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August 2010 |
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Zeitgeschichte der Kosmologie |
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Das jetzt von ihm erschienene Taschenbuch (3) macht neugierig, zumal es auf den Klassiker von Stephen Hawking anspricht: Eine kurze Geschichte der Zeit (1988) (4). Das Buch von Vaas hat zwei Schwächen: Im ersten Teil betreibt Vaas etwas zu viel Hawking-Biographie und im Übrigen verbreitet er etwas zu viel philosophische Gelehrsamkeit anhand von klassischen Zitate. Darüber kann man hinweg sehen, zumal der mittlere Teil des Buches
besonders stark ist. Er beschreibt sozusagen die Ideengeschichte der
Kosmologie der letzten 30 Jahre, die noch immer nach der
Vereinheitlichung der Theorien für das Kleine und das Große sucht, also
die Quantentheorie und die Relativitätstheorie. Beide Theorienwerke
haben ihre Aussagekraft und Stimmigkeit bewiesen
(5).
Die Relativitätstheorie versagt dort, wo Singularitäten auftreten, im
Zentrum Schwarzer Löcher und bei der Rückschau auf den Urknall vor dem
ersten Planckschen Zeitquantum
(6),
wo die Rechenergebnisse nach unendlich streben. Das klingt nach einer
besonderen Schwäche der Relativitätstheorie. Plausible Erklärungen der
Quantentheorie für die Gravitation, Dunkle Energie, Dunkle Materie und
den nur in eine Richtung weisenden Zeitpfeil scheint es aber auch noch
nicht zu geben. |
Vaas' Stärke ist es, dass er kein Agent einer bestimmten Theorie und Forschungsrichtung ist. Er wägt ab und würzt seine Ausführungen mit den Stellungnahmen von Hawking, der es nicht nötig hat, sich beweisen oder gockeln zu müssen. Dabei sind die wesentlichen Gedanken von Hawking selbst schon 1993 als "Einsteins Traum" veröffentlicht worden (8). Vaas schafft es aber, sie zu gewichten und anderen theoretischen Gebäuden entgegen zu stellen und das macht er gut. Die wesentlichen Fragen betreffen dabei die Anfangsbedingungen des Universums, sein Entstehen und seine denkbare Einbindung in ein Multiversum, das aus vielen oder gar unendlich vielen Universen mit ebenso vielen Umgebungsvariablen bestehen kann. Die exponierte Stellung des Menschen, das Universum beobachten zu können und das Multiversum begreifen zu wollen, kann einfach nur dem Anthropischen Prinzip (9) geschuldet sein: Wir befinden uns gerade am richtigen Ort und in der richtigen Zeit. Insoweit könnte man auch das ganz schwache Anthropische Prinzip
formulieren: Das Multiversum muss so beschaffen sein, dass es als
geringe Chance einer Wahrscheinlich in einem möglichen Universum wie
unserem einen menschlichen Beobachter hervorbringen kann. Wir hätten
dann nur das Glück gehabt, dass es uns getroffen hat. |
Anmerkungen | ||
(2) Neues aus den Quantenwelten, 02.04.2010
(3)
Rüdiger Vaas, Hawkings neues Universum, Piper 2010; (4) Schwarze und Wurmlöcher, 08.02.2009 (5) Verbindungen zwischen dem Kleinen und dem Großen, 03.05.2009
(6)
vor dem Beginn der Raumzeit, 03.05.2009 |
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Cyberfahnder | ||
© Dieter Kochheim, 11.03.2018 |