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Auf
die Dummheiten, die im Zusammenhang mit der Vorratsdatenspeicherung
verlautbart werden, reagiere ich nicht mehr. Zuletzt haben mich
Twister und der
Bundesbeauftragte für den Datenschutz zur Glut gebracht. Das
BKA macht eine schlechte Figur und noch schlechtere
Öffentlichkeitsarbeit, weil es bei jeder unsinnigen Gelegenheit nach der
Vorratsdatenspeicherung im Zusammenhang mit immer anderen
Kriminalitätsfeldern verlangt. Es öffnet damit Scheunentore für die
Gegner, die dann die unteren Enden der Laternenpfähle zur Widerlegung
bemühen. Anstatt strategisch und sachlich zu argumentieren. Die
Veröffentlichungspraxis des BMJ ist eben
nicht gerade Beispiel gebend.
Alle
reden von der
Cybercrime und jetzt auch
Norton. Andere
bleiben
merkwürdig ruhig. Die meisten Äußerungen bleiben auf der
Erscheinungsebene und Nortons Unterscheidung nach Typ I mit Malware und
Typ II mit Social Engineering hat keinen echten Erkenntniswert. Anders
ist das bei G Data, wenn dort die bekannten
Malware-Formen systematisiert werden. Von G Data stammen auch die
beiden wichtigsten White Papers über
Hackerboards und ihre
jüngsten Entwicklungen.
Damit reicht dieses Sicherheitsunternehmen nicht an McAfee heran.
Dessen Labs haben nicht nur die
Zweite große europäische Studie über das Organisierte Verbrechen und das
Internet und die
grandiosen Länderberichte herausgebracht, sondern machen immer
weiter, zuletzt mit den White Papers über
Botnetze
und Pagets Ausführungen über den
Hacktivismus.
Der
Text von
Paget hat mich beeindruckt wegen seiner Fakten und deutlichen Worte.
Er reizt mich dazu, das
Arbeitspapier
Cybercrime
wieder aufzunehmen, es in einem neuen Aufsatz anzureichern und stärker
noch mit dem Thema
Cyberwar
zu verbinden.
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Der
Cyberwar
ist in
vieler
Munde. Die Autoren meinen überwiegend, zwischen Cyberwar als
völkerrechtliches Problem und der Cybercrime als normale
Kriminalität unterscheiden zu können.
Im
Arbeitspapier
Netzkommunikation
habe ich
beide
destruktiven Formen verbunden und ich bleibe dabei: Der Cyberwar in
seiner kalten Phase ist längst im Gange und zum Glück ist er noch nicht
in seine heiße Phase eingetreten. Der heiße Cyberwar ist kein
Online-Spiel. Ihm wird es um die Vernichtung als feindlich angesehener
Infrastrukturen gehen und die dabei Verstorbenen werden nicht wegen
ihrer Mächtigkeitspunkte das Level wiederholen dürfen oder auferstehen.
Die
Kriegsparteien im Cyberwar sind nicht nur Staaten, sondern auch
Verbrecherorganisationen, Terroristen, patriotische Gruppen und
Wirtschaftsunternehmen, denen das Völkerrecht ziemlich egal ist. Ihr
Bodenpersonal entstammt demselben Sumpf, in dem schon heute in
Nordamerika, in Russland und anderen osteuropäischen Staaten Kriminelle
erfolgreich agieren und die eine oder andere Rechnung bei ihren
Unterstützern offen haben.
Luigi, ich mache Dir ein Angebot, das Du nicht ablehnen kannst!
Vor
solchen strukturellen Zusammenhängen verschließen die meisten Analysten
die Augen. Die einen, weil sie vor aller Kriegstechnik nichts mehr drum
herum wahrnehmen, und die anderen, weil sie sich vor lauter Bigotterie
dem Tatort Internet nur noch unter dem Gesichtspunkt der
Kinderpornographie widmen. Die einen landen in der Piratenpartei und die
anderen bei RTL II. Ich weiß nicht, was schlimmer ist.
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Es gibt
Themen, die im Cyberfahnder nicht oder nur selten stattfinden.
"Betrug"
ist so ein Thema. Es gibt betrügerische Webshops und sogar solche, die
sich tief in organisierte kriminelle Strukturen eingebunden haben. Sie
nutzen die schusssicheren Angebote von Schurkenprovidern, lassen
Webshops für ihre kriminell erlangten Daten betreiben und nicht zuletzt
Bezahlsysteme, mit denen sie nur noch die Hälfte des Preises - aber
immerhin - sicher erlösen.
Es gibt den "eBay-Betrug" mit falschen Warenbeschreibungen und
falschen Versprechungen gegen Vorkasse. Es gibt den Stoßbetrug und die
Geldwäsche durch komplizierte Hin- und Her-Transaktionen. Mit wenigen
Ausnahmen sind sie gähnend langweilig. Leitendes Motiv ist der schnelle
Profit und die Handelnden sind leicht daran zu erkennen, dass sich ihre
Pupillen zu Dollarzeichen verformt haben - auf beiden Seiten.
"Kinderpornographie" ist so ein Thema. Es kratzt nur an der Oberfläche.
