 |
verschärfte Verfolgung |
|
19.01.2008:
Das EU-Parlament will verstärkt gegen die Finanzströme vorgehen, über
die die Bezahlung von Kinderpornographie abgewickelt werden (1). Dazu
soll ein besserer Informationsaustausch zwischen den Banken eingeführt
und Kontosperren ermöglicht werden.
Darüber hinaus sollen die Netzbetreiber, Transfer- und
Zugangsprovider einem Übertragungsverbot für kinderpornographische und -gefährdende
Inhalte unterworfen werden. Dasselbe könnte die Mobilnetzbetreiber wegen
gewaltdarstellender Bilder und Videos treffen.
|
Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen kann bereits jetzt bezweifelt werden.
Informelle
Bezahlsysteme sind längst im Einsatz (
Hawala) und
neue
zeichnen sich ab. Gegen Netzfilter helfen Verschlüsselungen und das
Zerteilen in kleine Datenpakete.
Den lautesten Widerstand werden die Mobilnetzbetreiber leisten, weil
sie unüberbrückbare technische Schwierigkeiten behaupten werden und
ihnen ein lukratives Geschäft entginge.
(1)
EU-Parlament fordert schärferes Vorgehen gegen Kinderpornographie,
Heise online 18.01.2008
|
 |
Operation Heiße Luft |
|
Wahrnehmungen und
Auseinandersetzungen in den öffentlichen Medien |
|
31.12.2007:
Mit "Operation Heiße Luft" übertitelt Burkhard Schröder
in die unkritische
Berichterstattung über die
Operation Himmel
(1).
Er könnte recht haben, wenn er meint, dass die Medien den
Wahrheitsgehalt ihrer Meldungen zu wenig und zu unüberlegt prüfen. Die
dazu entwickelte Methode geht auf die "alten" griechischen Philosophen
zurück und wurde von Hegel als Dialektik
(2) formuliert. Ihr
praktischer Kern ist die Prüfung einer These auf ihre Wahrheit, indem er
ihr eine Antithese entgegen setzt und aus ihrem Widerspruch eine
Synthese bildet. Im Alltag erfolgt diese Prüfung ständig und überall
(3). Die Technik der Überprüfung von Fakten verlangt zunächst nach
Allgemein-, Erfahrungs- und Spezialwissen, um ihre Richtigkeit und ihren
Aussagewert zu beurteilen. Dieselbe Prüfung erfolgt sodann wegen des
Zusammenspiels von verschiedenen Fakten.
|
Für die Strafverfolgungspraxis habe ich die leitenden Gedanken im
Beitrag
Verdacht
formuliert (siehe auch Tabelle). Sie helfen vielleicht auch anderen Berufsgruppen.
Stufen der Verdachtsprüfung |
1 |
tatsächliche Anhaltspunkte
Fakten, Fakten, Fakten |
2 |
Inhalt ihrer Aussage
wortgetreue und grammatische Beschreibung
der Anhaltspunkte |
3 |
Geltungssicherheit, Absicherung
Wiederholbarkeit, Häufigkeit, Seltenheit;
Bewertung der Anhaltspunkte selber |
4 |
Zusammenwirken
Schlussfolgerungen aus der Summe der
Anhaltspunkte |
5 |
Geltungssicherheit, Absicherung
Bewertung des Zusammenwirkens der Fakten |
|
 |
unsaubere Arbeit |
|
Schröder kritisiert, dass der offene Widerspruch zwischen einer Aussage
des Pressesprechers des LKA Bayern und des Hostproviders Strato nicht
hinterfragt und aufgeklärt worden sei. Gleichzeitig weiß er aber, dass
der Ausgangspunkt der Ermittlungen wahrscheinlich in Berlin war, wo der
Provider sitzen soll, der den ersten Hinweis gegeben haben soll.
Die Allgemein- und Berufserfahrungen lehren, dass ein Hinweis mit
größter Wahrscheinlichkeit an die örtliche Polizei oder
Staatsanwaltschaft gerichtet wird. Berlin hat aber mit Bayern nichts
unmittelbar zu tun. Somit müsste Schröder schließen, dass das LKA Bayern
keine Quelle mit eigener Wahrnehmung sein dürfte, sondern eine vom
Hörensagen, so dass die Staatsanwaltschaft in Berlin wahrscheinlich als
originale Quelle in Betracht kommt. Dort müsste man erfahren können, ob
ein Provider und welcher Provider den verdächtigen Hinweis gegeben hat.
