Vermögenstransfer 3 |
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Auslandsüberweisungen per Bargeldtransfer |
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Zahlungen ins Ausland
bargeldloser Zahlungsverkehr
Bargeldtransfer
Internet-Finanzdienste
neuartige Finanzdienste
Perspektiven
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Auslandszahlungen per Bargeldtransfer
Western Union, MoneyGram
Finanzagenten
Transfer von Sachwerten
Inkassodienste, Nachnahme
Hawala
Fazit
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Im
Zusammenhang mit dem
Phishing
sind
Western Union und die deutsche Besonderheit der
Finanzagenten in das öffentliche Interesse geraten.
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Auslandszahlungen per Bargeldtransfer |
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Der „Bargeldtransferservice“
von Western Union wurde von der gleichnamigen Eisenbahngesellschaft in
den USA gegründet, um die Löhne der Bahnbauarbeiter auszuzahlen.
Heute dient der Dienst dazu, Barüberweisungen an alle Orte der Welt
durchzuführen, wozu Western Union in 200 Ländern über 245.000
Vertriebsstandorte verfügt (Website von
Western Union, siehe auch
Vertriebspartner). Hierzu werden keine direkten Überweisungen
durchgeführt, sondern betreibt das Unternehmen ein internes
Verrechnungssystem, so dass der angewiesene Betrag am Zielort sofort
oder nach kurzer Zeit zur Verfügung steht, wenn der Vertriebsstandort
per Telefon oder per Fax erreichbar ist. Western Unions Vertriebspartner
mit den größten Filialnetzen in Deutschland dürften die
Postbank
(1)
mit 850 und die
ReiseBank mit 90 besonders günstig gelegenen Geschäftsstellen sein.
Für die Bewohner vieler entlegener und vor Allem armer Gebiete ist
Western Union die einzige Möglichkeit, von Angehörigen im Ausland Geld
und Unterstützung zu bekommen. Der wichtigste Konkurrent des
Barzahlungsservices dürfte die Firma
MoneyGram
(2)
mit 100.000 Vertretungen in 170 Ländern, aber mit erkennbar geringeren
Sicherheitsvorkehrungen sein
(3). |
Als
Reaktion auf die Missbräuche im Zusammenhang mit dem Phishing hat
Western Union 2006 eine strikte Ausweispflicht für jede
Auslandsüberweisung aus Deutschland eingeführt. Besondere Überprüfungen
bei der Barauszahlung sieht das Unternehmen ab 6.200 €
vor (
häufig gestellte Fragen). Beträge unter diesem Wert können in
aller Regel in allen Vertriebsstellen des Ziellandes
empfangen werden.
Die
Warnhinweise von Western Union kennzeichnen die problematischen
Falle, die zur offentlichn Diskussion über das Unternehmen gefuhrt haben:
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Senden Sie niemals Geld an Fremde
über einen Bargeldtransfer-Service. |
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Hüten Sie sich vor Geschäften und Angeboten,
die unrealistische Vorteile versprechen. |
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Verzichten Sie auf einen Bargeldtransfer-Service, wenn Sie Einkäufe beispielsweise
aus Online Auktionen bezahlen wollen
(4). |
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Senden Sie niemals Geld, um Steuern
oder Gebühren fur ausländische Lotterien
zu entrichten. |
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Western
Union hat es im Zusammenhang mit Geldwäschen und anderen illegalen
Erscheinungen sehr heftig erwischt. Das Unternehmen kämpft um sein
Ansehen, weil es den beliebtesten und bekanntesten Absatzweg für
kriminelle Gewinne in Richtung Nordosteuropa im Zusammenhang mit dem
Phishing
zur Verfügung stellte.
Die Ursache für die Missbräuche liegt in der Besonderheit des
Angebots. Abgesehen von MoneyGram kann kein anderer Finanzdienst für
sich eine solche Verbreitung und Verfügbarkeit in Anspruch nehmen.
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Western Union hat seine
deutsche Geschäftspraxis angepasst und umfangreiche Kontrollmechanismen
eingeführt. Mit den Strafverfolgungsunternehmen arbeitet das Unternehmen
- wie auch eBay - sehr eng zusammen und erteilt zügig Auskünfte über
angefragten Überweisungen. In diese Praxis sind die ausländischen
Unternehmensteile nicht eingeschlossen - was auch nicht zu erwarten und
nicht zu fordern ist.
