|
Wie
alles unterliegen auch Zeit und Raum den Quanteneffekten. Was im
Durchschnitt und aus der Distanz so glatt aussieht wie die
Wasseroberfläche eines Teichs bei Windstille, ist auf kleinsten
Skalen in Wirklichkeit voller "Wellen", "unscharf",
"schaumartig" - ein fluktuierendes Gewirr von geometrischen und
topologischen Variationen. Zu diesem Quantenschaum der Raumzeit
gehören auch mikroskopische Wurmlöcher. Wie winzige Tunnel oder
henkelförmige Röhren verbinden sie für Momente unterschiedliche
Regionen miteinander und verschwinden sofort wieder. Doch die
Phantomenergie wird auch die Wurmlöcher ins Gigantische
vergrößern uns so die Kontinuität der Raumzeit zerbrechen,
ergeben die Analysen des AsconOp. ... (Irgendwann)
bläht sich sich der erste Wurmlochschlund so weit auf, dass er
alle anderen zusammen mit dem umgebenden Raum in sich
hineinsaugt. "The winner takes it all!" Das ganze Universum wird
sich selbst verschlingen.
(12)
|
|
Unter der
Überschrift "Kosmologie" fragt das neue Telepolis special vor Allem nach
außerirdischen Zivilisationen und den bisherigen Misserfolgen der SETI
(7).
Damit nimmt Telepolis die Fäden wieder auf, die bereits 2005 erörtert
wurden (
Telepolis. Aliens). Das gilt besonders für die Überlegungen, wo und
wie nach den Signalen der Fremden gesucht werden sollte
(8).
Die
regelmäßigen Telepolis-Autoren werden ergänzt von den Altmeistern Isaac
Asimov
und Stephen W.
Hawking
(9)
sowie von drei gekürzten Aufsätzen, die ursprünglich bei Spektrum
erschienen sind
(10).
Ihre Auswahl und ihre Präsenz zeigen die Anerkennung im
Wissenschaftsgeschäft, die Telepolis nicht zuletzt dadurch erlangt hat,
dass hier regelmäßig Harald Zaun und Harald Lesch zu Wort kommen.
Das Themenheft ist wieder eine gelungene Mischung aus Wissenschaft
und Literatur geworden.
Dafür
sorgen zunächst die deutschsprachigen Altmeister der SF-Literatur
Herbert W.
Franke und Wolfgang
Jeschke
(11).
|
Überrascht hat mich
Rüdiger Vaas
(12).
Die gängigen Annahmen gehen davon aus, dass sich die Expansion des
Universums entweder verlangsamt, zum Stillstand kommt und schließlich
die ganze Welt wieder in sich zusammenfällt, wobei noch unklar ist, ob
daraus eine Singularität entsteht (ein Punkt mit unendlicher Dichte)
oder sich das Ganze zu einem neuen Universum umstülpt, wie es die
Theorie zur Quantenschleifengravitation nahelegt (siehe
oben). Die jetzt favorisierte Alternative ist die, dass sich das
Universum unendlich ausdehnt, verdünnt, seine Materie zerfällt und
schließlich sich auch infolge der Hawking-Strahlung alle schwarzen
Löcher auflösen. Am Ende bestände nur noch ein (fast) unendlich großes,
kaltes Nichts mit einzelnen, weit verstreuten Energiequanten.
Vaas
referiert eine Variante der ewigen Ausdehnung in seinem fiktiven Bericht
über das vereinigte universelle Leben am Ende der baryonischen Welt. Die
Phantomenergie im Vakuum kann abstoßende Wirkungen haben
(13).
Sie könnte bei stetiger Ausdehnung und Verdünnung dazu führen, dass sich
(eigentlich) mikroskopische Schwarze Löcher extrem ausdehnen und die
Raumzeit verschlingen. Sie könnten letztlich das ganze verbliebene
Universum in sich stülpen und zu einem neuen Anfang führen.
Diese Idee hat Vaas zur Grundlage einer weiteren Kurzgeschichte
gemacht
(14).
Tolle
Lektüre.
|
|
|
(1)
Schleifen und Quanten;
Martin Bojowald, Zurück vor den Urknall. Die ganze Geschichte des Universums, S. Fischer 2009
Bestellung bei  
(2)
Martin Bojowald, Der Ursprung des Alls, Spektrum 2010 (S. 6)
(3)
Relativitätstheorie
(4) David
Z. Albert, Rivka Galchen, Bedroht die Quantenverschränkung Einsteins
Theorie? Spektrum 2010 (S. 22)
(5)
sehr anschaulich und ansprechend geschrieben:
Anton Zeilinger, Einsteins Spuk. Teleportation und weitere Mysterien der
Quantenphysik, Goldmann 2007
Bestellung bei 
(6)
Anton Zeilinger, Quanten-Teleportation, Spektrum 2006 (Vom Quant zum Kosmos),
S. 22
(7)
Search for Extraterrestrial Intelligence - SETI;
Leben im
All
|
(8)
Harald Zaun, Interstellare Zeitmarker (S. 68); Jürgen Rink, Jenseits von
Licht- und Radiowellen (S. 124)
(9)
Isaac Asimov, Langlebigkeit von Intelligenz (S. 51); Stephen W. Hawking,
Lebewesen im All (S. 13)
(10)
Max Tegmark, Jenseits aller kosmischen Horizonte (S. 20; Spektrum
8/2003); Lawrence H. Ford, Thomas A. Roman, Per Wurmloch durchs
Multiversum (S. 28; Spektrum 3/2000); Ian Crawford, Ist da draußen wer?
(S. 34; Spektrum 11/2000).
(11)
Herbert W. Franke, Damals vor Millionen Jahren (S. 130); Wolfgang
Jeschke, Die Kosmo-Telepathen (S. 122)
(12)
Ich bin nicht in der Lage, diese Aussage knapp und verständlich zusammen
zu fassen. Deshalb muss ich sie wörtlich zitieren: Rüdiger Vaas, Im
Anfang ... war das Ende (S. 110, 113)
(13)
Harald Zaun, Big Rip statt Big Crunch, Telepolis
10.03.2003
(14)
Rüdiger Vaas, Ein Universum nebenan (S. 124)
|