Alle anderen Erwägungen sind tatsächlich heiße Luft. Seine Kritik läuft
deshalb leer.
|
Schröder kritisiert die Spekulationen des Tagesspiegels und von Spiegel
online über die Methoden, wie kinderpornographische Schriften (=
Abbildungen) verbreitet werden konnten.
Der Tagesspiegel
(4) beruft sich zunächst auf "ARD-Informationen" und
leitet seine Überlegungen mit dem Wort "wahrscheinlich" ein. Aus dem
Wortlaut lässt sich kein Bezug auf eine Quelle herleiten. Wenn diese
Zeitung keine eigenen Erfahrungen mit dem Besitz und dem Verbreiten von
Kinderpornos hat, dann muss es sich entweder um vertrauliches
Quellenwissen, recherchiertes Wissen oder in der Tat um Vermutungen
handeln, die allesamt nicht überprüft werden können. Für eine ernsthafte
Prüfung und Auseinandersetzung sind sie wertlos.
Spiegel online weiß offenbar mehr
(5). Zwischen den zurückhaltenden
Formulierungen, die mit dem Wort "offenbar" abgeschwächt werden,
erscheint ein Satz in uneingeschränkter Vergangenheitsform:
So wurden
die Adressen der Filme verbreitet. Das mag Zufall sein, kann aber
auch dafür sprechen, dass die Aussage auf einer Quelle beruht. Sie wird
aber nicht genannt, weshalb der Aussagewert zweifelhaft bleibt.
|
 |
journalistischer Rührstab |
|
Unter
der Zwischenüberschrift "Pornografie wird unterschiedlich definiert"
weist Schröder auf die unterschiedlichen Bestimmungen über die
Strafbarkeit im internationalen Vergleich hin. Er lässt aber unerwähnt,
dass der Rahmenbeschluss 2004/68/JI des Rates der EU eine europäische
Vereinheitlichung vorsieht
(6).
Dort ist in Artikel I zum Beispiel definiert, dass ein "Kind" jede Person unter 18
Jahren ist
(7)
und dass Kinderpornografie auch eine bildliche Darstellung
von
realistisch dargestellten, nicht echten Kindern (ist), die
aktiv oder passiv an (einer eindeutig sexuellen) Handlung
beteiligt sind.
Danach
kommt der Rundumschlag.
Nach der
Operation Mikado wurde sogar eine Anzeige bei der Staatsanwalt Dessau
gegen die Redaktion von "Akte" gestellt ...
|
Schröders Quelle bei
medienrauschen.de hat extra auf den Text der besagten Strafanzeige
von zwei Privatleuten
verlinkt
(8),
aber er lässt die Chance zur Quellenkritik ungenutzt.
Die Staatsanwaltschaft muss wegen
jeder Strafanzeige und ungeachtet ihres
Inhalts ein Ermittlungsverfahren
einleiten. Kommt sie bei ihrer ersten Prüfung
dazu, dass kein
Anfangsverdacht besteht, stellt sie das Verfahren sofort nach den
§§ 152
Abs. 2,
170
Abs. 2 StPO ein. Dagegen kann der Anzeigeerstatter Beschwerde
erheben, wenn er ein Verletzter ist (Prozessbeschwerde:
§ 172
Abs. 1 StPO), und gegen den ablehnenden Bescheid der
Generalstaatsanwaltschaft u.U. auch klagen (
§ 172 Abs. 1 StPO). Auch einer haltlosen Strafanzeige kann somit ein
längeres Leben beschieden sein.
|
 |
gutgläubige Helfer |
|
Auf
einen Link
zum Beispiel
der
Website
des LKA Bayern folgt nur ein Konterzitat aus
lawblog.de.
Ist das falsch, was das LKA Bayern schreibt? Dort steht:
Wer aktiv im
Internet nach Kinderpornografie sucht, macht sich wegen versuchter
Besitzverschaffung von kinderpornografischen Schriften bereits strafbar,
auch wenn die Suche in der Absicht erfolgt, die Strafverfolgungsbehörden
bei ihrer Arbeit zu unterstützen.
Mit einer ähnlich anmutenden Meinung wird auch der Oberstaatsanwalt Vogt
aus Halle zitiert, den
die Medien immer wieder gerne bekritteln:
Schon wenn
zielgerichtet mit bestimmten Begriffen nach Kinderpornografie gesucht
wird, macht man sich strafbar.