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Finanzagenten |
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Bei den
ersten bekannt gewordenen Phishing-Aktionen versuchten die Täter,
Überweisungen von missbrauchten Bankkonten direkt auf Zielkonten in den
baltischen Staaten durchzuführen. Sie dürften ganz überwiegend an den
Kontrollmechanismen der Banken gescheitert sein, so dass – jedenfalls
zulasten der Bankkunden – keine nennenswerten Vermögensschäden bekannt
geworden sind. Außerdem haben die meisten deutschen Banken auf die
Bedrohung reagiert, indem sie für das Onlinebanking das iTAN-Verfahren (
indizierte TAN-Liste) und verschlüsselte SSL-Verbindungen (
Transport Layer Security) eingerichtet haben. Die Sicherheit des
Onlinebankings wurde dadurch erheblich verbessert, weist aber immer noch
Sicherheitslücken auf
(5).
Im Ausland, zum Beispiel in Großbritannien, verzichten die Banken ganz
auf solche Sicherheitsmaßnahmen.
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Der Finanzagent stellt sein Girokonto für
Zahlungseingänge zur Verfügung, die beim
Phishing von ausgeforschten und missbrauchten
Bankkonten stammen
(6, 7). Das eingegangene Geld soll er dann, nach Abzug
einer angemessenen Aufwandsentschädigung,
an eine Adresse im Ausland überweisen,
wobei bevorzugt Western Union
zum Einsatz kommt.
Auf
den Einsatz von Finanzagenten haben die deutschen Banken sofort damit
reagiert, in Anwendung des „Abkommens über den Lastschriftverkehr“
(
siehe Missbräuche) vom Konto des Finanzagenten
den Schadensbetrag zurück auf das
Konto des missbrauchten Kunden zu buchen
(8). Den Vermögensschaden trägt damit der
Finanzagent oder, wenn er über kein Guthaben
und keine Einnahmen verfügt, seine
kontoführende Bank. Darüber hinaus läuft
der Finanzagent Gefahr, wegen (leichtfertiger) Geldwäsche gemäß
§ 261
StGB bestraft zu werden
(9).
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Transfer von Sachwerten |
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Eine
Variante zur Anwerbung von Finanzagenten sucht nach „arbeitswilligen,
zuverlässigen, motivierten und leistungsfähigen Mitarbeitern“
(10),
die echte Pakete weiter leiten.
Ein (zum Beispiel) Gay Hubbard wirbt
darin um erwachsene Order-Controller, die
für eine Entlohnung von jeweils durchschnittlich
35 € Waren in Empfang nehmen, neu
verpacken und per Post weiter senden, damit
vor allem Bewohner von nicht EU-Staaten
am freien Handels- und Warenverkehr
teilnehmen können – so die Werbebotschaft.
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik
meinte noch 2006 (
BSI
Forum 2006#3, S. 3), dass solche Anschreiben nur der Werbung
von Finanzagenten dienen. Inzwischen
häufen sich jedoch die Hinweise darauf,
dass tatsächlich werthaltige Warensendungen
auf diesem Weg abgewickelt werden.
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Der "Paketagent"
weiß zwar, auf was er sich im Prinzip einlässt, denn seine Tätigkeit
kann nur bedeuten, dass am Zielort die wahre Herkunft des Pakets und
seines Inhalts verschleiert werden soll. Über den Inhalt des Pakets weiß
er im Zweifel nicht Bescheid. Es kann sich um Altertümer handeln, die
z.B. nicht aus der Türkei ausgeführt werden dürfen, Hehlerware,
Betäubungsmittel, andere pharmazeutische Produkte oder Hochtechnologie.
Jedenfalls etwas Hochwertiges, für das die Empfänger bereit sind, Geld
zu bezahlen - und den Paketagenten dazu.
Die Masche lehrt: Vermögenswerte lassen
sich in beliebiger Form verwerten, wenn ein
Markt für sie besteht, auf dem sie in andere
Vermögensarten und bevorzugt in Geld umgewandelt
werden können. Der Schmuggel
hat eine lange Tradition und wenn der Inhalt
eines Behältnisses unverdächtig ist, lohnt
sich womöglich ein Blick auf seine Verpackung - sie könnte wertvoller
als der Inhalt sein.
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Inkassodienste, Nachnahme |
Hawala |
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Die
modernen Logistik- und Speditionsfirmen wie DHL (
DHL - Nachnahme) und UPS (
UPS - Nachnahme [C.O.D.]) agieren nicht nur weltweit, sondern bieten
auch die Nachnahme als Inkasso- und Finanzdienstleistung an. Auch auf
diesem Weg lassen sich grenzüberschreitende Handelsgeschäfte und
Vermögensübertragungen realisieren.
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Das von der
Bankenorganisation unabhängige und informelle
Hawala-Finanzsystem funktioniert nach den Prinzipien der
Anweisung und dem darauf gründenden
Vierecksmodell. Im deutschen Recht dürften die Geldgeschäfte der
Hawaladare gewerbsmäßige und deshalb erlaubnispflichtige
Bankgeschäfte sein.
