue Anonymisierungs- und Verschlüsselungstechniken werden für Kommunikation und Datenspeicherung genutzt.

Die Beweisführung wird dadurch schwieriger, was sich auch in der seit 2000 kontinuierlich gestiegenen Verfahrensdauer niederschlägt.

Die bestimmenden Deliktsbereiche sind Rauschgifthandel und -schmuggel (37,0%), Eigentumskriminalität (16,6%) – z.B. Diebstahl von Navigationsgeräten: die Fallzahlen haben sich seit 2004 mit 53.788 Fällen im Jahr 2007 verfünffacht – und Wirtschaftskriminalität (15,4%).
 

   
Zahlungskartenkriminalität
neue kriminelle Methoden
Entwicklungen
 
Anmerkungen
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Fallzahlen Zahlungskartenkriminalität (BKA)

 
Bereits 2007 ist die Zahlungskartenkriminalität um 49 % angestiegen und hat sich auch im ersten Halbjahr 2008 weiter verschärft (Grafik links).

Das BKA differenziert zwischen Manipulationen von Geldautomaten (2) und Angriffe gegen Geldautomaten. Mit den Manipulationen dürften die Methoden des Ausspähens von Daten gemeint sein, die die Grundlage des Skimmings als arbeitsteilige Form des Missbrauchs von Zahlungskarten mit Garantiefunktion bilden. Bei den Angriffen, die deutlich höhere Zahlen haben (2), dürfte es ich hingegen um den abschließenden Arbeitsschritt des Skimmings handeln, dem Einsatz gefälschter Zahlungskarten.

Damit betrachtet das BKA nur zwei Erscheinungsformen aus dem arbeitsteiligen Vorgehen beim Skimming, die in der Öffentlichkeit erfolgen ( Grafik). Die Kerntat, das Fälschen von Zahlungskarten mit Garantiefunktion, bleibt dabei ebenso unsichtbar wie die steuernden Maßnahmen der Hintermänner, die Koordinatoren und die Information Groups als Akteure der modularen Cybercrime (3) und wahrscheinlich der modularen Kriminalität insgesamt (4).
 

 
Das BKA hat in diesem Jahr bereits 13 Ermittlungsverfahren gegen 62 Tatverdächtige (insbesondere rumänische Staatsangehörige) geführt und die handelnden Organisationen zerschlagen. Im Rahmen der Ermittlungsverfahren wurden bundesweit 38 Tatorte festgestellt. Insgesamt 36 Tatverdächtige wurden festgenommen, von denen sich noch 31 Personen in Untersuchungshaft befinden.
 

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Ausspähung von Kartendaten (BKA)
 

 
Nicht immer findet das BKA treffende Formulierungen, obwohl es über genug Mitarbeiter verfügt, die es besser wissen. So ist das POS-Skimming (5) nicht das Skimming schlechthin, sondern eine seiner Varianten und das auch nur wegen des Arbeitsschritts des Ausspähens von Daten. Bei der Cybercrime haben sich in jüngeren Zeit immer wieder die Erscheinungsformen gewandelt, je nach dem, wie sich die Methoden ihrer Abwehr verfeinert haben. Das zeigen besonders deutlich das Skimming und vor Allem das Phishing (6).

Mit seinen Vorschlägen zur Abwehr wirkt das BKA etwas hilflos. Sie ließen sich ergänzen, besonders um folgende Maßnahmen:

Verbesserung der Qualität der Überwachungskameras im Bankfoyer
andere Platzierung, um Gesichtsansichten zu ermöglichen
Bewegungsmelder, die die Überwachungskameras auf eine schnellere Bildfolge schalten
Störsender gegen die Nutzung von Handys ( Jammer)
Einsatz von Störquellen gegen aufgesetzte Lesegeräte
Kontrollen mit qualifiziertem Personal
 

 
Zunehmende Aktivitäten von kriminellen Gruppierungen sind auch bei der Manipulation von Point of Sales (POS)-Terminals, dem so genannten Skimming, zu beobachten.

Zukünftige Lösungen könnten in der

flächendeckenden Umstellung von Zahlungskarten, Geldautomaten und POS-Terminals auf Chiptechnologie,
dem Abbau von Türöffnern als Zutrittskontrollsystem für Bankfoyers und
der Ausweitung der Installation von Überwachungskameras im Bereich von Geldautomaten liegen.
 

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POS-Skimming (BKA)
 

 
Die Entwicklungen werden sich fortsetzen und sich auf andere Bereiche des Identitätsdiebstahls ausbreiten (7).

Ihre Vorläufer sind die längst gängigen Missbräuche von Konten bei eBay zum Absatz von Hehlerware und zum Stoßbetrug, bei dem nicht vorhandene Waren zum Gebot stehen. Darüber sind auch Missbräuche von Kundenkonten für Warenbestellungen und Dienstleistungen bekannt. Es muss ja nicht gleich virtueller Mord sein.
 

 
  Mit immer mehr Raffinesse spähen Computerkriminelle sensible Daten von Bürgern aus. Wie die deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet hat das Bundeskriminalamt (BKA) festgestellt, dass es die Täter im Internet vermehrt auf vollständige digitale Indentitäten abgesehen haben, zu denen sie immer neue Möglichkeiten des Missbrauchs suchen.

 

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  2007 2008, 1. Hj.
Manipulationen 449 440
Angriffe 1.349 1.319
 


(1) Pressekonferenz am 27. August 2008 in Berlin

(2) Fallzahlen siehe links;
BKA, Poster Zahlungskartenkriminalität (1,98 MB);
BKA, Poster Zahlungskarten: Tatorte (1,72 MB)

(3) siehe auch Kriminalität aus dem Baukasten

(4) neue Erkenntnis: modulare Kriminalität;
Serie: Grafiken zur Cybercrime

(5) zurückhaltendes POS-Skimming

(6) Phishing mit Homebanking-Malware;
SQL-Würmer

(7) Computerkriminelle verwenden immer raffiniertere Methoden, Heise online 01.11.2008
 

 

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© Dieter Kochheim, 11.03.2018