(9)
Daran sind Zweifel anzumelden, weil es sich bei dem einschlägigen
§ 184b
StGB um kein Verbrechen (
§ 12 Abs. 1 StGB) handelt und sein Text den Versuch nicht
ausdrücklich als strafbar erklärt.
§ 184b
Abs. 4 StGB zielt aber auf den "Sucher" und stellt das
Sich-Verschaffen unter Strafe. Tröndle/Fischer
(10)
meinen dazu:
Nach bisher
hM erfüllt das Abrufen pornografischer Dateien im Internet und ihr
bloßes Betrachten ("Surfen") den Tatbestand nicht, sondern erst das
Abspeichern auf eigene Datenträger ... Dass diese Abgrenzung mit BGH 47,
55
(11)...
ohne weiteres vereinbar ist, ist zweifelhaft ..., denn wenn ein "Verbreiten"
iS von Abs. I Nr. 1 vollendet ist, wenn Daten im Arbeitsspeicher des
Nutzers "angekommen" sind, muss das "Sich-Verschaffen" schon mit dem
Download in den Arbeitsspeicher ..., jedenfalls aber bei ...
Abspeicherung im Cache-Speicher vollendet sein ...
|
Wenn das LKA Bayern von "versuchter Besitzverschaffung" spricht, ist das
im Wortsinn Unfug. Allerdings ist der objektive Vorgang des
Besitzverschaffens von der Rechtsprechung und Lehre, das zeigen die
Zitate, so weit vorverlagert worden, dass zwischen den Vorgängen des
Suchens, des Findens und des Sich-Verschaffens kaum noch zeitliche
Abstände sind, so dass die Mahnungen des LKA Bayern und von Vogt von der Sache her
wieder Sinn machen.
Das Problem der "gutgläubigen Helfer" ist ein anderes und muss von der Staatsanwaltschaft und
nicht von der Polizei entschieden werden: Ist das objektive Handeln auch
vom inneren Wollen umfasst (Vorsatz) und gibt es Rechtfertigungsgründe?
Ob diese Fragen bei der Tatbestandsmäßigkeit (Rechtswidrigkeit) oder
erst im Anschluss daran bei der Schuldhaftigkeit geprüft werden, ist ein
alter rechtswissenschaftlicher Streit.
Dem in der Sache recherchierenden Journalisten mag man die gute
Absicht noch abnehmen, wenn er den Strafverfolgungsbehörden seine
Suchergebnisse gibt, der Einzelperson hingegen, die jahrelang Hunderte
und Tausende solcher Bilder sammelt und nach feinsinnigen Kriterien in
verschiedenen Ordnern dokumentiert, irgendwie nicht so ganz ...
|
 |
kritische Strafverteidiger |
|
Schließlich lässt Schröder noch Rechtsanwälte zu Wort kommen. Ein namenloser
Rechtsanwalt berichtet in der angegebenen Quelle
(12)
über das Schicksal seines Mandanten als Beschuldigten, das die
Staatsanwaltschaft deshalb gar nicht gewürdigt habe, weil sie ihm
nach Monaten
einen schmucklosen Einstellungsbescheid ohne ein Wort des Bedauerns
geschickt habe.
Bei allem Verständnis: Der Beschuldigte erhält keinen mit Begründung
versehenen Bescheid (
§ 171 StPO), sondern allenfalls eine Einstellungsnachricht, mit der
ihm die Tatsache der Verfahrenseinstellung mitgeteilt wird (
§ 170 Abs. 2 S. 2 StPO).
Dem
folgt eine Passage aus der
Presseerklärung der Vereinigung Berliner Strafverteidiger zur
Mikado-Fahndung
vom 11.01.2007, die sich im übrigen gegen einen Generalverdacht gegen
eine unüberschaubare Vielzahl von Bankkunden richtet und deshalb
ausführt: Es
muss davor gewarnt werden, durch den guten Zweck der Bekämpfung der
Kinderpornografie jedwedes Mittel als geheiligt anzusehen.
|
Die geäußerte Kritik liegt jedoch neben der Sache, weil die
Mikado-Ermittlungen nicht nach der allgemeinen Ermittlungsbefugnis gemäß
§ 161
StPO gerechtfertigt waren, sondern nach der zwangsbewehrten
Vernehmungsbefugnis gemäß
§ 161a
StPO ( siehe
unten). Und ebenso wenig standen
22 Millionen Kreditkartennutzer unter Verdacht. Die interessierten
die Strafverfolgung ebenso wenig wie die Namen, Anschriften und
Telefonnummern aller Anderen, wenn man nach "Peter Müller" im
Telefonbuch sucht.