Der praktizierte und dahinter steckende Kindesmissbrauch ist weit mehr
als ekelhaft und die, die sich an den Abbildungen davon abgeilen, sind
das auch.
Die Vertriebsstrukturen für "KiPo" sind intelligent geworden. Ich
behaupte auch nicht, dass spermageschmierte Synopsen die Intelligenz
beeinträchtigen. Ohne die Konsumenten gäbe es keinen Markt für den
Handel mit den Abbildungen und dass es dafür einen Markt gibt, dürfte
jedenfalls die Motivation fördern, ihn zu beliefern.
Ob das wirklich so weit geht, dass Kindesmisshandlungen erst deshalb
stattfinden, um den Markt der Voyeure zu beliefern, weiß ich nicht. Es
wird wahrscheinlich eine Grauzone geben bei Leuten, bei denen sich der
Spermastau im Kleinhirn mit der dollarischen Pupillenverformung
verbindet, so dass sie den letzten Kick zum Missbrauch kriegen.
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Sperren
oder Löschen. Auf dieses Thema gehe ich im Cyberfahnder nicht mehr ein!
Die Lösch-Schreier haben nichts kapiert. Wenn es an irgendeiner
Stelle im Internet für die Anbieter krimineller Dienste zu heiß wird,
dann suchen sie sich andere Anbieter, Standorte oder technische
Plattformen.
Das "Sperren" beschränkt hingegen den Markt für kriminelle Angebote.
Diese Strategie ist vom Wettbewerbs- und Urheberrecht lange bekannt -
und funktioniert. Damit sind zwei Wirkungen verbunden. Wer auf dem
freien Markt nicht mehr agieren kann, muss sich in Nischen zurückziehen
und dort handeln. Er handelt weiter und wer kann ernsthaft behaupten,
dass er auch nach einer kompletten Löschung nicht an einer anderen
Stelle wieder genau dasselbe macht? Niemand!
Je kleiner aber die Nische wird, in der er profitabel handeln kann,
desto weniger Gewinn wirft die Veranstaltung ab. Wenn er selber den
Missbrauch praktiziert, wird er durchs Sperren von den Geldquellen
abgeschnitten, die ihm die Rahmenbedingungen des Missbrauchs
erleichtern: Eigene Häuser, ausgebaute Kellerräume und was weiß ich
nicht alles. Für den Händler gilt dasselbe: Kein Profit, kein Geschäft.
Der sexuelle Missbrauch von Kindern wird durch das Sperren nicht
verhindert - aber durch das Löschen solcher Angebote auch nicht. Beide
Maßnahmen grenzen den Markt für den Profit durch Abbildungen ein - und
das Sperren mehr als die ideologisch verblendete Suche nach den
Speicherorten, um die betreffenden Hostprovider freundlich zur Löschung
zu überreden.
Ich bin
nicht mehr bereit, für Urheber- oder andere gewerbliche Schutzrechte in
die Bresche zu springen. Dieses Segment haben die Lobbyblower für sich
besetzt, mit den Methoden der Wegelagerei hinreichend belegt und sich
von der sozialen Marktwirtschaft abgekoppelt. Wie hat der Sachsenkönig
gesagt:
Macht Euern Scheiß alleine! Vom Cyberfahnder bekommt Ihr bei der
Krümelkacke keine Unterstützung, sondern nur dann, wenn es um heftige
und richtig teure Missbräuche geht.
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Die
organisierten Strukturen der Cybercrime werden nicht oder allenfalls am
Rande wahrgenommen. Dornröschens Attraktivität mag Blaublütler sportlich
angereizt haben. Ich sehe jedoch weniger Bereitschaft, sich auf meine
Warnungen einzulassen, sondern eher Widerstände, Bedenken und
Unverständnis, wenn es um die Gefahren, Entwicklungen und Bekämpfung der
organisierten Cybercrime geht.
Ich
beobachte die Rechtsprechung des BGH und des BVerfG und behaupte
keineswegs, alle Tendenzen, Entwicklungsschritte und Feinheiten zu
erkennen. Gehen Sie einmal alle aktuellen Entscheidungen der Strafsenate
des BGH durch! Es geht ihnen vor allem um Betäubungsmittel,
Vergewaltigungen, gescheiterten Tötungen und immer mehr um Betrügereien
im Zusammenhang mit dem Carding.
Die Frage
nach dem
Versuchsbeginn beim Skimming hat der BGH beantwortet. Die
Entscheidung des
2.
Senats zur Tatmehrheit war falsch
instringent.
Muss ich
die infernale Komödie weiter beobachten? Einen Gesetzgeber, der frei von
Sachkenntnis ist - jedenfalls dann, wenn er sich medienwirksam äußert?
In einem Justizapparat, der mir Anerkennung zollt, ohne daraus
Konsequenzen zu ziehen? Ach, wir haben da so einen Idioten, der kennt
sich ganz gut aus. Nö!
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Am
01.04.2011 wird es den Cyberfahnder vier lang Jahre geben. Ich habe
bewiesen, dass man ein solches Projekt durchziehen kann. So, wie es
jetzt aussieht, wird es keinen Tag länger existieren!
So long! Fisch gab es nicht genug!
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