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Fazit |
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Die meisten
hier beschriebenen Systeme zum grenzüberschreitenden Transfer von
Vermögenswerten sind legal. Das gilt nicht für die
Finanzagenten und ihre Abwandlung zu privaten
"Paketagenten".
Auch die
Hawala ist für sich ein zulässiges Geschäft, das den Vorschriften
des Bürgerlichen Gesetzbuches folgt. Nur in ihrer geschäftsmäßigen Form
wird sie zum erlaubnispflichtigen Bankgeschäft. Das macht sie aber nicht
prinzipiell zu einer kriminellen Struktur (außer im Fall der
"unechten"
Hawala, die die Funktionsprinzipien des Finanzsystems in einer
kriminellen Organisation nachbildet und damit Geldwäsche betreibt).
Die Erfahrungen, die
Western Union machen musste, lehren, dass legale Finanzdienste
missbraucht werden können und ihr Ansehen in der Öffentlichkeit stark
leiden kann.
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Die Gefahr des Missbrauchs gilt für alle Transfersysteme. Er kann den
Zahlungsverkehr der Banken ebenso treffen wie die international tätigen
Speditionen. Ihre Erwähnung soll den Blick dafür schärfen, dass
Vermögenswerte nicht zwingend mit "Kofferträgern" über Grenzen
geschmuggelt werden müssen, sondern dass dies in vielgestaltiger Art
erfolgen kann.
Die bisher vorgestellten Systeme sind in ein enges kaufmännisches und
gewerberechtliches Kontrollsystem eingebunden eingebunden, das
sicherlich nicht lückenlos ist, aber vom Prinzip her funktioniert. Das
gilt sogar für die Hawaladare mit ihrem
traditionellen Ehrenkodex.
Was ist aber mit neuartigen Finanzsystemen im Zusammenhang mit dem
Internet? Die nächste Seite stellt einige vor.
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Anmerkungen |
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(1)
wechselnde URLs im CMS; manuelle Steuerung: wir
über uns - Selbstverständnis.
(2)
Werbung für MoneyGram ist mir erstmals auf Kreta aufgefallen. Es kann
sein, dass sich dieses Unternehmen dort bevorzugt etabliert, wo Britten
oder englischsprachige Kunden zu erwarten sind.
(3)
Siehe Auszahlungsbedingungen bei Money-Gram (manuell:
how much?). Für
den Transfer eines Betrages von 6.500 € berechnet MoneyGram (automatisch)
Gebühren in Höhe von 85 € (März 2007), ohne jedoch auf besondere Modalitäten bei der
Auszahlung hinzuweisen.
(4)
eBay weist seine Kunden ausdrücklich darauf
hin,
keine
„Bargeldüberweisungsservices (z.B.
Western Union und MoneyGram)“ zu verwenden.
(5)
Die SSL-Verschlüsselung lässt sich prinzipiell durchbrechen (siehe
Anatomie eines Trojaners, Heise online 23.03.2007) und das
iTAN-Verfahren
ist machtlos gegen Angriffe in der
Form des
Man in
the Middle (siehe auch
Botnetze).
|
(6)
Nach aktuellen Schätzungen werden inzwischen etwa 80 % aller Phishing-Attacken
mit
Crimeware (Trojanern) durchgeführt (
Anstieg von Phishing-Seiten [Pharming]). Die Kontozugangsdaten
werden dabei direkt am PC ausgespäht, ohne dass das Opfer zu einer
manuellen Eingabe überredet werden muss. Siehe
Phishing
- neue Tendenzen.
(7)
Das Konto des Finanzagenten wird gelegentlich auch als „Mule“ oder
„Mule-Account“ bezeichnet. Das sind im Allgemeinen „sichere“ Bankkonten,
auf denen sich Geld zwischenlagern lässt. Die Konten müssen
vertrauenswürdig wirken, indem sie bereits längere Zeit existieren und
aktiv genutzt werden (siehe
gesonderte Anmerkung (5),
Phishing
- Fachworte.
(8)
Zivilrechtliche Ansprüche gegen Geldkurier beim Phishing:
Beschluss des OLG Hamburg vom 02.08.06 – 1 U 75/06 (bei
aufrecht.de).
(9)
Rechsprechungsübersicht bei
sicherheit-online.net.
(10)
E-Mail vom 15.12.2006.
Jüngst wirbt ein
Oleg
Shishkin in verschiedenen Foren und Gästebüchern um Mitarbeiter für
die weltgrößte globale Transportgesellschaft "J&Z Trading HV" mit 200
Beschäftigten in 18 Ländern. Seinen Andeutungen nach soll wohl der UPS-Versand
genutzt werden um Produkte jeder Art aus Webshops und Auktionen an
Mitbürger aus Rußland, Asien und den USA zu beliefern, die keine direkte
Auslieferung bekommen können.
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Cyberfahnder |
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© Dieter
Kochheimm,
11.03.2018 |