Fazit
Die Bewertung von Quellen kann nie schaden, wenn man sich an die
Öffentlichkeit wendet.
|
 |
Anmerkungen |
|
(1)
Burkhard Schröder,
Operation Heiße Luft, Telepolis 31.12.2007
(2)
Dialektik
(3) Ein banales Beispiel:
These |
Das Wasser im Topf kocht. |
Antithese |
Es blubbert nicht. |
Synthese |
Das Wasser im Topf kocht nicht. |
(4)
Ins
Netz gegangen, Tagesspiegel 27.12.2007
(5)
Ermittler kritisieren Kinderporno-Operation als Flop, Spiegel online
29.12.2007
(6)
Kinderpornografie. EU-Recht
Rahmenbeschluss 2004/68/JI des Rates
vom 22. Dezember 2003 zur Bekämpfung der sexuellen Ausbeutung von
Kindern und der Kinderpornografie, EUR-Lex 32004F0068
(7)
Anders nach dem allgemeinen deutschen Strafrecht:
|
(8)
Thomas Gigold, Kinderpornographie: Strafanzeige gegen
Sat.1, medienrauschen.de 15.01.2007
private
Strafanzeige o.D.
(9)
Tausende wegen Kinderpornografie im Visier, netzeitung.de 24.12.2007
Operation Mikado
(10)
Tröndle/Fischer, § 184b StGB, Randnummer 20 (selbstverständlich neueste
Auflage: 54. Auflage, München 2007)
(11)
BGH,
Urteil vom 27.06.2001 - 1 StR 66/01 -
(12)
Vom
“Himmel” in die Hölle, lawblog.de 25.12.2007
Kinderporno: Wie erfolgreich war die Operation "Himmel"? Heise
online 07.02.2008
|
 |
Operation Himmel |
|
25.12.2007:
Ihr Beginn reicht weit in das Jahr 2006 zurück. Die Operation Himmel
richtet sich gegen mindestens 12.000 Verdächtige im In- und Ausland, die
im Besitz kinderpornographischer Abbildungen sein sollen. Bemerkenswert
ist, dass sie tatsächlich erst jetzt in der Öffentlichkeit bekannt wurde
(1).
Die Aktion ist eine Belastungsprobe für die Strafverfolgung. Seit
März 2007 wurden die ersten Verdächtigen durchsucht und die polizeiliche
Arbeit dürfte weit gehend abgeschlossen sein. Die Staatsanwaltschaften
werden noch immer nach den bedeutenden Fällen forschen und die Gerichte
werden schließlich mit einer immer noch erheblichen Welle von
Strafbefehlen und Anklagen zu rechnen haben.
Solche Kampagnen übersteigen die Kapazitäten der Strafverfolgung um
ein Vielfaches. Meine innere Zurückhaltung wegen der Frage, ob solcher
Aufwand gerechtfertigt ist, habe ich verloren, nachdem ich zwei Bilder
von Misshandlungen von Kleinkindern gezeigt bekam. Völlig zu Recht wird
deshalb die Verbreitung, der Erwerb und der Besitz
kinderpornographischer Schriften und Abbildungen von
§ 184b
StGB mit Freiheitsstrafe von 3 Monaten bis 5 Jahre bedroht und gilt
nach
§ 6 Nr.
6 StGB das Weltrechtsprinzip, wonach auch alle im Ausland begangenen
Taten verfolgt werden müssen.
Mit dem vorhandenen Wissen, den beschränkten Befugnissen und den
bestehenden Kapazitäten wird die Strafverfolgung vor der gegenwärtigen
und zu erwartenden IT-Kriminalität scheitern müssen. Das zeigen die
Operation Himmel
wegen ihres Umfangs, die Nichtverfolgung von
Bombenbauanleitungen wegen der verbreiteten Unkenntnis und die
Massenkriminalität im Zusammenhang mit dem
Phishing,
dem
Skimming
und den
Botnetzen.
|
Immer wieder in den Zusammenhang mit Ermittlungen nach
kinderpornographischen Straftaten wird ein Kollege von der
Staatsanwaltschaft Halle genannt, der schon Anfang 2007 im Schussfeld der
Medien stand (2). Er hatte seinerzeit bei verschiedenen Banken nach
Kunden angefragt, die in ihrer Höhe genau bestimmte Zahlungen an einen
genau bestimmten Adressaten gezahlt hatten, der mit der Übersendung
eines Datenträgers mit Kinderpornos geworben hatte. Dem Staatsanwalt
wurde vorgeworfen, er habe eine Rasterfahndung veranstaltet und dabei
die Gerichte umgangen (siehe auch
-Unfug). Die
Rasterfahndung ist jedoch eine Auswertung von
mindestens zwei verschiedenen
Datensammlungen (
§ 98a StPO), deren Anordnung tatsächlich dem Richtervorhalt
unterliegt (
§ 98b StPO). Hier wurde jedoch eine Bankauskunft (
Kontoverdichtung) eingeholt, die allein auf
§ 161a
StPO gründet (
Auskunftsersuchen).
(1)
Matthias Kremp, Das Netz der Kinderporno-Mafia,
Spiegel online 25.12.2007
Operation "Himmel": Bundesweite Ermittlungen wegen Kinderpornografie,
Heise online 25.12.2007
(2)
Operation Mikado
Fahnder
weiten Ermittlungen gegen Kinderporno-Ring international aus, Heise
online 10.01.2007 (Mikado)
Operation "Himmel": Kölner Staatsanwalt hat alle Verfahren wegen
Kinderpornos eingestellt, Heise online 24.01.2008
|
 |
Online-Kommunikation |
|
aus
Online-Durchsuchung
Problematisch sind die geschlossenen Benutzergruppen, die sich
Straftaten verschrieben haben. Sie sind besonders wegen des Tausches
kinderpornographischer Bilder bekannt, in die nur aufgenommen wird, wer
sich mit Referenzbildern ausweist. Das berührt die Frage nach der
Zulässigkeit der Tatprovokation durch einen polizeilichen Lockspitzel
(Agent provocateur).
|
Hierzu hat der Bundesgerichtshof zusammenfassend ausgeführt (
Urteil vom 23. Mai 1984 - 1 StR 148/84 - Rn 5, 7)
Zutreffend geht das angefochtene Urteil davon aus, daß der
Einsatz von V-Personen und von verdeckt arbeitenden
Polizeivollzugsbeamten zur Bekämpfung besonders gefährlicher und schwer
aufklärbarer Kriminalität, zu der insbesondere auch der Rauschgifthandel
gehört, notwendig und zulässig ist (BVerfGE 57, 250 [284]; BGHSt 32, 115
[121/122] m.w.N.).
mehr
|
 |
Geschlossene Benutzerkreise |
|
|
aus
strafbare
Bombenbau-Anleitungen
Die Volksverhetzung und die Anleitung zu Straftaten heben das Verbreiten
friedensstörender Inhalte hervor. Damit unterscheiden sie sich ganz
besonders von dem Verbreiten gewalt-, tier- und kinderpornographischer
Schriften ( §§ 184a,
184b StGB), deren Herstellung und wegen der
kinderpornographischen Schriften auch deren Besitz strafbar ist. Ihre
Verfolgung wurde außerdem dem Weltrechtsprinzip unterstellt ( § 6 Nr. 6 StGB).
Nach der breiten Anlage der tatbestandlichen Handlungen im Zusammenhang
mit pornographischen Schriften muss sich deren Strafverfolgung nicht auf
den öffentlichen Teil des Internets beschränken, sondern kann auch
geschlossene Nutzergruppen mit besonderen Zugangssicherungen umfassen.
|
Nach ihrer Ausrichtung auf
die Gefährdung des öffentlichen Friedens erfordern die Volksverhetzung
und die Anleitung zu Straftaten ein Handeln in der Öffentlichkeit, so
dass solche Schriften grundsätzlich ausgenommen sind, die nur den
Teilnehmern einer geschlossenen Benutzergruppe zugänglich sind.
Der öffentliche Hinweis auf Schriften gegen den öffentlichen Frieden in
geschlossenen Benutzergruppen dürfte jedenfalls nicht nach den
§§ 130,
130a StGB strafbar sein. Insoweit können im Einzelfall nur die (konkrete)
öffentliche Aufforderung zu (künftigen) Straftaten gemäß
§ 111 StGB und
die Belohnung und Billigung von (geschehenen) Straftaten nach
§ 140 StGB
erfüllt sein (ggf. auch
§ 86 StGB).
|
 |
Cyberfahnder |
|
© Dieter Kochheim,
11.03.2018 |